Lust … Obwohl Männer keine Tiere sind, die ihren sexuellen Trieben hilflos ausgeliefert sind, ist es doch für sie ein Kampf, ihren Blick und ihre Gedanken rein zu halten. Aber wie ist das mit den Frauen? Sind sie an dieser Stelle freier? Wenn wir den Spieß umdrehen und sie eins-zu-eins mit den Männern vergleichen, dann tun wir damit keinem einen Gefallen, denn Männer und Frauen kämpfen auf unterschiedliche Weise. Trotzdem gibt es Frauen, die damit kämpfen, dass sie den Körper von Männern begehren, manchmal sogar den von Frauen, wenn sie von ihrem eigenen Geschlecht angezogen werden. Aber ich würde sagen, dass die meisten Frauen, insbesondere die verheirateten, nicht glauben, dass wir Frauen mit sexueller Lust zu kämpfen haben, was uns gefühlt auf eine höhere moralische Ebene als die Männer stellt. Wir denken dann etwa so: „Warum kämpfen Männer ständig mit ihrer Lust auf Frauen? Ich begehre nicht den Körper anderer Männer!“
1. Der Kampf der Frau mit der Begierde
Wenn eine schöne Frau einen Raum betritt, oder ihr Bild auf einem Bildschirm oder einer Reklametafel erscheint, zieht sie alle Blicke auf sich. Auch die Frauen gucken hin. Während der sündige innere Dialog des Mannes etwa so klingen könnte: „Wie wäre es wohl, mit diesem Körper Sex zu haben …“, wird eine Frau eher denken: „Wie wäre es wohl, wenn ich einen solchen Körper hätte?“ Die Männer begehren den Körper, und die Frauen begehren den Körper. Sie wollen selbst den Körper haben, von dem jeder magisch angezogen wird. Lust definiert der Duden einmal als „heftiges, auf die Befriedigung sinnlicher, besonders sexueller Bedürfnisse gerichtetes … Verlangen“, oder aber als das „innere Bedürfnis, etwas bestimmtes … haben zu wollen.“ Wenn ein Mann seine Form von Lust auslebt, indem er Pornografie konsumiert, Prostituierte besucht, Ehebruch begeht oder sogar jemanden vergewaltigt, indem er sich mit Gewalt den Körper nimmt, den er begehrt, dann ist das offensichtlich falsch oder sogar kriminell. Aber wie sieht es aus, wenn eine Frau ihrer Lust nachgibt? Sie kann sich nicht den Körper nehmen, den sie gerne hätte, also was macht sie? Ihre Sünde bleibt größtenteils verborgen, aber hier sind einige eindeutige Kennzeichen ihres Kampfes, die ich in der ersten Person beschreiben werde, weil ich damit auch kämpfe.
2. Die Anzeichen für den Kampf
Selbstmitleid
Das erste Gefühl, das Lust in einer Frau aufbringt, ist Unzufriedenheit mit ihrem eigenen Körper. Wir haben unseren eigenen Körper mit dem von jemandem anderen verglichen und haben dabei den Kürzeren gezogen, und das bereitet uns Unbehagen. Wir stellen uns vor, dass die andere Frau begehrenswerter ist, mehr Selbstvertrauen hat, und dass es ihr insgesamt besser geht. Das führt zu Selbstmitleid.
Unsicherheit
Wenn wir uns selbst bemitleiden, führt das zu dem Gefühl der Unsicherheit. Wir fühlen uns in unserer eigenen Weiblichkeit bedroht und fangen an, uns Sorgen über unseren Ehemann, oder Verlobten oder Freund zu machen, dass er vielleicht eine neue Person anziehender finden könnte. Wir transponieren diese subjektive Angst in die Realität. Weil ich mit Lust kämpfe, muss der Mann es noch viel mehr tun, und wir denken, dass unsere Beziehung immer wieder von attraktiven Frauen bedroht wird, denen wir begegnen. Unsere Beziehung wird unsicher, und wir machen uns Sorgen, ob er uns untreu wird.
Kritiksucht
Wir sind der Meinung, dass wir andere Frauen schlechtmachen müssen. Wir versuchen, diesen Kampf weg zu rationalisieren, indem wir in unserer Vorstellung das Kampffeld einebnen. Wir denken etwa so: „Nun, sie ist vielleicht außerordentlich attraktiv, aber sie ist wahrscheinlich nicht allzu intelligent“ oder „ihre Haare sind vollkommen, aber ihre Beine möchte ich nicht haben.“ Wir würden nie etwas Grausames äußern, aber wir denken so, damit wir uns besser fühlen.
Aktivismus
Wenn wir uns dann noch nicht besser fühlen, dann begeben wir uns in den nie endenden Teufelskreis der Selbstverbesserung. Wir meinen, wir müssten Grund wiedergewinnen, weil unser Platz an der Spitze bedroht worden ist. Dies ist eine Form der Werkgerechtigkeit, bei der wir versuchen, uns selbst und der Welt um uns herum und letztlich sogar Gott zu beweisen, dass wir uns in unser eigenes Bild verwandeln können – das perfekte Bild, das wir geschaffen haben, das zu erreichen wir so verzweifelt versuchen. Wir beschließen eine neue Diät, stellen neue und bessere Trainingspläne auf, kaufen neue Kleidung und Kosmetik, damit wir äußerlich attraktiver aussehen.
3. Das Hauptproblem
Unser Streben nach dem Körper einer anderen Frau ist ein Symptom für die tiefe Unzufriedenheit mit unserem Aussehen, und hat im Wesentlichen mit Stolz zu tun. Wir sind der Meinung, dass wir Besseres verdient hätten. Als ich noch ein Teenager war, und damit kämpfte, meinen Körper und alle seine Veränderungen zu akzeptieren, sagte meine Mutter einmal zu mir: „Wenn du dich über deine Figur beklagst, dann ist das für Gott ein Schlag ins Gesicht.“ Wow! Das machte mich wach! Meine Unzufriedenheit mit meinem Körper schrie Gott an: „Du hast mich falsch geschaffen.“ Aber hatte er nicht als mein Schöpfer das Recht, mich so zu machen, wie es ihm gefällt? Schaut Gott nicht seine Schöpfung an, und verkündet, dass sie „gut“ ist? (1. Mose 1). Wer bin ich, ihm da zu widersprechen?
4. Die Lösung
Unser Leib ist Gott nicht unwichtig, und wir müssen als gute Verwalter für ihn auf die rechte Weise sorgen. Wir sollten das Richtige essen, regelmäßig Sport treiben, genug schlafen, usw. Trotzdem beeinflusst der Sündenfall unseren Körper, so dass er altert, Falten bekommt, schlaff wird und schließlich sogar stirbt. Gott weiß das und hat in seiner Barmherzigkeit Jesus geschickt, um am Kreuz zu sterben und die Auswirkungen des Fluches nach dem Sündenfall umzukehren. Durch die Auferstehung hat Gott uns versichert, dass er dazu in der Lage ist, alles neu zu machen, und dass er schon damit angefangen hat. Aber interessanterweise hat Gott angefangen uns von innen nach außen zu erneuern, nicht von außen nach innen. „Das sind also die Gründe, weshalb wir uns nicht entmutigen lassen. Mögen auch die Kräfte unseres äußeren Menschen aufgerieben werden – unser innerer Mensch wird Tag für Tag erneuert“ (2. Kor 4,16, NGÜ). Gott fängt mit unserem Herzen an, weil das der Ort ist, wo das Hauptproblem liegt: die Sünde. Er kann in die Winkel unseres Herzens sehen, wo die finsteren, begehrlichen und selbstzerstörerischen Gedanken liegen, und kann beschließen, mit seinem hellen Licht in diese Winkel hineinzuleuchten. Wenn wir unsere Herzen durch die Brille seiner befreienden Pläne sehen, werden wir erkennen, dass hier der Geist Gottes mit seiner Veränderung anfängt, uns zur Buße bringt und uns neue Ziele schenkt. Die restlichen Folgen des Sündenfalls werden am jüngsten Tag überwunden, und dann werden wir auch vollkommene Leiber erhalten, die zu unseren vollkommenen Herzen passen.
Vielleicht frustriert Gott uns aus diesem Grund immer wieder in unserem Bestreben, uns selbst von außen nach innen zu verbessern. Er will, dass wir zu der Erkenntnis kommen, dass wir für etwas Besseres geschaffen wurden! Wenn wir uns selbst zu einer Frau machen wollen, deren Bild auf den Idealen beruht, die uns in Frauenzeitschriften vorgestellt werden, oder wenn wir uns mit anderen Frauen vergleichen, die wir bewundern, dann ist das nicht Gottes Ziel für uns, das wäre viel zu mickrig! Ja, diese Magazine können sogar genauso schlecht für unsere Seele sein wie die Pornos für die Seele der Männer. Stattdessen möchte Gott, dass wir uns in das Bild seines Sohnes Jesus verwandeln, welcher der vollkommene Mensch ist. Er will, dass du und ich das vollkommene du und ich werden, dass wir ein Leben in Fülle führen, dass wir seine Freude genau so erleben, wie er sich uns gedacht hat und dass wir uns darauf freuen, dass seine Ziele mit uns erreicht werden. Lasst uns nicht unsere kostbare Zeit damit verschwenden zu versuchen, jemand anders zu sein, sondern wir sollten danach streben zu erkennen, was Gott für uns für unser Hier und Jetzt geplant hat. Wenn wir allein bei Gott unsere Zufriedenheit finden, dann macht das dich und mich zu unwiderstehlich attraktiven Frauen, von innen und von außen, weil seine Liebe durch uns hindurch leuchtet, damit die Welt sie sehen kann.
Wichtiger Hinweis
Dieser Artikel will auf keinerlei Weise den echten Kampf herunterspielen, den Frauen mit sexueller Begierde haben, der durch die weitverbreitete Pornografie noch verschärft wird. Viele junge Frauen sagen, dass sie davon abhängig sind. Dies ist ein großer Kampf für alleinstehende Frauen, in dem sie häufig allein dastehen. Aber du bist nicht allein. Es gibt großartige Hilfsgruppen für solche Probleme, etwa Harvest in den USA oder das Weiße Kreuz (www.weisses-kreuz.de) bzw. Wüstenstrom (www.wuestenstrom.de) in Deutschland.
Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Englisch unter dem Titel „Women Lust Too“ in dem Blog der Autorin veröffentlicht. URL: http://theeowiggle.blogspot.de/2013/11/women-lust-too.html [Stand: 18.05.2014].
3 Kommentare
Ich denke wenn man seit jahren in den selben mann verliebt ist wie am ersten Tag dann lösen andere Männer keine sexuellen eregschaften bei uns Frauen aus.
[…] hier geht es zum Rest des empfehlenswerten Artikels von Eowyn Stoddard. […]
Liebe Eowyn,
danke für deinen Beitrag und deine Gedanken! Deine Ausführungen sind sehr gut verständlich, dennoch würde ich diese Ausführungen nicht mit dem „Lust-Problem“ in Verbindung bringen. Ich denke nicht, dass das spezifische Lustproblem der Frau sich so ausdrückt wie du es beschrieben hast, sondern dieses ist das Problem der Frau „sich-immer-vergleichen-zu-müssen“. Hierzu gibt es ein tolles Buch „Compared to her“ von Sophie de Witt. Sie beschreibt sehr eindrucksvoll, wie wir Frauen unter dem „Compulsive Comparison Syndrom“ leiden und wie wir durch die Vergleiche entweder uns als schlechter als andere (unseren Körper, unsere Beziehungen, unseren Beruf) oder andere schlechter als uns gestellt ansehen und so entstehen Hochmut und Selbstmitleid und unsere Beziehungen zu Menschen und zu Gott werden gestört.
Demnach denke ich, dass hier keine direkte Verbindung zum Kampf mit der Lust zu ziehen ist. Es gibt sehrwohl auch Frauen, die ähnlich wie Männer mit der Lust zu kämpfen haben und dieses sollten wir nicht ausblenden, sondern darum ringen und dieses bearbeiten.