Warum lesen? Vier gute Gründe theologische Bücher zu lesen

von Sven Auerswald
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von Sven Auerswald | Dezember 2023

Eine der großen Herausforderungen unserer Zeit ist das Lesen. Lesen ist anstrengend und kostet Zeit – wo es doch so viele einfachere Mittel gibt, um Wissen zu konsumieren: YouTube-Videos schauen, Podcasts und Zusammenfassungen auf Blinkist anhören. Warum also noch lesen?

1. Weil Lesen Teil unserer Anbetung Gottes ist.

Wir können Gehirntumore operieren, auf den Mond fliegen und köstliche Triple-Chocolate-Brownies backen! Von allen Lebewesen, die Gott geschaffen hat, sind wir die Einzigen, die sprechen, denken und reflektieren können. Das liegt daran, dass Gott uns als seine Ebenbilder mit einer Intelligenz gesegnet hat, die uns fundamental von allen anderen Lebewesen unterscheidet (1Mo 1,26).

Warum hat Gott das getan? Damit wir Gemeinschaft mit Gott haben können. So wandelten Adam und Eva zu Beginn mit Gott im Garten, tauschten sich gewiss über viele Dinge aus, und Er regte sie zum Nachdenken an. Gott wollte, dass Adam und Eva ihre Hirnzellen gebrauchen (spätestens als die Schlange sie versuchte). Denn unser Gott ist ein Gott der Worte. Er hat nicht nur die Welt durch Worte geschaffen, sondern offenbarte sich auch durch sie: durch sein lebendiges Wort und durch das fleischgewordene Wort, Jesus Christus.

Tony Reinke schreibt dazu: „Das Geheimnis des Evangeliums wurde niedergeschrieben (Eph 3,3). Kann man der Disziplin des Lesens einen höheren Stellenwert einräumen?” (1) Darum ist Lesen nichts weniger als Anbetung: Ob ihr nun esst oder trinkt oder sonst etwas tut [oder was auch immer ihr lest], tut alles zur Ehre Gottes! (1Kor 10,31; ELB). Wir lesen also nicht, weil es uns unsere Lehrer oder Professoren auferlegen, sondern weil wir dadurch Gott verherrlichen. Denn Lesen ist Anbetung.

2. Weil Gott uns durch das Lesen heiligt.

Nicht nur sind wir ursprünglich im Ebenbild Gottes geschaffen (1Mo 1,26), als Christen werden wir auch verwandelt in das Bild Christi (2Kor 3,18; Röm 8,29), der das wahre Ebenbild Gottes ist (Kol 1,15). Gott wird dadurch verherrlicht, dass wir Jesus ähnlicher werden. Daher ist Wachstum ein fundamentaler Teil unseres christlichen Lebens. In der Theologie nennt man diesen Wachstums- oder Verwandlungsprozess „Heiligung“. Heiligung umfasst jeden Aspekt unseres Lebens, weil wir in allem Gott ehren wollen (1Kor 10,31).

Der christliche Glaube ist also ein Glaube, der den ganzen Menschen anspricht: Wir beten Gott mit allen unseren Sinnen und Fähigkeiten an; sowohl mit unseren Geschmacksknospen als auch mit unserer Konzentration und Lernfähigkeit. Ich habe das bisher in noch keiner Predigt gehört, aber Gott hat uns ein Gehirn geschenkt, damit wir durch diese Welt navigieren und so für ihn leben können – das beinhaltet zu lernen und sich formen zu lassen.

Hier ist Lesen ein wichtiger Teil dieses Wachstumsprozesses. Wir lernen von Menschen, die Jesus schon so viel länger nachfolgen, so viel reifer sind im Glauben, so viel Lebensweisheit mitbringen und Gottes Wort besser kennen als wir – von ihnen können wir nur lernen.

Lass dich formen. Lesen ist Heiligung.
Konkret heißt Heiligung: Wachsen in Demut und Weisheit.

3. Weil Gott uns durch das Lesen Demut lehrt.

Als Christen haben wir viel Grund demütig zu sein. Gott hat uns nicht erwählt, weil wir die Stärksten oder Klügsten sind (1Kor 1,27-28). Gott hat ganz bewusst die Schwachen ausgewählt, damit wir uns nicht rühmen können, sondern Er allein alle Ehre bekommt (v.29). Das Schöne daran: wir können niemals auslernen! Es wird immer mehr Bücher zu lesen geben, von denen wir profitieren können!

Eine häufige Versuchung, wenn wir Bücher lesen ist es zu denken: „Das ist kalter Kaffee! Das kenne ich schon!“ Das kann ich verstehen, denn es gibt ja auch Bücher, die inhaltlich nur einen geringen Mehrwert bieten. An dieser Stelle können zwei Fragen helfen:

a) Könntest du das Buch so zusammenfassen, dass es jemand, der von der Materie keine Ahnung hat, vollständig versteht?
b) Lebst du die Wahrheit aus diesem Buch in deinem Leben vollständig aus?

Wenn du auf eine dieser Fragen mit „Nein“ geantwortet hast, dann kannst du vielleicht von diesem kalten Kaffee noch etwas lernen. Wenn wir aber mit einer demütigen Haltung lesen, dann denken wir: „Das habe ich schonmal gelesen, aber ich muss das immer wieder hören! Ich vergesse das so leicht!“

Lesen ist also eine Möglichkeit des Wiederholens, damit es besser hängen bleibt. Zudem kann Lesen auch ein Mittel der Selbstüberprüfung sein, nämlich: „Wie gut verstehe ich das schon? Kann ich das jemand anderem erklären?“ Lass dich formen. Gott verspricht, die Demütigen reichlich zu segnen (Spr 29,23; 1Petr 5,6; Jak 4,10). Wir lesen, weil Gott uns so Demut lehrt.

4. Weil Gott uns durch das Lesen Weisheit lehrt.

Es gibt viele Bücher da draußen. Manche sind richtig gut, manche richtig schlecht und manche eine Mischung aus beidem. Wir wären dumm, wenn wir nicht von weiseren Christen lernen würden (Spr 1,7). Und wir wären dumm, wenn wir von Dummen lernen würden (Spr 15,14). Darum ruft uns Gott dazu auf, Weisheit zu lernen, damit wir zwischen Gutem und Schlechtem urteilen können: Verabscheut das Böse, haltet euch unbeirrbar an das Gute (Röm 12,9; NGÜ).

Das braucht Gebet und Übung (Hebr 5,14). Darum beten wir „Lehre mich gesundes Urteil und rechte Erkenntnis“ (Ps 119,66; NGÜ) und lassen uns dann von Büchern schärfen. Wie tun wir das? Indem wir alles prüfen (1Thess 5,21). Einerseits heißt das den Wahrheitsgehalt dieses Buches am Worte Gottes zu messen (also: „Stimmt das mit den Wahrheiten der Bibel überein?“). Andererseits heißt das auch, dass wir unsere Hirnzellen anstrengen, indem wir versuchen, den Buchautor zu verstehen und ihm viele Fragen stellen:

  • Was ist sein Argument?
  • Welches Ziel verfolgt er mit dem Argument?
  • Wo gehe ich mit – wo gehe ich nicht mit? Warum?
  • Wie beleuchtet Gottes Wort dieses Argument?

Im Zweifel, fragt andere (reifere) Christen, wenn ihr euch nicht sicher seid.

Und ja: das ist anstrengend – so wie eine gute Bergwanderung oder eine Ausbildung auch. Aber alles Anstrengende ist meistens auch besonders gut. In den Worten von Joseph Addison (einem Dichter aus dem 17.Jhd.): „Lesen ist für den Geist, was Bewegung für den Körper ist. Wie durch das eine die Gesundheit erhalten, gestärkt und belebt wird, so wird durch das andere die Tugend (die die Gesundheit des Geistes ist) lebendig gehalten, gepflegt und gefestigt.“ (2) Lesen lohnt sich, denn es festigt uns! Es erfreut Gottes Herz, denn es ist Teil unserer Anbetung. Gott benutzt unser Lesen, um unseren Charakter zu formen, indem er uns Demut und Weisheit lehrt.

Welches Buch wirst du als nächstes in die Hand nehmen? Mir ist es am Anfang echt schwergefallen zu beginnen. Ein guter Freund hatte mir damals geraten 15min vor dem Schlafen ein paar Seiten zu lesen. Über die Monate sind das dann immer mehr geworden. Außerdem lohnt es sich immer ein Buch mehr zu haben, als du lesen kannst. Wenn es dir keinen Spaß macht alleine zu lesen, dann lies gemeinsam mit Freunden, teilt miteinander eure Buchempfehlungen und Gedanken, denn es gibt viele gute Gründe Bücher zu lesen.


1) https://www.desiringgod.org/messages/23-tips-from-23-years-of-book-reading – original: “The mystery of the gospel was written down (Eph 3:3). Can a higher tribute be paid to the discipline of reading?”
2) Original: “Reading is to the mind, what exercise is to the body. As by the one, health is preserved, strengthened, and invigorated: by the other, virtue (which is the health of the mind) is kept alive, cherished, and confirmed.” (Quelle: https://www.goodreads.com/quotes/1097644-reading-is-to-the-mind-what-exercise-is-to-the)

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