Ich liebe meine Gemeinde. Ich bin in meiner Gemeinde zum Glauben gekommen. Ich stehe zu 100% hinter meiner Gemeindeleitung. Schließlich lernte ich meinen Freund kennen, der in eine andere Gemeinde geht. Das war für mich ein großes Problem, denn ich konnte ganz genau sagen, was ich an seiner Gemeinde nicht gut fand und wo ich mit meinem biblischen Verständnis Dinge anders praktizieren würde. Ich war schon, bevor ich ihn kennengelernt hatte, voreingenommen gegen seine Gemeinde gewesen und während unserer einjährigen Kennenlernphase, war das Thema groß genug für mich, dass ich daran zweifelte, ob das mit uns funktionieren könnte. Es reichte mir nicht, dass wir auf einer Wellenlänge sind, gleiche Werte leben, er ein sehr gottesfürchtiger Mann ist, der mich geistlich anleitet, mich inspiriert und in allen grundlegenden Fragen mit mir einer Meinung ist.
Gottes Gemeinde – ihr Fundament
Bevor wir zusammenkamen, nahmen wir uns eine Kontaktpause auf Zeit, in der wir uns mit Gemeinde beschäftigen wollten. Dazu stellten wir uns ein paar Leitfragen, bei denen wir vor allem zwischen der Frage, was uns allgemein an Gemeinde wichtig ist und was uns an unserer Gemeinde wichtig ist, differenzierten.
„Diejenigen, die nun bereitwillig sein Wort annahmen, ließen sich taufen, und es wurden an jenem Tag etwa 3 000 Seelen hinzugetan. Und sie blieben beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und in den Gebeten.“
Apg 2,41-42
Das Fundament einer Gemeinde muss die Bibel sein und Jesus Christus das Zentrum – darauf basiert unser Glaube. Eine Gemeinde muss vorleben, dass Gottes Wort Autorität hat. Die Stelle aus der Apostelgeschichte beschreibt die Entstehung der ersten Gemeinde und wie sie ihre Gottesdienste feierten. Daraus können wir ableiten, was für ein gottwohlgefälliges Gemeindeleben wichtig ist.
„Die nun bereitwillig sein Wort annahmen, ließen sich taufen (…)“
- Taufe ist ein Bekenntnis von Menschen, dass sie an Jesus Christus und sein Wort glauben. Sie haben verstanden, wer sie vor Gott sind, haben Buße getan und Jesus als ihren Retter angenommen.
„(…) es wurden an jenem Tag etwa 3000 Seelen hinzugetan.“
- Auch im weiteren Textverlauf in Apostelgeschichte 2, wo stets von den Gläubigen die Rede ist, die Gott der Gemeinde hinzutat, wird klar, dass die Gemeinde zuallererst ein Ort für gläubige Geschwister ist.
„sie blieben beständig in der Lehre der Apostel (…)“
- Eine Gemeinde braucht Lehrer/Prediger, die uns die Schrift auslegen. Gott hat einen hohen Anspruch an diesen Dienst (1Tim 3). In der ersten Gemeinde waren diese Lehrer die Apostel, die von Jesus selbst ausgesandt und für diesen Dienst ausgerüstet wurden.
„in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und in den Gebeten.“
- Drei weitere Punkte, die uns wichtige Praktiken innerhalb des Gemeindelebens aufweisen:
1. Die Gemeinde ist eine große Familie, die zusammenhält und sich gegenseitig in Liebe dient.
2. Das Abendmahl wurde das erste Mal gefeiert, bevor Jesus ans Kreuz ging. In einer Gemeinde wird das Abendmahl bis heute gefeiert, um sich daran zu erinnern, dass Jesu Blut für uns vergossen wurde und sein Leib für uns hingegeben wurde (1Kor 11,23-31).
3. Im Gebet leben wir unsere Beziehung zu Gott, wir ermutigen einander und können im Gebet füreinander einstehen, unsere Anliegen, aber auch Lob und Dank vor ihn bringen.
„Singt mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern dem Herrn“ (Kol 3,16)
- Die Musik, die in Gemeinden gespielt wird, ist dazu da Gott zu loben und zu preisen. Das tun wir mit Texten, die von Gottes Herrlichkeit und seinen großen Taten erzählen, die Lieder müssen unseren Herrn im Zentrum haben und Ihn groß machen!
Für den weiteren Verlauf möchte ich betonen, dass Gemeinden, die von diesen genannten Punkten, die das Fundament ausmachen, abweichen, nicht gemeint sind!
Gottes Gemeinde – Ein Leib
Als wir uns nach unserer Kontaktpause trafen, um unsere Gedanken zu unseren Leitfragen zu besprechen, merkten wir, dass obwohl unsere Gemeinden oberflächlich so unterschiedlich wirkten, wir beide dennoch die gleichen Punkte hatten, die uns an Gemeinde wichtig waren. Und jeder konnte sagen, wo und wie er das in seiner Gemeinde wiederfindet.
„Denn gleichwie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des einen Leibes aber, obwohl es viele sind, als Leib eins sind, so auch der Christus. Denn wir sind ja alle durch einen Geist in einen Leib hinein getauft worden, ob wir Juden sind oder Griechen, Knechte oder Freie, und wir sind alle getränkt worden zu einem Geist. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele.“
1Kor 12,12-14
Jeder, der an Jesus Christus glaubt und seinen Geist empfangen hat, gehört zu diesem Leib dazu. In unseren Ortsgemeinden dürfen wir sehen, wie wir einander mit unseren Gaben ergänzen, aber selbst jede Ortsgemeinde ist nur ein Teil des ganzen Leibes! Der Leib Christi gilt nicht nur für meine Ortsgemeinde, sondern für Gemeinde weltweit!
„Und das Auge kann nicht zur Hand sagen: Ich brauche dich nicht! oder das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht!“
1Kor 12,21
Genauso wie wir innerhalb unserer Gemeinde nicht sagen können, dass wir einander nicht brauchen, können wir auch nicht über andere Gemeinden sagen, dass wir sie nicht brauchen. Im Gegenteil, wir sind sogar aufeinander angewiesen, um Gottes Auftrag an uns zu erfüllen, und das Evangelium in die ganze Welt hinauszutragen. Nicht nur Menschen sind vielfältig, sondern auch Gemeinden sind vielfältig. Ich durfte von Gott verändert werden, meinen Stolz und meine Voreingenommenheit ablegen. Ich habe gelernt, dass gerade die Unterschiede unserer Gemeinden mein Bild von Gott ergänzten, mich inspirierten und lehrten, wie gut es ist, dass jede Gemeinde ihren Teil dazu beiträgt, dass Gottes Reich vorangebracht wird!
Gottes Gemeinde – weltweit!
Wer auch diesen Gedanken kennt, „Andere Gemeinden sind doch komisch!“, und „Warum machen die das so?“, darf sein eigenes Herz überprüfen. Ich habe bei mir eine Menge Stolz gefunden – darauf, dass ich und meine Gemeinde in allem richtig liegen. Dabei liegt keine Gemeinde in Allem richtig. Es hat abgesehen von Jesus niemals einen perfekten Menschen gegeben, was impliziert, dass es auch keine perfekte Gemeinde gibt. Stolz ist das, was uns am weitesten von Gott entfernt, darum sollten wir aufpassen, dass wir uns die Demut bewahren, lehrbar zu sein. Es kommt auch vor, dass Gemeinden theologische Unterschiede aufweisen, die nicht heilsentscheidend sind. Auch hier durfte ich lernen, dass ich nicht meine kompletten Ansichten und Meinungen über den Haufen werfen muss, aber dass ich auch hier wieder die Demut haben darf, sie zu überprüfen und zu hinterfragen. Es ist wichtig sich seine eigene Meinung zu bilden, indem man selbst die Bibel liest, aber genauso ist es wichtig die Bereitschaft zu haben, sich andere Ansichten anzuhören und eventuell auch anzuerkennen, dass beide Meinungen in gewisser Weise ihre Berechtigung haben. Ich durfte durch meine Beziehung lernen, wie wertvoll es ist, andere Gemeinden kennenzulernen, dort genauso Familie zu haben, wie in meiner eigenen Gemeinde, zu der ich also genauso aufgerufen bin, sie zu lieben. Liebe lässt keinen Raum für Voreingenommenheit, Stolz oder Hochmut. Darum möchte ich neu ermutigen, dass wir Christen als weltweiter Leib zusammenhalten, geistliche Familie leben und Unterschiede als wunderbare Ergänzungen sehen können, die den Leib vervollständigen.
„An eurer Liebe zueinander wird jeder erkennen, dass ihr meine Jünger seid.“
Joh 13,35