Ein zugegebenermaßen reißerischer Titel, der zum Glück nicht hält, was er verspricht. Vielleicht hast du genau nach so einem Artikel gesucht oder du hast dich über die offensichtliche Borniertheit des Autors geärgert. Genau deshalb, weil das Thema Christ und Film so stark polarisiert und zugleich so wichtig ist, sollen uns dieser und zwei weitere Artikel aus einer biblischen Weltsicht in dieses große Spannungsfeld hineinführen. Normalerweise wird es betreten, sobald man die formelhaften Worte „Darf ich als Christ diesen Film anschauen?“ hört.
Hast du dir diese Frage auch schon einmal oder sogar oft gestellt? Bist du ein Jugendleiter, der diese Frage von Teens aus der Gemeinde zu hören bekommt? Hast du einen Freund, der zum Glauben gekommen ist und jetzt einige Bereiche seines Lebens neu nach Jesu Willen ausrichten will? Dann bekommst du hier und heute KEINE Antwort darauf; denn eine vollumfängliche gibt es nicht[1].
Am Beispiel Film lässt sich nämlich vor allem eines verdeutlichen: Für das Verhältnis der Nachfolger Jesu zu einer Umwelt und Gesellschaft, die diesen Erlöser und Herrn ablehnt, gibt es keine einfache 1:1-Blaupause. Jesus verlangt nicht von uns, bis ins Detail ausgearbeitete Moralkataloge abzuarbeiten, sondern nach Seinem Willen zu leben, also auch gewissermaßen seinen „Geschmack“ zu entwickeln[2]. In den letzten Jahren hat mich als leidenschaftlichen „Cineasten“, „Literaten“ (zu Deutsch: ich mag Filme und Bücher) und Theologen (ich liebe Jesus und die Bibel) dieses Thema immer wieder herausgefordert. Doch dazu explizit die Bibel sprechen zu lassen, ist gar nicht so einfach.
Aber die Bibel sagt doch gar nichts zu Filmen?!
Zum einen leben wir Christen in der Welt, die unser Vater geschaffen hat; sie gehört Ihm (Gen 1,1). Egal, wie wir über ihren Zustand, ihre Sünde, das Schöne in ihr oder alles Mögliche denken: Filme gehören zur Realität dieser Welt, die unser Vater lenkt und erhält. Sie gehören zur Realität unserer menschlichen Existenz. Und JEDER Mensch, der mit etwas freiwillig oder unfreiwillig konfrontiert wird, hat eine diesbezügliche Überzeugung oder Weltanschauung (manche aber auch nur eine Meinung).
Zum anderen kann man folgende Verhaltensweisen bei Christen beobachten, wenn man aufs Thema Film zu sprechen kommt:
- Filme werden entweder vom „geistlichen“ Teil des Lebens abgetrennt und unterliegen dann einem gesonderten „Wertemaßstab“: „Der Regisseur ist ja ganz offensichtlich kein Christ!“ „Schlimschlimm… So viel [wähle aus: Gewalt/Sexualität/Schimpfwörter/problematische politische Überzeugung/katholische Theologie/Okkultismus/Tiere & Pflanzen, die sprechen/nicht 1:1 bibeltreu wiedergegebene christliche Glaubensinhalte oder Geschichten…]. Das darf man nicht anschauen!“
- Aber auch eine mangelnde Wertschätzung oder sogar prinzipielle Abwertung dieses gesellschaftsprägenden Mediums: „Es gibt nur christliche oder nichtchristliche Filme!“ oder „Was?! Den magst du nicht? Dieser Film ist doch gut, denn er ist christlich.“
Doch Gottes Wort kennt weder eine Trennung unseres Lebens in eine geistliche (Gemeinde/Familie) und weltliche (Schule, Job, Freunde, die nicht an Jesus glauben …) Sphäre noch eine prinzipielle Verachtung bestimmter Aspekte der Schöpfung (alias „Christen dürfen keine Filme schauen“): Vielmehr nimmt Gott die geschaffene, wenn auch gefallene Natur, Persönlichkeit und Vorlieben Seiner Kinder in Seinen Dienst und heiligt sie für Sein Reich. Wir sind durch das Evangelium berufen, unsere Lebensbereiche von Gottes Wort durchleuchten und dadurch von Seinem Geist korrigieren und verändern zu lassen. Natürlich haben Regisseure, die nicht an Jesus glauben, keine Augen für ihn. Wenn du ihm allerdings nachfolgst, dann solltest du lernen die Welt mit seinen Augen zu sehen.
Netflix, YouTube, Kino – Filme immer und überall
Was sind die aktuellen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen, die unseren Umgang mit Filmen allein durch ihre Form mitdefinieren?
- Heutzutage ist Fernsehen zumindest in unserer Generation ja quasi out. Der hierfür grundlegende Gedanke ist zumeist folgender: „Warum sollte ich mir vorschreiben lassen, was ich anschaue, wenn ich mir mein Programm selbst zusammenstellen kann?“ Vielleicht liegt auch hier ein schon ein grundlegender Punkt, der eine gewisse unreflektierte Konsum-Mentalität nur noch mehr beflügelt… → Filme sind dauernd verfügbar und die Auswahl nimmt permanent sowie konstant zu.
- Filme anzuschauen ist kein besonderes Event mehr, wie noch vor einigen Jahrzehnten; bei manchen Leuten gehört der Konsum von Serien oder Filmen bereits zum Abendessen wie deutsches Bauernbrot und vakuumverpackter Aufschnitt. Das ist definitiv eine Herausforderung für uns Christen. → Wie können wir mit diesem Medium bewusst, verantwortungsvoll und zugleich genießend umgehen?
- Filme sind das dominante Unterhaltungs-medium unserer Zeit. Das bewegte Bild hat das geschriebene Wort (leider…) beinahe komplett verdrängt. Auch Christen kennen oft die Dialoge besser auswendig als bekannte Abschnitte aus Gottes Wort. → Auch für uns Christen gilt offenbar: „Des vielen Filmeschauens ist kein Ende…“ (frei nach Salomo)
Filme zeigen uns, dass wir Ebenbilder Gottes sind
Ein Film ist ja wesentlich mehr als ein problematisierter/thematisierter Sachverhalt: Kameraführung/Schnitt, Musik, Farben, Sets, Schauspiel, Akustik, usw. … All das bringt die Handlung voran und unterstreicht sie! Ein durchdachter Film lässt sich mit einem Mosaik oder großen Panoramabild, das sich aus verschiedensten Elementen zusammensetzt, vergleichen. Der Job eines Regisseurs ist es dann, diese Steinchen im Blick zu behalten und zusammenzusetzen. Wir Menschen haben von unserem Schöpfergott den Auftrag bekommen, diese Welt zu verwalten und zu gestalten (vgl. Gen 1,26-28); Kunst -wie etwa Filme- gehört dazu. Per se ist das Medium Film nichts Verwerfliches – genau genommen sogar ein Ausdruck unserer Gottebenbildlichkeit.
Filme zeigen uns, dass wir gefallene Sünder sind
Jeder Film wird von Menschen gedreht, geschnitten, Rollen von ihnen besetzt, und so weiter. Doch jeder Mensch ist nicht nur ein kreatives, mit Würde versehenes Geschöpf Gottes, sondern auch eines, das bewusst gegen seinen Schöpfer gesündigt hat. Unsere Sünde hat unser Leben tiefgreifend zum Bösen verkehrt. Wenn Gott nicht gnädig die schlimmsten Katastrophen eindämmen würde, gäbe es kein Halten, das die volle Entfaltung unseres sündigen Potentials verhindern könnte. Das betrifft jeden Aspekt unseres Lebens: Der Schöpfer zeigt Seiner Welt Seine allgemeine Gnade. Dieser Tatsache müssen wir uns absolut bewusst sein. Manche Filme zeigen das deutlicher als andere. Darum kann man auch durchaus Filme ansehen, die etwa Leid und Schmerz und den Versuch der Wiederherstellung von Gerechtigkeit thematisieren und keine evangeliumsgemäße Antwort darauf haben (klassische Spaghetti-Rache-Western etwa). Denn die Antworten, die wir Menschen uns geben, zeigen oft etwas von unserer sündigen Natur bezüglich der Lösung von Problemen und gleichzeitig unserem gottgeschenkten Bedürfnis nach Gerechtigkeit.
Vielleicht helfen dir folgende Anregungen, wenn du überlegst, ob du einen konkreten Film anschauen sollst oder nicht[3]:
- Warum stellst du dir diese Frage genau? Was ist deine Motivation?
- Was ist das beste Argument dafür, diesen Film anzuschauen?
- Wer hat dir diesen Film empfohlen? Wie steht deine Gemeinde zu diesem Film?
- Denkst du, Jesus würde diesen Film mit dir schauen? (Das muss nicht bedeuten, dass Er ihn automatisch gut finden würde).
[1] Vielleicht ist es für dich hilfreich, zuerst nochmal den Artikel „Das darf ein Christ (NICHT)!“ lesen, der für Vieles zum folgenden Thema grundlegend ist.
[2] Die Bibel nennt diese Eigenschaft und Fähigkeit „Weisheit“, also Gottes allgemeine Gebote und Seinen moralischen Willen auf konkrete Situationen unseres Lebens anzuwenden und zu Seiner Ehre zu leben.
[3] Entnommen aus: https://www.thegospelcoalition.org/article/should-i-watch-this-5-questions-for-the-discerning-viewer/ (abgerufen am 03.06.2020); sie sind natürlich nicht umfassend, sondern eher biblisch reflektierte Denkanregungen.
2 Kommentare
Hallo Jonathan
guten Gedanken von dir.
„Filme zeigen uns, dass wir Ebenbilder Gottes sind und das wir gefallen Sünder sind.“ Klar, aber dafür brauche ich keine Filme …
Viel wichtiger finde ich die Frage, welche guten Eigenschaften ein Film in mir fördern kann (von dem auch andere profitieren könnten), damit er sehenswert ist.
Ich betrachte sie eher wie einen Umgang und bekanntlich fördert ein schlechter Umgang keine guten Eigenschaften. Und was meinen Umgang betrifft, da bin ich somit wählerisch. Warum sollte ich glauben, etwas vom Tisch der „Dämonen“ essen zu können ohne irgendwelche negativen Auswirkungen auf meine Entwicklung zu haben.
Du bist was du isst, hört man hin und wieder … daher hoffe ich wir alle entscheiden uns für gesunde und liebevolle geistige Nahrung,
Und wo ziehst du deine Grenzen?
Insgesamt geht es ja gerade darum: Einen weisen Umgang mit der (gefallenen) Schöpfung zu erlernen. Der Artikel zielt ja gerade auf das Kernproblem unseres Herzens ab. Denn entweder suchen wir als Christen „Regeln“ oder leben am Willen Gottes „vorbei“.
Bezüglich Filmen wählerisch zu sein, ist definitiv gut; dazu fordert der Artikel ja auch auf. Nebenbei: Paulus zitierte griechische Bühnenstücke und nahm Bezug auf (religiös motivierte) Sportveranstaltungen; er musste sie also gesehen haben – bewusst und mit Absicht. Unser Zugang zur Mehrheitskultur muss also neben den berechtigten Anfragen an die Entstellung durch Sünde auch die grundlegenden Elemente und Strukturen von Gottes Schöpfungshandeln wahrnehmen; sonst verhalten wir uns wie Gnostiker. Aber mehr dazu bald in einem weiteren Artikel…