Update: Jetzt auch mit Interpretation 🙂
Dein erster Blick auf diese Erde,
der erste Laut: ein Angstgeschrei.
Ein Menschkind, das dich Worte lehrte.
Worte, die nun schwer wie Blei
Mit jeder Mundbewegung neu
Gleich einer ew‘gen Litanei
Auf deine reine Haut gedruckt,
indes nicht bloß als Nebenprodukt.
Die Scham, sie wächst, denn
Ein Fluch war dir zuvor entwischt.
Lässt dich nicht fragen „Was wäre, wenn
ich nicht-“, nein, der nicht verlischt,
auf deinem Handrücken nun prangt,
Vergebene Mühe, nie mehr ausgewischt.
Dagegen samt‘ne Worte zieren allenfalls
Beim nächsten Disput wie ein Schmuckstück deinen Hals?
Ja, schaust du dich im Spiegel an,
erblickst, wie deine Haut nun kann reden
vom Leben, sie liest sich wie ein Roman.
Was wäre, wenn ein jedes Wort, das du gesprochen
Prompt schwarz in deine Haut gestochen
Erscheint?
„Die Zunge aber kann kein Mensch bezwingen, das unbändige Übel voll tödlichen Giftes! Mit ihr loben wir Gott, den Vater, und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die nach dem Bild Gottes gemacht sind; aus ein und demselben Mund geht Loben und Fluchen hervor.“ Jakobus 3, 8-10
„Wer seinen Mund und seine Zunge behütet, der behütet seine Seele vor mancher Not.“ Sprüche 21, 23
Mögliche Interpretation
Diesem Gedicht liegt folgender Gedanke zu Grunde: Was wäre, wenn jedes gesprochene Wort, jede Aussage, die wir treffen, wie ein Tattoo auf unserem Körper erscheint? Wenn dabei keine Rücksicht auf die Intention, Intonation etc. genommen werden würde? Jedes. Einzelne. Wort. Inwiefern würden wir nochmal nachdenken, bevor wir reden? Was würden andere auf unserer Haut zu lesen bekommen, was für eine Reputation hätten wir?
Gott weist uns in seinem Wort darauf hin, wie einflussreich unsere Worte sind. Er hört alles, was wir reden UND was wir denken. Dennoch vergessen wir das oft und plappern häufig vor uns hin, ohne auf die Wirkung zu achten. Jedes noch so kleine Wort zu unserem Gegenüber hat eine Wirkung auf diesen und auf uns. Diese ist manchmal erst Jahre später zu bemerken, vielleicht fällt es uns auch gar nicht aktiv auf. Doch Gott sprach z.B. am Anfang „Es werde Licht!“ (Gen. 1, 3) – und es wird immer noch Licht, das Universum besteht nach wie vor.
Worte sind keine leichte Kost, deshalb meine Aufforderung: Bevor wir reden, sollten wir darüber nachdenken, was unsere Worte für ein Licht auf uns und auf den werfen, dessen Namen wir tragen.
(Die Idee von den Worten auf unserer Haut ist leider nicht von mir selbst, ich stolperte irgendwann darüber. Die schlussfolgernden Gedanken usw. sind jedoch von mir. 🙂 )