Warum dieses Thema wichtig ist
Wenn ich Dir gleich das Thema dieses Artikels verrate und Dein erster Impuls ist es, ihn wieder wegzuklicken, dann solltest Du Dich einmal fragen, was das über Deinen geistlichen Zustand aussagt. Denn dass Du keine Lust hast, ihn zu lesen, wird wohl kaum daran liegen, dass Du in diesem Thema schon Profi bist und keinen Rat oder keine Erinnerungen mehr brauchst. Wenn Deine ersten Gedanken sind „Och nö, nicht schon wieder das!“, dann liegt es daran, dass es sich um ein Thema handelt, bei dem sich bei den meisten von uns ein unangenehmes, schlechtes Gewissen bereitmacht. Errätst Du, worum es gehen wird? Das Thema ist das Gebet. Egal, was Deine ersten Gedanken sind, wenn Du bis hier gelesen hast, dann bleib dran. Es wird sich lohnen!
Die Notwendigkeit des Gebets
„Ich muss unbedingt noch…“. Kommt dir dieser Gedanke bekannt vor? Ich muss unbedingt noch dies und das erledigen. Meine Hausaufgaben. Den Einkauf. Den Besuch bei meiner Oma. Ich muss unbedingt noch was essen, ich muss unbedingt mehr Sport machen, ich muss noch für die Klassenarbeit morgen lernen. Ich muss mich jetzt erstmal ausruhen, ich muss mein Zimmer aufräumen, Wäsche waschen, Auto putzen, ich muss mir jetzt echt mal ein bisschen Zeit für mich nehmen.
Viele dieser Dinge sind nicht nur berechtigt, sie sind notwendig. Das muss uns keiner sagen. Es gibt allerdings etwas, das mindestens genauso notwendig für uns ist, wie regelmäßiger Schlaf, Essen und Bewegung: das Gebet! In Lukas 18,1 erinnert Jesus uns daran:
„Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis, um ihnen zu zeigen, dass es nötig ist, allezeit zu beten und nicht nachlässig zu werden.“
Warum das Gebet Priorität haben sollte
Jesus sagt: „Es ist notwendig, dass Du betest.“ Warum Du das ernst nehmen solltest? Weil es Jesus ist, der Dir das sagt, und weil Er es wirklich ernst meint! Es ist kein gut gemeinter Rat, den Du in den Wind schlagen kannst. Es ist eine Erinnerung an das, was Du wirklich brauchst. Was ist Deine Reaktion auf diese Erinnerung?
Vorhin habe ich viele Dinge aufgelistet, die uns durch den Kopf gehen, wenn wir darüber nachdenken, was wir noch tun müssen. Alles vermeintlich wichtige Dinge, die unbedingt noch erledigt werden müssen. Warum denken wir über das Gebet so anders? Wenn ich dich jetzt frage, wie oft du in der Woche betest und deine Antwort sehr spärlich ausfällt, was ist dann deine erste Verteidigung?
Die meisten Menschen, die ich kenne, würden sagen: „Ich habe so wenig Zeit“ oder „Ich muss so viele andere Dinge erledigen“. Aber wenn das Deine Antwort ist, sagst Du Jesus im Grunde: „Herr, ich weiß, Beten ist ganz gut, aber es ist echt wichtiger, dass ich jetzt noch…“ (Fülle die Lücke mit deiner Ausrede). Wir sagen also, dass all diese anderen Sachen ihre Berechtigung haben. Aber das Gebet, das ist weniger wert. Das Gebet hat nicht die gleiche Berechtigung, es ist nicht so notwendig. Im Grunde beschuldigen wir Jesus dadurch, ein Lügner zu sein und behaupten, dass wir es besser wissen.
Was wir von der Witwe lernen können
Lies Dir das Gleichnis durch, das Jesus uns lehrt. Warum soll das Gebet notwendig sein? Warum ist es so unerlässlich?
„Und er sprach: Es war ein Richter in einer Stadt, der Gott nicht fürchtete und sich vor keinem Menschen scheute. Es war aber eine Witwe in jener Stadt; die kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht gegenüber meinem Widersacher! Und er wollte lange nicht; danach aber sprach er bei sich selbst: Wenn ich auch Gott nicht fürchte und mich vor keinem Menschen scheue, so will ich dennoch, weil mir diese Witwe Mühe macht, ihr Recht schaffen, damit sie nicht unaufhörlich kommt und mich plagt.“
Lukas 18,2–5
Die Antwort auf die Frage, warum Du beten sollst, ist: Weil Du nichts ohne Gott kannst! Aber das ist Dir meistens nicht bewusst. Du hast Dich daran gewöhnt, die meisten Dinge im Alltag alleine zu schaffen, autonom zu sein.
Aber jetzt stell dir vor, du hast heute einen Unfall und bist plötzlich querschnittsgelähmt. Von deinem Kopf an abwärts kannst du dich nicht mehr bewegen. Du bist plötzlich völlig angewiesen auf andere Menschen – und zwar bei fast allem, was du sonst so tust. Das Einzige, was du machen kannst, ist, andere um Hilfe zu bitten. „Kannst du mir bitte Wasser eingießen, kannst du das Glas an meinen Mund halten, kannst du mal an mein Handy gehen, kannst du mir dabei helfen, mich umzuziehen, mich zu waschen, mich schlafen zu legen?“ Du würdest ganz schnell lernen, in allen Dingen um Hilfe zu bitten.
Das Beispiel der Witwe
Genau deshalb nimmt Jesus in dem Gleichnis auch eine Witwe als Beispiel. Die Witwe, das sind wir, das bist Du. Die Witwe steht für Schwachheit und Verletzlichkeit. Damals hatte in der Gesellschaft eine Frau, die ihren Mann verloren hat, eine sehr schlechte, fast aussichtslose Stellung. Die Witwe aus dem Gleichnis wusste das. Sie hatte ihre Not vor Augen. Darum ging sie zu dem Richter. Ihr war klar, dass es keinen anderen Weg gab, um zu ihrem Recht zu kommen!
Aber Jesus geht noch weiter. Er sagt nicht nur, dass es nötig ist, dass wir beten. Er sagt, es ist nötig, dass wir „allezeit beten und nicht nachlässig (oder auch müde) werden“. Die Tatsache, dass Jesus es so ausdrücklich sagt, zeigt, dass die Gefahr groß ist. Mit „müde werden“ meint Jesus hier weniger eine körperliche Erschöpfung, sondern das, was die meisten von uns ständig im Gebet erleben. Wenn wir länger beten, kommt uns der Gedanke: „Ich habe keinen Bock mehr darauf.“ „Ich bin es leid, zu beten.“ „Ich habe jetzt schon zehn Mal für diese Sache gebetet, aber es ist nichts passiert. Ich geb’s auf.“ Wir werden emotional erschöpft oder entmutigt und hören wieder auf zu beten.
Warum Ausdauer im Gebet wichtig ist
Aber auch hierin hat uns die Witwe etwas voraus. Sie hat verstanden, dass sie nicht müde werden durfte, dass sie nicht aufhören durfte, zum Richter zu gehen. Wenn sie nur ein paar Mal gegangen wäre, dann wäre sie niemals zu ihrem Recht gekommen. Der Richter hätte sie ignoriert und sie wäre leer ausgegangen.
Versetz Dich in ihre Lage. Sie hat nicht lange überlegt, was sie heute noch alles „erledigen“ muss. Mit diesem einen Ziel vor Augen („ich will mein Recht“) kommt sie das erste Mal zu dem Richter. Nichts passiert. Vielleicht lacht er sie sogar aus. Also kommt sie ein zweites, ein drittes und viertes Mal. Aber nichts passiert. Aber sie wird nicht müde, gibt nicht auf! Sie kommt jetzt zwei Mal pro Woche und schleudert dem Richter ihr Anliegen entgegen. Sie wartet draußen vor dem Gerichtssaal, verfolgt den Richter nach Seinem Feierabend und steht sogar in der Nacht vor Seinem Haus und schreit ununterbrochen zu seinem Fenster hoch!
Gott will, dass du beharrlich betest
Genau so sollst Du sein. Genau das hat Gott im Sinn, wenn Er uns auch durch Jesaja folgendes sagt:
„O Jerusalem, ich habe Wächter auf deine Mauern gestellt, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nicht einen Augenblick schweigen sollen. Die ihr den Herrn erinnern sollt, gönnt euch keine Ruhe! Und laßt ihm keine Ruhe, bis er Jerusalem [wieder] aufrichtet, und bis er es zum Ruhm auf Erden setzt!“
Jesaja 62,6–7
Gott möchte, dass du Ihn im Gebet suchst
Ist das nicht der Hammer?! Gott sagt Dir hier in Seinem Wort, dass Er will, dass Du Ihn nervst! Du sollst Gott mit Gebet nerven, Ihm keine Ruhe lassen! Wie sieht es mit dir aus? Ist das die Art und Weise, wie Du betest? Gehst Du so zu Gott, wie die Witwe zum Richter? Hast du es jemals so gemacht? Oder fängst Du oft an, für eine Sache zu beten und gibst dann bald wieder auf, weil sich ja doch nichts ändert?
Glaub mir, genau das ist die Ursache für sehr viel von Deiner Schwachheit, Deinem Versagen und Deinem Mangel. Und das gilt auch für Deinen Haus- oder Jugendkreis, für Deine Gemeinde und die ganze Christenheit. Gott will, dass wir uns daran erinnern, wie schwach wir wirklich sind und wie sehr wir Ihn brauchen. Wenn Du das also liest und merkst, dass Deine Haltung zum Gebet so gar nicht der Haltung der Witwe entspricht, dann mach vor allem eins: Bete zu Gott, dass Er Dir Deine Schwachheit zeigt. Aber hör dabei nicht auf. Bete, dass Gott Dir im Gebet eine Haltung schenkt, wie die Witwe sie hat.
Praktische Schritte für ein beständiges Gebetsleben
Und dann fang erstmal klein an. Nimm Dir 15 Minuten am Tag Zeit und zieh das eine Woche lang durch. Jeden Tag 15 Minuten. Bitte Gott am Anfang immer darum, dass Er Dein Gebetsleben belebt und nimm Dir zwei, drei Anliegen, für die du beten willst, mit ins Gebet. Du wirst kaum glauben, wie bald Dir die 15 Minuten und die drei Anliegen zu wenig werden!
Gib nicht auf: Gott hört dein Gebet
Lass Dich nicht entmutigen und nicht abbringen! Du wirst vielleicht müde, Gott wird niemals müde, Dir zuzuhören. Du bist schwach und unzuverlässig, aber Gott ist allmächtig und vollkommen zuverlässig! Wenn Er Dir sagt, dass es notwendig ist, allezeit zu beten, dann sagt Er damit gleichzeitig, dass es möglich ist, allezeit zu beten und nicht müde zu werden! Darum nimm Dir die Zeit. Es wird sich lohnen, glaub mir. Wenn sogar der gottlose Richter aus dem Gleichnis sich irgendwann der Witwe zugewandt hat, wie viel mehr wird Dein liebender Vater sich Dir zuwenden, wenn Du Tag und Nacht zu Ihm betest?!