Jeden Tag prasseln dutzende Horrornachrichten auf uns ein. Die Schlagzeilen in Zeitungen sind voll davon. Zusätzlich sind wir tagtäglich mit schlechten Nachrichten aus unserem eigenen Leben konfrontiert: Enttäuschungen, Arbeitslosigkeit, Krankheiten, Tod. Wird dieser scheinbar endlose Strom von Zerstörung und Verlust jemals enden? Die gute Nachricht ist, dass alles Negative einmal enden wird, wenn Jesus wiederkommt. Gott hat es versprochen und er hält seine Verheißungen. Und in der Zwischenzeit hält Gott trotz aller Horrorszenarien aus den Nachrichten und aller Sorge in unserem eigenen Leben diese Welt in seiner mächtigen Hand. Nichts läuft aus seiner Kontrolle und wir brauchen uns nicht zu fürchten. (Phil 4,6-7; Mt 6,28-34) Warum kämpfen dann trotzdem so viele Christen, die das alles glauben und bekennen, mit Zukunftsängsten und Sorgen?
Zeichen von mangelndem Vertrauen
Bevor wir uns das tieferliegende Problem anschauen, will ich ein paar Szenarien von mangelndem Vertrauen zeigen, die vielleicht dem ein oder anderen bekannt vorkommen. Ich kenne sie leider sehr gut aus eigener Erfahrung:
Wir nehmen die Dinge selbst in die Hand
Wir hören auf, Gottes Verheißungen zu glauben oder wir interpretieren sie um, damit sie in unseren Plan passen. Ein bekanntes Beispiel aus der Bibel sind Sarah und Abraham: Sie haben lange auf ein Baby gewartet. Das Versprechen lag schon Jahre zurück. Haben sie Gott missverstanden? Vielleicht haben sie sich zu viele Hoffnungen gemacht. Abraham und Sarah analysierten die Fakten… und nahmen das Ganze selbst in die Hand. Sarah fädelte es ein, dass Abraham ein Kind mit der Magd Hagar zeugte, offiziell war es aber Sarahs Kind. Sie haben Gottes Verheißung ein bisschen nachgeholfen. Immerhin war es nicht völlig ungewöhnlich in der damaligen Kultur als Hausvater ein Kind mit der Magd zu haben. Doch diese „geniale“ Lösung verursachte viele Probleme – unmittelbar und über einen langen Zeitraum gesehen. Gott hatte nämlich versprochen, dass das Kind direkt aus der Ehe von Sarah und Abraham kommt…
Wir sind so leicht geneigt, ähnliche Gedanken und Strategien zu verfolgen, nicht im Detail, aber das Denken ist das gleiche. Wenn wir aufhören zu glauben, dass Gott handelt, oder wenn er nicht so handelt, wie wir uns das vorstellen, dann fangen wir an, eigene Lösungen zu finden. Wir denken, wir wissen es besser. Wir wollen nicht vertrauen, sondern ein Leben, das wir kontrollieren können.
Wir werden neidisch und ungeduldig
Wie gehst du mit Warten um? Du brauchst ein Auto und hast ein perfektes gefunden. Na gut, es ist vielleicht größer und hat mehr PS als du unbedingt brauchen würdest und wenn du ehrlich bist, übersteigt es auch dein Budget, aber du kannst ja einen Kredit aufnehmen… Du musst dich halt nur schnell entscheiden, darum fragst du am besten gar nicht erst christliche Freunde oder Eltern, die dir das noch ausreden könnten. Ja… du kannst dir schon genau vorstellen, was die sagen werden und wirst schon sauer, wenn du nur daran denkst. So ein Angebot kommt so schnell nicht nochmal…
Viele von uns versuchen Strategien anzuwenden, die uns das Leben auf kurze Sicht schnell erleichtern und im ersten Moment Stress abbauen. Schnelle Problemlösungsstrategien sind manchmal das Richtige, aber wenn sie auf lange Sicht mehr Nöte bringen, wenn andere Christen uns davon abraten und wenn es gegen biblische Prinzipien geht, können wir sicher sein, dass wir in die falsche Richtung gehen. Die Bibel sagt: Befiehl dem Herrn deinen Weg und vertraue auf ihn, so wird er es vollbringen… Sei still dem Herrn und warte auf ihn! (Ps 37,5.7) Könnte unser Suchen nach schnellen Lösungen zeigen, dass wir nicht bereit sind auf Gott zu warten? Wir wollen häufig, dass Gott uns hilft, so wie wir es wollen und wann wir es wollen. Wir wollen nicht vertrauen, sondern ein Leben, das wir kontrollieren können.
Wir sind „Was-wäre-wenn“ Personen
Viele von uns sind „Was-wäre-wenn“ Personen. Einen nicht unbedeutenden Teil des Tages zerbrechen wir uns den Kopf nicht nur darüber, was wirklich anliegt, sondern was passieren könnte.
- Was, wenn ich den Test nicht bestehe? Schaffe ich dann überhaupt den Abschluss?
- Was, wenn ich meinen Job verliere, wenn es weiterhin so mit der Wirtschaft bergab geht?
- Was, wenn ich es nicht zu Annas Geburtstagfeier schaffe? Lädt sie mich dann überhaupt nochmal ein?
- Was, wenn ich keine Freunde finde, in der neuen Stadt, wo ich für das Studium hinziehe?
Wir machen uns viele Sorgen darüber, was passieren könnte. Vielleicht machen wir uns sogar mehr Sorgen über das, was geschehen könnte, als über das, was wirklich anliegt. Doch das bringt nichts. Denk mal darüber nach: Unser Sorgen über eine Situation kann nicht verhindern, dass die Situation eintritt. Es nimmt uns nur Energie weg, ändert aber meistens nichts an der Situation selbst. Außerdem zeigt es, dass wir unser Vertrauen nicht auf Gott setzen, sondern dass wir ein Leben wollen, das wir selbst kontrollieren können.
Wir denken nachts darüber nach
Kennst du das? Du liegst mitten in der Nacht wach, voller Sorgen. Du kannst nicht schlafen, weil du über eine Situation vom vorhergehenden Tag nachdenkst.
- Hab ich etwas Falsches gesagt? Mag sie mich jetzt noch?
- Es wird gemunkelt, dass wegen der wirtschaftlichen Situation ein paar Entlassungen anstehen. Trifft es dann meine Abteilung am ehesten?
- Die Klausur ist wirklich nicht so gut gelaufen und es war schon der zweite Versuch. Jetzt fallen mir natürlich die richtigen Antworten ein, aber unter dem Stress vorhin…
Oder du denkst über Dinge nach, die am nächsten Tag anstehen. Du machst dir im Kopf to-do-Listen, damit du alles irgendwie schaffst. Du gehst im Kopf noch mal mögliche Fragen und deine Antworten durch, die in dem Bewerbungsgespräch morgen gestellt werden könnten… Mitten in der Nacht erscheinen Probleme größer und Horrorszenarien wahrscheinlicher. Warum ist das eigentlich so?
Ich glaube, dass wir uns am meisten Sorgen machen in einer Zeit, in der wir am wenigsten Kontrolle über unser eigenes Leben haben. Sobald es Morgen ist, können wir aufstehen und etwas tun, unser Schicksal selbst in die Hand nehmen… zumindest können wir uns dieser Illusion hingeben. Elisabeth Elliot schreibt: „Manchmal ertappe ich mich dabei, mir in den frühen Morgenstunden, lange bevor der Wecker klingelt, wieder und wieder Gedanken über etwas zu machen. Das ist eine schlechte Zeit dafür, erstens, weil es die Zeit zum Schlafen ist, und zweitens kann ich in dieser Zeit sowieso nichts ändern, egal, was es ist.“[1]
Unsere Schlaflosigkeit ist dann ein geistliches Problem, wenn der Grund dafür unser Sorgen ist, etwas, das Gott uns geboten hat, nicht zu tun. Anstatt unsere Sorgen vor Gott zu bringen, wollen wir alles selbst in Ordnung bringen. Wir wollen nicht vertrauen, sondern ein Leben, das wir selbst kontrollieren können.
Das zugrundeliegende Problem
Was ist so schlimm daran, die Kontrolle über unser Leben haben zu wollen? Werden wir bei einem von den genannten Beispielen ertappt, winken wir vielleicht ab, lachen, zucken mit den Schultern und sagen: „Ich bin halt ein Kontrollfreak.“ In unserer heutigen individualistischen Gesellschaft ist das akzeptiert, denn niemand will sich gerne abhängig machen. Aber jede unserer Sorgen offenbart das eigentliche, geistliche Problem. Wir denken, unser Stress komme von zu vollen Terminkalendern. Wir denken, wir müssten uns einfach weniger vornehmen. Wir nehmen an, dass Geldsorgen von einer unsicheren finanziellen Perspektive kommen. Doch was passiert, wenn wir uns weniger vornehmen? Was passiert, wenn wir unser Budget mit einem Finanzexperten durchgehen und er uns versichert, dass wir, wenn wir sparsam sind, gut durchkommen müssten? Wir sind überrascht, dass die Sorgen nicht weggehen. Denn der Auslöser unserer Angst ist nicht die Ursache unseres Problems. Das Problem ist nicht, dass wir ein ungutes Gefühl über unsere Zukunft haben. Wenn das der Fall wäre, müssten wir an unseren Gefühlen arbeiten (z.B. durch jemanden, der uns ein besseres Gefühl über unsere Finanzen gibt).
Das Problem ist Stolz. Sorgen und Stolz sind zwei Seiten derselben Medaille. Wir mögen manchmal erschüttert sein über schreckliche Sünden, von denen wir in den Nachrichten oder in unserem privaten Umfeld hören. Ehebruch, Betrug, Vergewaltigung, Mord. Doch haben wir mal über Stolz nachgedacht? In der Bibel begegnet uns einmal ein sehr stolzer Mann. Er war der mächtigste Mann der damaligen Welt: Nebukadnezar. Menschlich gesehen hatte er allen Grund zu sagen: „Ist das nicht das große Babel, das ich mir erbaut habe zur königlichen Residenz mit meiner gewaltigen Macht und zu Ehren meiner Majestät?“ (Daniel 4,27) Nebukadnezar hatte diesen Satz noch nicht ganz zu Ende gesprochen, als schon Gottes Strafe kam: Er wurde als König abgesetzt und lebte sieben Jahre mit den Ochsen auf dem Feld. Wenn wir ehrlich sind, unterscheidet sich die Aussage nicht so groß von dem, was wir oft denken (oder woran wir voller Sorge und Angst arbeiten um es einmal denken zu können): „Das ist meine Position in der Firma, die ich mir erarbeitet habe durch mein hartes Studium und meinen Fleiß.“ „Das sind meine braven Kinder, die durch meine gute Erziehung und viel Liebe so höflich und respektvoll geworden sind.“ Oder sogar: „Das ist meine Position in der Gemeinde, die ich bekommen habe, weil ich so ein gutes Vorbild bin, die Bibel so gut kenne und mein Ehe so gut läuft.“ Stolz hatte Nebukadnezar verführt und Stolz verführt auch uns.
Stolz verführt uns dazu, zu denken, wir könnten unser Leben und unsere Angelegenheiten besser managen, als irgendjemand anders – auch besser als Gott. Durch Stolz versuchen wir uns selbst an Gottes Stelle zu setzen. Stolzes Denken ist häufig schwierig zu identifizieren, aber wir können sicher sein, dass es immer da ist, wo wir ängstlich und sorgenvoll sind. Es ist immer da, wenn es uns schlecht geht, weil wir denken, wir hätten eine bestimmte Sache verdient, die wir nicht bekommen. Es ist da, wenn wir uns Gottes Wegen widersetzen, weil sie unseren Plänen widersprechen oder weil wir denken, sie sind nicht fair.
Angst und Sorgen überwinden
Der erste Schritt von Sorgen und Angst loszukommen, ist anzuerkennen, dass unsere Angst nicht nur ein Problem ist, weil sie uns selbst nicht gut tut, sondern vor allem weil sie Gottes Wort widerspricht und die tieferliegende Sünde, den Stolz, offenbart. Stolz sagt: Gottvertrauen ist eventuell gut, aber eigene Kontrolle ist besser. Stolz ist Rebellion gegen Gott (lies dazu Jes 14,12-17). Es ist eine Sünde, von der wir umkehren müssen. Das Gegenteil, Demut, ehrt Gott, weil Demut anerkennt, dass wir in allem von Gott abhängig sind. Demut sagt: Gott hat alles unter Kontrolle, darum vertraue ihm. Gleichzeitig befähigt uns Demut zufrieden, voller Freude und ohne Angst zu leben, weil Gott unser treuer Vater und allmächtiger Gott ist.
Das bringt mich zum zweiten Schritt: Wir müssen Gott besser kennenlernen durch das Lesen seines Wortes. Wir vertrauen Gott häufig deshalb nicht, weil wir ihn nicht gut kennen. Wir glauben nicht wirklich, dass er gut ist. Wir nehmen ihn nicht beim Wort. Was sagt Gottes Wort? Er hält das ganze Universum in seiner Hand. Er kennt die Zahl der Sterne und hat jedem Stern sogar einen Namen gegeben (Ps 147,4). Doch er führt nicht nur die großen Dinge des Universums, sondern er zählt sogar die Haare auf unserem Kopf (Mt 10,30) – etwas, das selbst die größten Kontrollfreaks unter uns niemals tun würden. Und das Beste: Er weiß nicht nur um all diese Dinge, sondern er hat auch die Macht, Heilung und Veränderung zu bringen. Das hat er letztendlich bewiesen, als er am Kreuz seine Feinde zu seinen Kindern gemacht hat. Er kann sich viel besser um unsere Familien, unsere Gesundheit, unsere finanzielle Lage, unsere Ausbildungen und unsere Beziehungen kümmern, als wir uns das vorstellen. „Er, der sogar seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken?“ (Röm 8,32).
Einige der Gedanken zu diesem Artikel sind aus dem Andachtsbüchlein Trust von Lydia Brownback (Wheaton, IL, 2008) entnommen.
[1] Elisabeth Elliot, Discipline: The Glad Surrender (Grand Rapids, MI, Revell, 1994), S. 61 (eigene Übersetzung aus dem Englischen).
4 Kommentare
Sehr ermutigender Artikel. Vielen Dank!
[…] Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!? […]
Danke, Elsbeth, Dein Artikel hat mir sehr geholfen. Sorgen ist wirklich eine schlimme Sünde.
Danke, dass hat mich ermutigt!