Warum tut Gott das, was er tut? Was ist seine Motivation, die Dinge auf dieser Welt in einer solchen Art und Weise ablaufen zu lassen, wie sie es tun? Ja, warum hat er überhaupt diese Welt geschaffen? Und wenn Gott wirklich der große, allmächtige Herrscher dieses Universums ist, warum liegt ihm dann etwas daran, uns kleine Menschen in seine herrliche Gegenwart zu bringen? Das sind essentielle Fragen, die riesige Auswirkungen darauf haben, wie wir über Gott und viele andere Dinge in unserem Leben denken.
Und die biblische Antwort auf diese Fragen lautet, dass Gottes Motivation für all sein Handeln in der Mehrung seiner eigenen Ehre besteht und dass die Mehrung seiner eigenen Ehre definitiv auch das Ergebnis all seines Handelns sein wird.
Die Ehre Gottes als Motivation und Ziel allen Handelns Gottes
Denn wir haben einen Souverän als König, der genau weiß was er will und dafür sorgt, dass sein Wille auch zustande kommt. So heißt es in Jesaja 46,9-10: „Gedenkt an das Frühere von der Urzeit her, dass Ich Gott bin und keiner sonst; ein Gott, dem keiner zu vergleichen ist. Ich verkündige von Anfang an das Ende, und von der Vorzeit her, was noch nicht geschehen ist. Ich sage: Mein Ratschluss soll zustande kommen, und alles, was mir gefällt, werde ich vollbringen.“ Unser Gott tut und bringt zur Vollendung, was ihm gefällt und das Endziel all seiner Taten ist seine eigene Ehre, diese lässt er sich von niemandem nehmen: „Ich bin der HERR, das ist mein Name; und ich will meine Ehre keinem anderen geben, noch meinen Ruhm den Götzen!“ (Jes 42,8) Die Tatsache, dass eines Tages die ganze Erde mit seiner Herrlichkeit erfüllt sein wird, dient ihm Mose gegenüber sogar als Beleg für einen Eidschwur: „Aber — so wahr ich lebe und die ganze Erde mit der Herrlichkeit des HERRN erfüllt werden soll…“ (4. Mo 14,21)
Man beachte: So wahr Gott lebt, wird auch die ganze Erde mit seiner Herrlichkeit erfüllt werden. Für Gott sind dies zwei vollkommen gleichwertige, unabänderliche Tatsachen: Es ist ausgeschlossen, dass Gott nicht existiert und es ist ausgeschlossen, dass die ganze Erde eines Tages nicht mit seiner Herrlichkeit erfüllt sein wird. Es stellt sich die Frage, warum letzteres eine so unabänderliche, feststehende Tatsache ist. Jonathan Edwards, ein amerikanischer Theologe und Pastor im 18. Jahrhundert, beantwortete diese Frage vor mehr als 200 Jahren wie folgt:
„Gottes moralische Rechtschaffenheit besteht vor allem in dem Ansehen, das er für sich selbst hat – einem unendlich größeren Ansehen als für irgendwelche anderen Wesen. […] Wenn es jedoch angebracht ist, dass Gott höchstes Ansehen für sich selbst hat, dann ist es auch angebracht, dass dieses Ansehen deutlich wird in den Dingen […] die er sagt und tut. […] Es ist deshalb eine erfreuliche Sache, […] wenn er in einer solchen Art und Weise handelt, dass sein hauptsächliches Ansehen für sich selbst darin deutlich wird. […] Es ist vernünftig, anzunehmen, dass seine Werke so angelegt sind, dass sie seine höchste Achtung für sich selbst aufzeigen […].“[1]
Anders ausgedrückt: Gott hat seine Werke von Anfang an so geplant, dass er selbst dadurch verherrlicht wird. Er handelt so wie er handelt, gerade deshalb, weil er weiß, dass es ihm zur Ehre dient. Die Mehrung des Ansehen Gottes ist nicht nur das „zufällige“ Ergebnis, auf das alles hinausläuft, sie ist auch die Motivation, die Gott zu seinen Taten antreibt.
Und das ist keineswegs moralisch verwerflich, sondern einerseits einzig und allein angemessen für unseren herrlichen, perfekten und heiligen Gott und andererseits Grund größter Freude für uns, sein Volk. Ich möchte diese These deshalb im Lauf der nächsten Wochen anhand einer Vielzahl von Bibelstellen belegen. Wir werden uns im zweiten Teil anschauen wie Jesus Christus während seinem Leben hier auf der Erde alles zur Ehre Gottes getan hat. Teil 3 und 4 zeigen auf, wie die Erlösung von Menschen und das Leben von Christen ebenfalls das Ziel der Mehrung von Gottes Ehre haben. Und Teil 5 und 6 erläutern, wie die Ehre Gottes auch im Zentrum seines Handelns als Richter und Schöpfer der gesamten Welt stehen.
[1] Jonathan Edwards. The end for which God created the world. Zitiert nach Piper, God’s Passion for His Glory, S. 141f. Übersetzung durch den Autor.
1 Kommentar
Tolles Buch von Edwards. Weiter bloggen bitte! (Obwohl ich mir wünsche, dass Edwards ein letztes Kapitel ans Buch gehängt hätte, wo er seine These trinitarisch entfaltet. Dass Gott alles für seine Ehre macht, ist eine durch aus trinitarische Realität.)