Du & ich – versöhnt?!

von Luise Nering
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Heute war es also soweit. Heute würde er seinem Bruder begegnen. Lange war es her, seitdem er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Die letzte Erinnerung an seinen Bruder konnte er auch einfach nicht so leicht vergessen. Sie begleitete ihn ständig in seinen Gedanken und nachts raubte sie ihm den Schlaf. Er wusste, dass er damals falsch gehandelt hatte. Auch wenn er sich immer wieder einzureden versuchte, dass es nicht ganz allein seine Schuld war. Sein Bruder hatte ihm damals ja sein Erstgeburtsrecht quasi durch einen Tausch überlassen. Erneut stieg Panik in ihm auf. Warum sollte ihm sein Bruder in der verstrichenen Zeit vergeben haben? Würde er ihn und seine Familie in seinem Hass nicht umbringen? Neben der Angst stiegen noch andere Gefühle in ihm auf: Er sehnte sich nach Frieden in seinem Herzen und nach Versöhnung mit seinem Bruder.

Er wagte den Schritt, begegnete voller Ehrfurcht seinem älteren Bruder, indem er sich siebenmal vor ihm verneigte. Er blickte auf und wartete angespannt die Reaktion seines Bruders ab. Dieser rannte ihm entgegen, weinend vor Freude, die Hände weit ausgebreitet für eine Umarmung. Diese Geste brachte die beiden Brüder wieder zusammen und alle Uneinigkeit verschwand. Die Freude, die er in diesem Moment verspürte und der Friede, der in sein Herz einkehrte, waren unbeschreiblich groß und herrlich.

(Die Geschichte von Jakob und Esau finden wir in der Bibel im 1. Buch Mose 33,1ff.)

Jeder von uns kennt diese Situation: Gerade schien noch die Sonne und alles war schön. Doch plötzlich ziehen dunkle Wolken auf und alles erscheint uns blöd und sinnlos. Oft entstehen in unserem Leben unerwartete Konfliktsituationen. Wie bei einem plötzlich auftretenden Unwetter kann man scheinbar nichts dagegen tun, um sich davor zu schützen. Man wollte sich ja eigentlich gar nicht streiten, aber dann läuft doch aus irgendeinem Grund alles völlig aus dem Ruder. Und nun steht man da und weiß nicht weiter. „Soll ich mich entschuldigen? Nein, der andere hat mich provoziert. Er hat Unrecht.“ Solche Gedanken steigen in uns auf und machen uns ganz verrückt. Wir wissen, dass der Streit uns voneinander entfernt, Beziehungen zerstört und überhaupt nicht Gottes Willen entspricht.

Am Anfang der Welt machten die Menschen einen großen Fehler. Sie sündigten, indem sie taten was Gott verbot. Dieser erste Streit zwischen Gott und den Menschen führte zur Trennung. Durch die Trennung war eine Beziehung zu Gott nicht mehr möglich. Deshalb streiten auch wir immer wieder. Doch Gott hatte einen Plan, wie er uns wieder für sich gewinnen konnte und wir miteinander versöhnt werden können. Er schickte seinen Sohn, der sündlos auf der Erde lebte und stellvertretend für uns starb. Jesus zeigte uns, wie ein Leben nach dem Willen Gottes geführt wird. Durch seinen Tod hob er die Trennung auf und beseitigte unsere Schuld ein für alle Mal. Jesus versöhnte uns somit mit Gott. Seine Liebe will uns für sich gewinnen und uns miteinander zur Versöhnung führen.

Das alles ist Gottes Werk. Er hat uns durch Christus mit sich selbst versöhnt und hat uns den Dienst der Versöhnung übertragen. Ja, in der Person von Christus hat Gott die Welt mit sich versöhnt, sodass er den Menschen ihre Verfehlungen nicht anrechnet; und uns hat er die Aufgabe anvertraut, diese Versöhnungsbotschaft zu verkünden.

2. Korinther 5,18-19

Abschließend noch ein paar praktische Aspekte über Versöhnung, die wir uns zu Herzen nehmen sollten:

  1. Grundsätzlich sollten wir alles uns Mögliche tun, um mit unseren Mitmenschen in Frieden zu leben und unnötige Streitereien zu vermeiden (Römer 12,18). In der Bibel steht außerdem, dass wir unseren Nächsten annehmen sollen wie er ist. Geht nachsichtig miteinander um und vergebt einander, wenn einer dem anderen etwas vorzuwerfen hat. Genauso, wie der Herr euch vergeben hat, sollt auch ihr einander vergeben. (Kolosser 3,13)
  2. Wir dürfen Gott in Jesu Namen um Kraft bitten, dem Nächsten vergeben zu können. Jesus ist unser Vorbild, wenn er sogar für diejenigen betet, die ihn kreuzigen. (Lukas 23,34).
  3. Unsere Herzenshaltung ist entscheidend: Denken wir, wir sind besser als unser Nächster? Oder sind wir bereit uns vor unserem Nächsten zu verneigen so wie dies in der Anfangsgeschichte von Jakob und Esau der Fall war? Sicher war es nicht einfach für Jakob, sich zu überwinden und sich vor seinem Bruder klein zu machen. Es kostete ihn Überwindung und Demut, Esau gegenüberzutreten und ihn um Verzeihung zu bitten.
  4. Wir dürfen in unserem Alltag nicht zulassen, dass Streit und Uneinigkeit uns kaputt machen. Es ist wichtig, Probleme so bald wie möglich zu klären, damit sie sich nicht unnötig in die Länge ziehen. Falls der andere sich unversöhnlich zeigt, ist es nicht mehr in unserer Verantwortung. Wir können nur abwarten und für die Sache beten. Gott kann Wunder tun.
  5. Wir sollten bereit sein zu vergeben, auch wenn es uns noch so schwer fällt. Denken wir dabei an Christus, der uns als Vorbild gezeigt hat wie man einander annimmt, vergibt und liebt.Geht vielmehr freundlich miteinander um, seid mitfühlend und vergebt einander, so wie auch Gott euch durch Christus vergeben hat. (Epheser 4,32)

Es ist nie zu spät sich auszusöhnen, was an Jakobs und Esaus Versöhnungsgeschichte sichtbar wird. Wem solltest du entgegen gehen? Mit wem solltest du die Versöhnung suchen?

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Jenni 14. September 2015 - 16:53

😀 der Artikel ist richtig gut Luise! Erinnert mich voll an das Lied: Es gibt Versöhnung selbst für Feinde… Ohrwurm Lektüre 😛

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