Und was machen wir als nächstes?
Wenn du Jungschar-, Teen- oder Jugendleiter bist, hast du dir diese Frage sicher auch schon mal gestellt. Vielleicht sogar schon oft – zu oft? Keine Sorge, du bist damit nicht allein. Vermutlich geht es beinahe jedem Jugendleiter so: Ja, wir wollen eine gute und prägende Jugendarbeit, die Herzen verändert und die Liebe zu Gottes Wort wachsen lässt. Aber keiner weiß so recht, wie man damit beginnt. Keiner hat wirklich einen Plan. Und genau da liegt das Hauptproblem: Wie plane ich unsere Jugendarbeit in der Gemeinde ganz praktisch?
Lehre und geistliches Wachstum planen – ist das nicht „ungeistlich“?
Aber vorweg: Kann man geistliches Wachstum überhaupt Jahre im Voraus planen? Wäre es nicht besser, einfach Abschnitt für Abschnitt, z.B. durch das Johannes-Evangelium, zu lehren? Schließlich hat Gott doch so die Bibel offenbart. Und kann man manche biblischen Geschichten zu oft hören? Vielleicht braucht gerade meine Jugend zu jedem Jahresbeginn Noah und seine Arche und am Ende des Jahres Jesus und die Ehebrecherin?
Solche Fragen zeigen, dass wir interessanterweise für so ziemlich alles, was im Leben halbwegs von Bedeutung ist, einen Plan haben – nur nicht für Lehre in der Gemeinde. Niemand von uns würde spontan übermorgen heiraten oder diese Woche überlegen, welchen Beruf er ab nächster Woche bis ans Ende seines Lebens ergreifen wird. Seltsamerweise lehren wir andere in der Gemeinde oft genau so.
Es gilt also: Wenn du ein Jugendleiter bist, Jesus und sein Wort liebst und diese Liebe weitergeben willst, dann brauchst du einen Plan.
Lehre in der Jugend planen – Orientierungspunkte für den Anfang
Doch wie fängt man damit an? Im Folgenden schauen wir uns zehn hilfreiche Orientierungspunkte an, die sich für die Planung der Lehre der jungen Generation in meiner Gemeinde bewährt haben:
1. Stellt euch als Team auf
Dann könnt ihr nämlich besser absprechen, wohin die Reise der Jugendarbeit gehen soll, was verbessert werden muss und du bist nicht der „Alleinversorger“, was die Bibelarbeiten angeht. Schaut zusammen kritisch auf Handouts, sprecht über die Abläufe der Treffen und betet vor allem zusammen füreinander und die Teilnehmer.
2. Plane langfristig
Wie lange ist der durchschnittliche Teilnehmer bei den Treffen dabei (z.B. drei Jahre im Teenkreis, fünf Jahre in der Jugend)? Dies sollte bestimmen, wie lange ein Teilnahmezyklus geht und sich alle X Jahre wiederholt. In unserer Gemeinde haben wir als Faustregel höchstens fünf Jahre bis zur Wiederholung des Zyklus definiert. Das ist ungefähr der Zeitraum, indem man ein Studium abschließt oder der Pubertät.
3. Beobachte, was schon da ist
Schau dir Pläne und Strukturen von Jugendarbeiten an, die sich bereits bewährt haben: Woran kannst du für deine Arbeit anknüpfen? Welche Inhalte müssen vertieft oder ergänzt werden? Was ist bei „Gemeindekindern“ bereits bekannt? Hier ist eine gute Absprache zwischen den verschiedenen Diensten gefragt.
4. Kategorisiere deine Bedürfnisse
Ich persönlich unterscheide zwischen „Themen“ (bedingt durch unsere gegenwärtige Lebenswelt, z.B. Fragen zu Geschlechtlichkeit, Evolution, Identität,…) und „Inhalten“ (vorgegeben durch Gottes Wort – Studium eines biblischen Buches). Beides sollte in einem ausgewogenen Verhältnis den Lehrplan durchdringen. Durch fortlaufende biblische Inhalte formst du die grundlegende Weltanschauung deiner Teilnehmer ausgehend vom Evangelium. Durch Themen kannst du konkrete Fragen aus dem Alltag aufgreifen. Inhalte haben bei deiner Langzeitplanung Priorität, da sie den Grundrhythmus des Lehrplans bestimmen sollten.
5. Such dir hilfreiches Material
Komm am Anfang, nachdem du die Inhalte und Themen für den Lehrplan identifiziert hast, nicht auf den Gedanken, eigenes Material dafür zu erstellen. Wenn du jung bist und dich neben Schule oder Arbeit in diesem Dienst einbringen willst, wirst du dafür kaum Zeit finden. Pass stattdessen gutes Material an deinen Bedarf vor Ort an. Solches zeichnet sich dadurch aus, dass es einen Roten Faden gibt, der die Einheiten verständlich und nachvollziehbar miteinander verbindet.
Für Inhalte eignen sich Rooted und The Gospel Project sehr gut. Kostenlose und vor allem durchdachte Outlines für Bibelarbeiten durch ganze Bücher findest du auf Deutsch bei Steps-Leaders. Für Themen kann ich Truth78 empfehlen (richtet sich aber eher an Jungscharler und Teens). Gute Grundlagenarbeit für thematische Einheiten liefert dir Rebecca McLaughlins Buch „10 Fragen über Gott, die sich jeder Teenager stellen sollte“. Daraus kann man mit etwas Mühe alltagsrelevante Bibelarbeiten entwerfen.
6. Gib deinen Teilnehmern Arbeitsmaterial an die Hand und dokumentiere so viel wie möglich
60-minütige Andachten sind super für bibeltreu-konservativ-freikirchliche Freunde christuszentrierter, exegetisch ausschweifender Auslegungspredigten. Doch in der Jugendarbeit kannst du so eine Leidenschaft und den entsprechenden Wissensstand aller Teilnehmer nicht voraussetzen. Bibelarbeiten, in denen sich die Teilnehmer anhand gut konzipierter Handouts selbst an einem Text auseinandersetzen müssen, befähigen sie langfristig, eigenständig mit der Bibel umzugehen. Sie sind interaktiver, fördern geistliche Gemeinschaft untereinander und am Ende hat jeder einen „Mitschrieb“ in der Hand.
Dadurch kannst du das Material in fünf Jahren bei der nächsten Generation von Teilnehmern wieder herausholen. Wenn du dich aber von Jahr zu Jahr hangelst und kein System zur Dokumentation hast, dann machst du es dir selbst unnötig schwer. So kannst du mit noch so guten Inhalten höchstens eine Generation an Teilnehmern prägen.
7. Plane als regelmäßiges „Schmankerl“ etwas fürs Herz ein
Lade ältere und reifere Geschwister aus der Gemeinde ein. An solchen Abenden können sie erzählen, wie sie zum Glauben gekommen sind, wie Jesus sie durch ihr Leben geführt hat oder über ein bestimmtes Thema sprechen, zu dem sie „Experten“ sind. Das ist eine wertvolle Ergänzung, denn an so einem Abend kann die Jugend im Leben einer Person sehen, was das Evangelium bewirkt.
8. Plane „niederschwellige“ Gemeinschaftszeiten ein
Wenn deine Jugendarbeit größer wird, ist es wichtig, zusammen zu essen, Ausflüge zu unternehmen und vor allem an Josia-Konferenzen teilzunehmen. So lernt man einander kennen, unternimmt etwas zusammen und macht gemeinsame geistliche Erfahrungen.
In einer kleinen Jugend passiert das normalerweise automatisch – Gemeinschaft funktioniert einfach. Wenn deine Jugend klein ist (unter 15 Personen), sollte es niemanden geben, der sich berechtigterweise einsam fühlt. Dennoch sind auch hier gemeinsame Aktivitäten sehr zu empfehlen.
9. Sprich deinen Lehrplan mit der Gemeindeleitung ab
Mal ehrlich: Es gibt doch nichts Furchtbareres für einen jungen Menschen, als den Satz zu hören „Da bist du ganz frei“. Gleichzeitig sollte das, was du lehrst, grundsätzlich mit der Lehre deiner Gemeinde im Einklang stehen. Eine gute und ihrer Verantwortung nachkommende Gemeindeleitung wird dich aber in deinem Anliegen und Dienst unterstützen. Außerdem wird sie von dir Rechenschaft einfordern und dir hilfreiche Ratschläge zum Verbessern geben.
10. Sei bereit, lernen zu müssen
Auf dem Papier läuft immer alles einwandfrei, aber die Praxis zeigt, was sich bewährt. Lass dich also von Enttäuschungen, aufkommendem Verbesserungspotenzial, usw. nicht unterkriegen. Gott belohnt Treue und Hingabe, nicht Professionalität. Bei allem Gelingen bleibe offen für Korrektur.
Und was soll das langfristig eigentlich bringen?
Stell dir vor, jemand durchläuft mehrere Jahre systematischer Unterweisung im Evangelium durch alle Altersstufen der Gemeinde und kommt zum Glauben. Was würde ihn hoffentlich kennzeichnen?
- Er kennt sich in seiner Bibel aus und weiß prinzipiell, wie man sie auslegt und anwendet.
- Die Person kann nicht behaupten, dass es einen Abschnitt seiner Zeit in der Gemeinde gab, in dem er nicht das Evangelium gehört hat.
- Er liebt die Gemeinde vor Ort, da sie ihn über Jahre hinweg in Jüngerschaft angeleitet hat und ihm Dienstmöglichkeiten zum Wachstum eröffnet.
- Er ist seinen Ältesten, Jugendleitern und der ganzen Gemeinde dankbar, dass sie ihm praktisch gezeigt haben, wie man in dieser Welt als Salz und Licht für Jesus Christus lebt.
Das kennzeichnet das Herz biblischer Jugendarbeit. Denn es geht nicht zuerst um Bibelwissen, Spaß oder Hingabe um ihrer selbst willen: Jesus will Nachfolger, die ihm mit Verstand, Gefühlen und allem, was sie sind, nachfolgen. Jünger, die Gott „mit ganzem Herzen, ganzer Seele und ganzem Verstand lieben“ (Mt 22,36-40). Dafür müssen sie ihn kennenlernen und im Leben mit ihm angeleitet werden. Möchtest du das für mehrere Generationen junger Menschen in deiner Gemeinde? Dann mach dir langfristig Gedanken, wie das bei dir vor Ort konkret aussehen kann. Es lohnt sich!