Für alle, die (nicht) auf der diesjährigen Josia-Freizeit dabei waren: In den nächsten Wochen veröffentlichen wir in leicht abgewandelter Form die drei Predigten, mit denen wir uns für unsere Planungen ausrichten und herausfordern ließen. Daniel und seine Freunde lebten in einer Zeit und Umgebung, die der der Adressaten des 1. Petrusbriefes (diesjähriges Konferenzbuch) und unserer sehr ähnlich war. Lass dich vom aktuellen und auch packenden Anspruch dieses Buches bereits auf die Konferenz einstimmen:
Von Gott getragen – denn Er ist der Held der Geschichte
Die Geschichten von Daniel und seinen Freunden begleiten viele Christen schon seit der Sonntagsschule oder dem Kindergottesdienst. Wir kennen sie nur zu gut. Die Verweigerung von dem Essen des Königs zu essen, Daniels Freunde im Feuerofen, Daniel in der Löwengrube: all das sind Geschichten, die regelmäßig und gerne Kindern erzählt werden. Das ist keineswegs verwerflich, da sie ja wirklich spannend sind und wichtige Nachrichten beinhalten – auch für uns heute. Diese wichtigen Nachrichten zielen eigentlich immer auf eine Person ab. Diese Person ist nicht Daniel, auch wenn man meinen könnte, dass er der Held seiner Geschichten ist. Seine Geschichten sind keine Aufforderung so wie Daniel zu sein. Sie zeigen in erster Linie nicht auf Daniel und sagen: „Sei so wie Daniel!“, vielmehr zeigen sie auf Gott und fordern dich auf: „Sieh, wie herrlich und souverän Gott ist!“ Ja, obwohl die Geschichten die meiste Zeit über Daniel und seine Freunde berichten, die wirklich tapfer waren, ist es dennoch Gott, der als Held in ihnen erkennbar wird. Denn Er ist es, der Seinen Plan in Erfüllung gehen lässt. Gott ist es, der Könige in die Hand anderer Könige gibt (Dan 1,2), der Daniel Gnade schenkt (Dan 1,9) und Er ist es auch, der Daniel und seinen Freunden Weisheit schenkt – mehr als allen anderen Weisen in Babylon (Dan 1,17). Dies ist wichtig zu verstehen, um an Geschichten wie diese richtig heranzugehen. Gott ist der Held der Geschichte. Er plant, Er leitet, Er führt zur Vollendung.
Von Gott getragen – trotz Babylonisierung
In Daniel 1 sehen wir, dass Gott den jüdischen König Jojakim in die Hand des babylonischen Königs Nebukadnezar gab. Geräte aus dem Tempel und junge Männer aus dem königlichen Geschlecht waren seine Beute. Diese jungen Männer, welche wahrscheinlich zwischen 15-20 Jahre alt waren, sollten Nebukadnezar an seinem Hof dienen. Ihre Wegführung galt somit Babylon als Vorteil und Juda gleichzeitig als Nachteil, denn Juda würde es in kommender Zeit an Nachwuchs in Führungspositionen fehlen. Daniel, seine Freunde und die restlichen jungen Männer sollten in Babylon nun eine dreijährige Ausbildung in der babylonischen Schrift und Sprache durchlaufen. Oder anders gesagt: Was ihnen bevorsteht ist eine dreijährige „Babylonisierung“. Sie sollen sich von ihrem alten Leben abwenden und sich einem neuen Leben als Führungspersonen in der Regierung Babylons zuwenden. Diese „Babylonisierung“ geschieht auf vier verschiedenen Wegen:
- Zum einen wäre da die Isolierung (V.3-4). Die jungen Israeliten werden von ihrem eigentlichen Zuhause isoliert. Fern von ihrer Familie, fern von regelmäßigem Gottesdienst, kurz gesagt: Fern von dem, was eigentlich ihre Identität formte. Vielleicht werden sie dadurch ja offener für die babylonische Weltanschauung?!
- Zum anderen werden sie gewissermaßen indoktriniert (V.4). Ein „Bachelorstudium“ in babylonischer Sprache und Literatur steht ihnen bevor. Drei Jahre lang, Tag für Tag, das babylonische Weltbild erlernen… Das kann schon ordentliche Spuren hinterlassen.
- Ein weiterer Punkt ist das Essen (V.5), denn Essen sollte man nicht unterschätzen ;). Der König gibt den Männern das zu essen, was er selbst isst. Dies zeigt den Wohlstand auf, den die Männer durch ihre Ausbildung erreichen können. Diese Ausbildung bringt Privilegien, z.B. feines Essen. Das ist doch gut oder nicht?!
- Zuletzt wäre da noch die Namensänderung (V.7). In der Bibel lässt sich erkennen, dass Namen verschiedener Personen oftmals das aussagten, was diese Person ausmachte. An dieser Stelle ist das ähnlich. Alle 4 Freunde haben Namen, die den Gott Israels bezeugen. Mischael bedeutet z.B. „Wer ist, wie Gott ist?“ Diese Namen sollen nun Vergangenheit sein. Stattdessen bekommen sie nun Namen, welche die Götter Babylons bezeugen. Mischael wird nun zu Meschach, was so viel bedeutet wie „Wer ist, wie Aku (babylonische Gottheit) ist?“ Das Ziel der Namensänderung ist also die Identität der Freunde von jugendlichen, gottesfürchtigen Israeliten zu babylonischen Weisen zu verändern.
Die Frage, die sich nun geradezu aufdrängt, lautet: Was passiert jetzt? Werden die Freunde schwach und geben nach oder bleiben sie standhaft?
V.8 gibt die Antwort: Sie widerstehen. Sie konnten nicht verhindern, dass sie nach Babylon verschleppt wurden. Auch konnten sie die Namensänderung nicht verhindern. Doch beim königlichen Essen können sie widerstehen und tun dies auch, ganz entschlossen. Ist das eine einfache Entscheidung? Wahrscheinlich nicht. Denn sie wissen ganz genau, was jemanden erwartet, der Nebukadnezar nicht gehorcht. Der Tod ist für solch eine Person ziemlich sicher. Doch Daniel und seine Freunde entscheiden sich für die Heiligkeit. Sie sondern sich bewusst von der Aufforderung das Essen des Königs zu essen ab und riskieren damit ihr Leben. Das macht eine Sache ganz deutlich: Heiligkeit bringt Risiko! Ihnen ist bewusst was sie wahrscheinlich erwarten würde, wenn sie dem König nicht gehorchen. Doch sie hatten mehr Ehrfurcht vor Gott, als Furcht vor Nebukadnezar.
Heiligkeit bringt Risiko! Für uns genauso aktuell wie für Daniel. Wörter wie Heiligkeit werden oft genutzt, ohne wirklich erklärt oder im alltäglichen Leben angewendet zu werden. Was bedeutet Heiligkeit also? Heiligkeit ist das Abgesondert-Sein von der Sünde, also von dem, was Gott nicht gefällt. Sie hat somit zwei Seiten:
- Zum einen das Abwenden von Sünde
- und zum anderen das Hinwenden zum Guten, zu dem, was Gott gefällt.
Welche Form kann das nun in deinem Leben annehmen? Ein Paradebeispiel ist natürlich die Schule, das Studium oder die Arbeit. Vielleicht bist du in deiner Klasse fast der einzige Christ. Schnell kann es passieren, dass du mitten unter denen bist, die sich über einen gewissen Lehrer lustig machen. Vielleicht rutschst du aber auch auf deiner Arbeitsstelle schnell mal in Gespräche hinein, die sich eigentlich nur darum drehen, den Chef schlecht zu machen. Heiligkeit würde an dieser Stelle bedeuten, dass du solchen Gruppen und Gesprächen den Rücken zuwendest. Jedoch solltest du dabei nicht stehen bleiben, denn das Abwenden ist nur eine Seite der Medaille. Gleichzeitig solltest du dich zu Gottes Geboten hinwenden und dem Lehrer, dem Chef und selbst der lästernden Gruppe mit Liebe begegnen. Aber sei gewarnt: Heiligkeit hat ihren Preis. Wenn du so lebst, ist es gut möglich, dass du auf einmal ausgegrenzt, ausgelacht, ausgebuht wirst. Denn du hast dich von dem, was die anderen feiern, distanziert.
Von Gott errettet – um heilige Exoten zu sein
Wenn dies passiert solltest du aber nicht traurig sein. Vielmehr solltest du dich freuen. Im Auslachen kannst du nämlich die Bestätigung finden, dass du in dieser Situation heilig lebst. Und als Christen ist dies unser Ziel. Wir wurden dazu auserwählt und durch Christus tatsächlich zu Heiligen gemacht. Jesus hat uns von der Dunkelheit ins Licht errettet. Er hat uns abgewandt von der Sünde und uns dem Willen Gottes zugewandt. Nur aufgrund Seiner Errettung und seiner Kraft, die in uns wirkt, sind wir überhaupt fähig, heilig zu leben. Jesus hat uns zu heiligen Exoten gemacht; darum leben wir auf dieser Welt gewissermaßen als Fremdlinge im Exil, das die Welt darstellt. Christus hat uns zu Gottes Kindern gemacht; somit ist unsere Heimat im Himmel. Wir sind nur Reisende auf dieser Welt, die sich nicht der Sünde dieser Welt anpassen sollen, sondern Gottes Willen dieser Welt verkünden sollen.
Daniel und seine Freunde erhielten reichen Segen, nachdem sie Gott die Treue erwiesen. Sie bekamen Weisheit von Gott, welche über die Weisheit der anderen Weisen in Babylon hinausragte. Das zeigt uns: Es ist der souveräne Gott, der sein Volk führt und leitet, auch im Exil.
Von Gott geführt – um von Ihm den Preis zu empfangen
Das ermutigt, denn es macht eine Sache deutlich: Der souveräne Gott, der Daniel und seine Freunde im Exil in hohe Positionen führte, führt auch heute noch sein Volk in dieser Welt. Probleme, Schwierigkeiten, Kosten der Heiligkeit werden kommen, doch wir dürfen vertrauen, dass Gott über all dem souverän herrscht. Er trägt sein Volk durch, sodass es nach allen Anfechtungen hier auf der Welt bald die Krone des Lebens empfängt, die Gott allen verheißen hat, die Ihn liebhaben (Jak 1,12).