Muss ich unbedingt für andere beten?

von Sarah Sittner
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Ganz ehrlich: wenn ich bete, dann am liebsten für mich selbst. Es gibt doch sooo vieles, was mir durch den Kopf geht, Emotionen, die ich vor Gott lang und breit ausführen möchte, Sorgen darüber, ob ich im nächsten Semester in alle Kurse reinkomme, die ich brauche, um die Regelstudienzeit zu schaffen und nicht zuletzt gibt es so viele Dinge, die ich mir wünsche!

Für diese ganzen Sachen zu beten, dauert schon seine Zeit. Und dann noch für andere beten?! Das ist dann schon ein bisschen zu viel! Manchmal fällt mir ein, dass ich Person X gesagt habe, dass ich für sie beten würde…also hänge ich in dem Fall noch ein kurzes „Herr, hilf auch Person X in ihrer Lage, Amen!“ an mein Gebet an.

Soll das alles sein?

So in etwa sieht mein -und vielleicht auch dein- Gebetsleben häufig aus. Und auch, wenn es etwas Gutes ist, wenn wir dem Herrn unser Herz ausschütten und wir es durchaus in Anspruch nehmen können, Ihm unsere Wünsche vorzutragen, versäumen wir etwas sehr Wichtiges: nämlich die Fürbitte für andere Menschen. In 1Tim 2,1.3-4 sehen wir eine deutliche Aufforderung zum Gebet für andere:

„So ermahne ich nun, dass man zuerst vor allem mit Bitten, Gebeten, Fürbitte und Dankgebeten für alle Menschen eintritt (…), denn das ist gut und angenehm vor Gott, unserem Retter, der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.“

Zwar vergesse ich es oft, für andere zu beten, doch das heißt nicht, dass mir meine Mitmenschen, meine Freunde und Familie egal sind. Im Gegenteil, ich mache mir oft viele Sorgen was das deren Leben betrifft. Wenn es Streit in der Familie gibt, Freunde sich von Gott entfernen oder gar nicht erst zu Ihm kommen wollen, Verwandte in seelisches Leid geraten, fühlen die meisten von uns das als große, untragbare Last, an der wir nichts ändern können. Wir müssen leider in solchen Situationen oft feststellen, dass wir machtlos sind. Wir können unsere Freunde nicht selbst „bekehren“. Wir können Menschen, die tief in Depressionen stecken oder in Selbstmitleid gefangen sind, mit unseren Worten nicht heraushelfen. Das einzusehen, kann einen echt runterziehen und man kann versucht sein, sich vor dem Leid anderer zu verschließen.

Darum beten wir für andere!

Dass wir zur Fürbitte aufgefordert werden, bedeutet nichts anderes, als dass wir all diese Sorgen, die uns belasten, bei Gott abladen und ihn zum Eingreifen anflehen können! Wie oft vergessen wir das und verlieren den Mut, anstatt uns an denjenigen zu wenden, der alles kann, dem rein gar nichts unmöglich ist und der dazu noch liebevoll und barmherzig ist! Denk doch mal darüber nach, wie unglaublich es ist, dass du durch das Gebet MIT diesem Gott ÜBER die Menschen, die dir am Herzen liegen, redest und für sie eintrittst! Und Er hört es in dem Moment, in dem du es aussprichst und er nimmt es sich zu Herzen!

1Joh 5,14-15:

„Und das ist die Zuversicht, mit der wir vor ihm reden: Wenn wir um etwas bitten nach seinem Willen, so hört er uns. Wenn wir wissen, dass er uns hört, was wir auch bitten, dann wissen wir, dass wir die Bitten haben, die wir von ihm erbeten haben.“

Wen kennst du, der gerade dein Gebet braucht? Jemanden, an dessen schwierigen Umständen sich nichts zu ändern scheint? Ist in deiner Familie jemand, der in Bitterkeit und Selbstmitleid verharrt, damit den Menschen um sich herum das Leben schwermacht und sich nichts sagen lässt? Wenn man erstmal anfängt, darüber nachzudenken, gibt es so viel, wofür wir beten können! Welche Person liegt dir besonders am Herzen? Bitte Gott, dir Menschen aufs Herz zu legen, für die du regelmäßig beten kannst. Damit ich nicht den Überblick verliere und nicht für eine große Menge von Leuten halbherzige Gebete spreche, habe ich mir Anfang des Jahres 5 Personen aufgeschrieben, für die ich intensiv beten möchte. Nicht alle von ihnen stecken in schwierigen Situationen. Es handelt sich um Menschen, deren persönliches und geistliches Wachstum mir wichtig sind.

Und wenn ich die Motivation verliere?

Es erfordert neben emotionaler Anteilnahme am Leben anderer Menschen auch ein gewisses Maß an Disziplin, regelmäßig und beharrlich zu beten. Nicht immer bin ich von Mitgefühl für andere ergriffen. Nicht immer ist mir danach, für eine Person zu beten, zum Beispiel, weil ich gerade wütend auf sie bin. Oder, weil meine eigenen Belange gerade meine ganze Konzentration abverlangen und ich lieber nur dafür bete. Bete trotzdem weiter und sei ehrlich vor Gott über deine Emotionen. Oft kann es auch frustrierend sein, weil es aussieht, als würde sich durch unsere Gebete nichts ändern. Aber was bleibt uns anderes übrig? Sorgen machen wir uns so oder so, und in der Fürbitte dürfen wir diese zu Ihm bringen, damit Er uns Frieden ins Herz gibt. Sein Herz lässt sich durch unser beharrliches Bitten und Flehen erweichen. Keines unserer Gebete geht verloren, denn Gott hört sie alle und er kann im Verborgenen Wege bereiten.

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