Darf ich als Christ…?

von Lukas Greger
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Der Artikel, vom Autor eingelesen

Wohlbekannt. Alltagsnah. Brisant. Heiß diskutiert. Oft ungenügend beantwortet.

Was darf ich als Christ? Fragen, die du dir selbst bestimmt auch schon gestellt hast: „(Ab wann) ist Zocken eine Sünde? Darf ich als Christ Filme oder Serien schauen? Dürfen sie Gewalt abbilden? Darf ich nicht-christliche Musik hören? (Wie lange pro Tag) darf ich Social Media nutzen, wie viele Bier pro Abend sind okay, wie weit darf man vor der Ehe gehen und wie kurz darf Kleidung sein und ab wann ist es zu kurz?“

Diese Fragen kommen direkt aus dem Alltagsleben und bewegen uns. Wenn du dir diese Fragen stellst, können sie einerseits zeigen, dass du es wirklich ernst meinst, und es richtig machen willst. Du willst dich an Gottes Maßstab halten und Sünde ist dir nicht egal. Das wäre gut.

Der schmale Grat zwischen Versuchung und Erfüllung

Andererseits können sie auch offenbaren, dass du das Falsche möchtest. Du möchtest gern einigermaßen christlich leben und doch auch nichts verpassen. So nah wie möglich ans Wasser gehen, ohne nass zu werden. So nah wie möglich an die Sünde herankommen, weil du dir davon Erfüllung erhoffst, ohne dabei zu sündigen. Das wäre schlecht. John Piper hat über diese Art Fragen gesagt, dass es „die niedrigste Art von Fragen ist, die gestellt werden können.“ Folgender Bibelabschnitt zeigt uns warum: 

„Da wir nun eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, so lasst uns jede Last ablegen und die Sünde, die uns so leicht umstrickt, und lasst uns mit Ausdauer laufen in dem Kampf, der vor uns liegt, indem wir hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der um der vor ihm liegenden Freude willen das Kreuz erduldete und dabei die Schande für nichts achtete, und der sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt hat.“ – Hebräer 12:1-2

Diese Verse helfen uns die richtige Sicht auf unser Leben zu haben. Mit der richtigen Sicht lässt sich die Eingangsfrage besser stellen. Zudem sagt uns der Abschnitt etwas über unser Lebensziel und den Weg dahin. Diese vier Punkte schauen wir uns nun an.

Die richtige Sicht

Die beiden Verse zeigen deutlich:  Das Leben ist wie ein Marathon und der Christ ist wie der Läufer. Wie ein Läufer in einem Marathon läuft, so läufst auch du in deinem Leben. Es ist kein 10-Sekunden-Sprint. Nein, es ist ein Marathon. Ein Langstreckenlauf.

Es geht um das „Durchhalten“. Der Schreiber fordert die Leser auf, nicht aufzugeben, sondern dranzubleiben und in der Rennbahn des Lebens voranzupreschen. Sie sollen in dem vor ihnen liegenden (Wett-)Kampf mit Ausdauer laufen.

Das ist das Bild für das Christenleben, also auch für dein Leben: Den Lauf Laufen.

Diese beiden Verse sind hier sehr deutlich: Die Rennbahn und nicht der Strand und das Meer liegt vor dir. Deine Berufung ist „Läufer sein“. Dazu bist du ins Leben gestellt und nicht um zu chillen. Daher darf es nicht verwundern, dass das Leben anstrengend ist. Es ist ein guter Kampf, den es zu kämpfen gilt (2.Timotheus 4,7). Das Leben ist kein Strandurlaub. Natürlich gibt es enorm viele Dinge, die wir als Christen genießen können und auch sollen. Dennoch gleicht unser Leben auf dieser Erde mehr einem Ausdauerlauf oder, wie wir in Hebräer 12,1-2 gelesen haben, einem Kampf (vgl. 1.Korinther 9, 24ff; 1.Timotheus 6,12; Hebräer 12,4).

Warum ist das so wichtig und was hat das mit der Frage zu tun, was ich als Christ darf? 
Es ist wichtig, weil du wissen solltest, wie das Leben, das du lebst, „funktioniert“. Es ist sehr hilfreich, wenn du weißt, was du von dem Leben auf der Erde erwarten kannst und was nicht. Eine realistische Sicht auf dein Leben ist besser als eine verdrehte Fantasie-Vorstellung.  Wenn du weißt, dass es anstrengend wird und es sogar einem Kampf gleicht, bist du nicht überrascht, wenn es wirklich anstrengend ist und dich Kraft kostet. Dieses Wissen hilft dir, bessere Entscheidungen zu treffen, deine Zeit besser zu nutzen und dadurch besser zu leben.

Nun zur Eingangsfrage: Darf ich als Christ…?

Die richtige Frage

… lasst uns jede Last ablegen und die Sünde, die uns so leicht umstrickt…Last und Sünde. Diese zwei Dinge sollen abgelegt werden. Das bedeutet, dass du dich von ihnen trennen sollst. Lass sie zurück und schleppe sie nicht mit! In dem einen Punkt sind sich die meisten einig: Klar, wenn das Sünde ist, dann lege ich das ab! Ich will ja nicht sündigen! Aber was ist mit den Lasten? Was sind Lasten eigentlich? Laut Hebräer 12,1-2 sind Lasten Dinge, die man mitschleppen kann, die nicht direkt Sünde sind. Sie sind nicht grundsätzlich schlecht oder böse. Sie sind also nicht grundsätzlich verboten, aber auch nicht hilfreich.

Eine Kabeltrommel beispielsweise, hat an sich nichts Schlechtes oder Böses. Im Gegenteil: Sie kann sehr hilfreich sein. Mit ihr kann der Strom aus der Steckdose direkt dorthin verlegt werden, wo er gebraucht wird. Doch kein Läufer würde eine Kabeltrommel mit zu einem Marathon nehmen. Warum nicht? Weil er es nicht darf? Ich denke, selbst wenn es nicht verboten wäre, würde er sie nicht mitnehmen. Der Grund ist simpel: Sie hilft ihm nicht! Das ist das Entscheidende. Relevant ist nicht in erster Linie, ob etwas erlaubt ist oder nicht, sondern ob es hilft, das Ziel zu erreichen.

Was zwar erlaubt ist, aber nicht hilft, ist unnötig. Es ist eine Last.

Genau das meint der Hebräerbrief an dieser Stelle mit Lasten. 
Dinge, die an sich nicht grundsätzlich schlecht oder böse sind, aber auch nicht helfen. Lasten sind extra Gewicht. Man braucht mehr Kraft. So hat man weniger Kraft für den eigentlichen Lauf und das kann sich ein Läufer nicht leisten. Daher gilt: legt die Lasten und die Sünden ab. Sünden umstricken leicht und erschweren dadurch nicht nur den Lauf, sondern bringen ihn ins Stocken. Wessen Beine in einem Strick gefangen sind, der kann nicht laufen und kommt nicht voran. Daher ist es nur logisch sich von solchen Dingen zu trennen, die nicht helfen. Aber wobei sollen sie helfen? 

Das Ziel

Der Läufer hat ein klares Ziel: Die Ziellinie zu erreichen und seinen Lauf zu Ende zu bringen. Und das in möglichst kurzer Zeit! Das möchte er schaffen. Daher tut er das, was ihm dabei hilft und unterlässt das, was ihn hindert. Er stellt sich die entscheidende Frage: „Hilft mir das, in möglichst kurzer Zeit über die Ziellinie zu kommen?“

Aber wie ist es bei uns Christen? Was ist das Ziel unseres Lebens hier auf der Erde? Jesus selbst sagt dazu in Johannes 17,3: „Dies ist aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ Das ewige Leben, also der Himmel und die ganze Herrlichkeit, die wir damit verbinden, ist in der tiefen persönlichen Beziehung zu Jesus enthalten. Ihn zu erkennen ist der Himmel und die ganze Herrlichkeit.

Die immerwährende Entdeckung der Schönheit Jesu

Das gleiche schreibt auch Paulus in Philipper 3,7ff. Gegenüber der „alles übertreffenden Erkenntnis Jesu Christi“ sieht er alles andere, was ihm früher so wertvoll erschien als Verlust an. Es ist wertlos. Eine Person zu erkennen, bedeutet in der Bibel eine ganz intime Beziehung zu ihr zu führen. Nicht nur Kopfwissen über die Person zu haben, sondern erleben, wie sie ist.

Stell dir vor, du stehst auf einem schneebedeckten Berggipfel und blickst in ein unendlich großes, unberührtes Land, das sich vor dir ausbreitet. Am Horizont dieses Landes siehst du noch imposantere Berge, vor deren Füßen sich saftige grüne Auen erstrecken. Dort eingebettet schimmern mehrere türkise Seen umgeben von grünen Wäldern und Felder voller leuchtender, bunter Blumen. Du atmest frische, warme, duftende Luft ein. Köstlich. Und je tiefer du in dieses Land vordringen würdest, umso schöner und leuchtender würde alles werden. Mit jedem Meter noch herrlicher. Und es würde kein Ende haben.

So ähnlich beschreibt C.S. Lewis den Himmel in seinem letzten Narnia Buch. Und so ist es auch mit deiner Beziehung zu Jesus. Je mehr du ihn kennen lernst, umso mehr wird dir bewusstwerden, dass er so viel schöner er ist, als du bisher dachtest. Und das wird kein Ende haben.

Das ist dein Ziel!

Daher ist die bessere Frage: Hilft mir…, meine Beziehung zu Jesus zu intensivieren? Mit „Hilft mir…?“ sind die Fragen am Anfang des Artikels wesentlich bessergestellt, als mit „Darf ich…?“. Und es ist oft einfacher, sie zu beantworten. Vermutlich ist es auch schmerzhafter, wenn wir sie ehrlich beantworten und doch ist es zielführender für unser gesamtes Leben. Pauschal können die Fragen nicht beantwortet werden.

Filme können sehr hilfreich sein, sich mehr an Gott zu erfreuen. Wer die Kunst in einem Film entdeckt und sie auf Gott den Schöpfer zurückführt, der kann ihm dafür aus vollem Herzen danken. Filme können aber auch sehr hinderlich sein. Wenn der Inhalt die Gedanken einnimmt, die Bilder den klaren Blick benebeln und so vom Alltag ablenken, ist das nicht hilfreich. Es beschwert das Leben und somit ist es ein weiterer Kampf, der Energie und Kraft kostet.

Der Weg

indem wir hinschauen auf Jesus…

Das ist der Weg, auf dem wir unserem Ziel näherkommen. Deine Zeit und deine Aufmerksamkeit sind dabei entscheidend. In beidem bist du sehr begrenzt! Nimm dir Zeit, um sie mit Jesus zu verbringen. Nimm dir viel Zeit und vor allem die „gute“ Zeit. Die Zeit, in der du dich gut konzentrieren kannst und in der du aufnahmefähig bist. Lies die Bibel und entdecke dort, wie schön Jesus ist! Staune darüber, wie herrlich und souverän er herrscht, wie heilend seine Nähe ist, wie groß sein Erbarmen, und wie wohltuend seine Gnade ist. Denk darüber nach. Darüber, was genau das für dein Leben bedeutet. Was es für deine konkrete Situation bedeutet.

Bete zu ihm. Lobe ihn dafür. Danke ihm. Bring ihm deine Situation. Beschreibe ihm dein Sehnen, dein Wünschen und deine Sorgen. Befiel ihm deine Wege an. Nimm dir Zeit für ihn und schau ihn an. Je mehr du das tust, umso besser wirst du deinen Lauf laufen und dein Verlangen ihn noch mehr anzuschauen, wird noch größer werden! Mehr und mehr wirst du fragen: „Hilft mir das, ihn anzuschauen?“ So wirst du immer mehr so werden wie Jesus.

„Wir alle aber, indem wir mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen wie in einem Spiegel, werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich vom Geist des Herrn.“ – 2. Korinther 3,18

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