Innerlich zerschmettert stehe ich im Türrahmen und sacke zu Boden. Mein Kopf in meinen Händen, gewaltig enttäuscht von mir selbst: „Schon wieder gesündigt!“ Doch eins ist klar: ich werde eines Tages in den Strahlen der unbeschreiblichen, unvergleichlichen, güldenen Pracht der Herrlichkeit Gottes stehen, … nein, viel mehr in Anbetung vor Ihm niederfallen als Sein Kind, weil Er es wert ist. Und ich werde selbst verherrlicht sein, weil Er es verheißen hat:
„Die Er aber vorherbestimmt hat, diese hat Er auch berufen; und die er berufen hat, diese hat Er auch gerechtfertigt; die Er aber gerechtfertigt hat, diese hat Er auch verherrlicht.“
Röm 8,30
Die Verherrlichung wurde uns versprochen, sie ist das Ende der Kette, sie ist safe. Aber wie kann ich bis dahin ein Leben führen, das ganz Ihm hingegeben ist und das Herz Gottes mehr kennenlernt, um das Böse zu hassen und das Gute zu lieben? Wie kann ich diese ekelhaften, schmutzigen, Gott entehrenden und verachtenden Handlungen, Worte, und Gedanken ablegen und stattdessen Ihn umklammern als den, der mein Ein und Alles ist?
Mittel der Gnade sind Werkzeuge, durch welche die Gnade Gottes in unserem Leben wirkt. Er hat uns einige Mittel der Gnade gegeben, um uns auf dem Weg zu Seiner Herrlichkeit unter die Arme zu greifen. Wir wissen, dass Gott alles in uns wirkt (Phil 2,13), aber er umgeht nicht die Mittel, die Er uns gegeben hat und die wir einsetzen sollen. Genauso wie ein Lahmer ohne Krücken nicht gehen kann, ein Blinder ohne Führung den Weg nicht finden wird, oder ein junger Mensch ohne Orientierung sich verirren wird, so sind wir in allem abhängig von Gott. Darum möchte ich euch dafür begeistern und gewinnen, dieses Mittel in eurem Leben anzuwenden.
Der Konfliktherd: Unser Herz
In allen unseren Handlungen stehen wir immer in einem Konflikt, denn wir sind aufgefordert, in jeder kleinsten Situation eine Entscheidung zu treffen: Wandeln nach dem Geist (also Gottes Willen zu tun) oder mir selbst zu dienen. Und das fängt schon bei den kleinsten Sachen an. Bei Dingen, auf die ich gar nicht kommen würde:
- „Soll ich noch 10 Minuten länger wachbleiben?“
- „Noch ein YouTube-Video, geht doch nur 4 Minuten?“
- „Kaufe ich mir doch diese eine Jeans?“
- „Esse ich noch ein Schnitzel?“
Es geht aber auch um wichtigere Entscheidungen, die sich in unserem Leben konkret so zeigen können:
- lieblos sein
- einen Wutanfall oder Zornausbruch haben
- jemanden was Böses wünschen
- stur sein oder einfach schweigen und dabei jemanden ignorieren
- sich sexuell zu verunreinigen
Die Frage, die diesem Konflikt zugrunde liegt, lautet eigentlich: „Vertraue ich Gott wirklich? Vertraue ich darauf, dass er mein Alles ist? Vertraue ich darauf, dass er mich erfüllt und mich sättigt und dass ich bei und mit ihm meine größte Freude habe? Oder nicht?“
Gottes Verheißungen: Sein Weg für uns
„Da Seine göttliche Kraft uns alles zum Leben und zur Gottseligkeit geschenkt hat durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch seine eigene Herrlichkeit und Tugend, durch die Er uns die kostbaren und größten Verheißungen geschenkt hat, damit ihr durch sie Teilhaber der göttlichen Natur werdet, die ihr dem Verderben, das durch die Begierde in der Welt ist, entflohen seid.“
2 Pt 1,3-4
Die Verheißungen Gottes sind wie die Waffe für einen Krieger. Gott gibt uns dieses Mittel für unsere geistlichen Kämpfe. Genau das stellt Petrus klar, nämlich dass es Seine göttliche Kraft ist (V. 3), die uns alles gegeben hat. Ich habe mir das alles nicht verdient, weil ich es geschafft habe, ein paar Tage nicht zu lügen oder zu begehren. Ich kann mir all das auch nicht aus eigener Kraft zu eigen machen. Diese Waffe ist auch kein verschollenes Relikt. Gott zeigt sie uns klar und offen. Sie wird Teil unseres Arsenals aufgrund unserer Berufung und ihre Macht und Schönheit wird uns mehr und mehr bewusst durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat. Wenn diese Erkenntnis fehlt, führt dies zu einem Wandel im Fleisch (vgl. 1Thess 4,3-5: „Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, dass ihr euch der Unzucht enthaltet [… ] nicht mit leidenschaftlicher Begierde wie die Heiden, die Gott nicht kennen.“) Das sind die Leute, die einfach ihren Impulsen nachgehen, weil sie den Wert Jesu Christi nicht sehen oder gekostet haben. Aber zu solchen gehören wir nicht.
Nachdem Petrus uns den Ursprung der Verheißungen aufgezeigt hat, weist er uns auf den Zweck der Verheißungen Gottes hin („damit“). Schließlich hat Gott uns die Verheißungen für etwas gegeben und sie sind nicht nur da, damit wir uns gut fühlen. Stattdessen sollen sie angewendet, eingesetzt werden, damit wir durch sie Teil der göttlichen Natur teil werden, (V.4). Sie wirken also mit in einem Veränderungsprozess. Sie sind ein Mittel der Gnade, das Gott uns gegeben hat. Und er sagt uns auch gleich, wozu man es benutzen soll.
Lasst uns V.4 genauer anschauen. Wann werden wir Teilhaber dieser göttlichen Natur? Nachdem wir dem Verderben (die Folge der Sünde im Hier und Jetzt und in der Ewigkeit) entflohen sind: Dieses Entflohensein beschreibt etwas, das hinter uns liegt, nämlich das Verderben. Andersherum gesagt: Bevor wir dieser Natur teilhaftig werden, gibt es ein Fliehen – ein Fliehen vor dem Verderben, welches durch die Begierden in der Welt herrscht (V.4). Bis wir das ewige Leben und die Herrlichkeit erlangen, besteht dieser Kampf in uns: Handeln wir nach unserem oder Gottes Willen? Und Petrus sagt uns hier, dass die Verheißungen Gottes uns helfen, nach diesem ewigen Leben und dieser Herrlichkeit zu streben. Aber wie?
Die Waffe zur Hand nehmen
Wenn mir jemand erzählt, dass er im Sommer an einem Marathon teilnehmen will, dann würde ich fragen, ob er jeden Tag trainiert oder inwiefern er sich dafür vorbereitet. Und wenn jemand mir berichtet, dass er bald Prüfungen schreiben wird, würde ich fragen, wie es mit dem Lernen läuft. Unser Glaubensleben ist nichts anderes. Um in der unsichtbaren Welt und in Gedanken zu bestehen, brauchen wir klaren Prinzipien, nach denen wir handeln. Und um zu gewinnen, brauchen wir Training und Vorbereitung. Das allererste ist, dass du wirklich darauf vertraust, dass die Verheißungen Gottes gelten und nicht nur Wunschdenken sind. Das führt dich hin zu dem Schritt, dass du sie ernst nimmst und auswendig lernst, damit du sie in deinem Herzen aufbewahrst (Ps 119,11). Manchmal fühlt es sich an wie stures Auswendiglernen und Lesen. Bitte Gott, dass er dir in solchen Momenten umso mehr Freude gibt. Fang mit einzelnen Versen an und dann lerne Abschnitte, dann Kapitel, dann ganze Bücher 😉 Das ist harte Arbeit und in einer Zeit und Gesellschaft, in der wir alles auf Knopfdruck bekommen, ist das ein „Gegen-den-Strom-Schwimmen“. Aber den Gewinn, den du daraus schöpfen wirst, kann dir sonst nichts in der Welt anbieten. Heb 10,35-36 fasst es auch gut zusammen:
„Werft nun eure Zuversicht nicht weg, die eine große Belohnung hat. 36 Denn Ausharren habt ihr nötig, damit ihr, nachdem ihr den Willen Gottes getan habt, die Verheißung davontragt.“
Was ist mit der Verheißung gemeint? Die Verheißungen des ewigen Lebens, ewige Freude, vollkommene Befreiung von Sünde, Leid und Sorge. Wie sieht das praktisch aus? Jetzt kommt der Moment – eine Versuchung, impulsartig deinen Begierden nachzugeben. Es kann Sorge sein, oder Angst oder Lust nach irgendetwas. Die ersten fünf Sekunden bestimmen den weiteren Verlauf dieser Impulse, wenn man weiter über sie nachdenkt und anfängt, mit ihnen zu spielen. Sehr wahrscheinlich endet das in einer Niederlage (vgl. Spr 5,8), aber in diesem Moment, wenn du dir die Verheißungen Gottes ins Gedächtnis rufst, sie dir zusprichst, dir bewusst machst, was sie bedeuten und dich fest an sie klammerst, dann hast du das Schwert zum richtigen Zeitpunkt gezogen und so wirst du den Sieg erringen. Heb 11,25-26 zeigt z.B., wie Mose es vorzog, mit dem Gottes Volk Bedrängnis zu erleiden, anstatt dem vergänglichen Genuss der Sünde nachzulaufen. Das eine ist besser als das andere. Der Genuss der Sünde ist nur vergänglich – vergänglich!!! Oh, ich hoffe, dass ihr seht, dass alles, was uns die Welt anbietet nur vergänglich ist – jedoch nicht Seine Freude (Ps 16,11).
Vergänglichkeit überwunden durch Herrlichkeit
Und warum tat Mose das? Er sah die Belohnung an. Gott hatte verheißen, sein Teil zu sein; der größte Reichtum, den man haben kann. Sag dir selbst, wenn die Gedanken der Versuchung kommen: „Joab, es ist vergänglich; Jesus ist viel besser!“ Das Krasse ist: durch diesen Prozess werden wir nicht nur unserer Verherrlichung nähergebracht, sondern Gott wird durch uns noch mehr verherrlicht, weil seine Verheißungen überaus groß und kostbar sind (V.3). Es wird darauf deutlich, dass er unser Blindenführer und Wegweiser ist. Wenn wir so handeln zeigen wir, wie wertvoll er ist und dass wir ihn bevorzugen, anstatt das Vergängliche hier auf der Erde. Also wird Gott verherrlicht und wir streben unserer Verherrlichung entgegen aufgrund der Verheißungen Gottes. Einfach genial, oder? 😉