Buchrezension: Du + Ich in Ewigkeit (Francis und Lisa Chan)

von Simon Arnold
1 Kommentar

Das Buch „Du + ich in Ewigkeit: Wie der Himmel unsere Ehe revolutioniert“ ist kein klassisches Ehebuch. Als Paar haben wir schon einige Ehebücher und Beziehungsbücher gelesen, aber noch keines wie das von Francis und Lisa Chan verfasste. Was ist so besonders an diesem Buch? Das Besondere ist, dass es sich um ein Ehebuch handelt, das sich nicht auf die Ehe konzentriert. Es ist kein Ratgeber, der klare Antworten auf Fragen gibt wie z.B. „Wie kann unsere Ehe romantischer werden?“ oder „Wie können wir unsere Probleme lösen?“ oder „Wie kann unsere Ehe schöner werden?“. Der Fokus dieses Buches ist gewissermaßen auf den Himmel gerichtet. Die These des Buches lautet: Wenn Gott und seine ewigen Absichten für uns entscheidende Bedeutung bekommen, dann wird das ganz praktische Auswirkungen auf unser ganzes Leben haben, besonders auch darauf, mit welchem Fokus wir unsere Ehe leben.

Ganz grundsätzlich ist für die Chans die Frage, wer Gott für uns ist. Sie fragen: Hat Gott in unserem Herzen den besonderen, abgesonderten Platz, der ihm zusteht? Wie steht es um unsere Liebe zu ihm?

Lisa Chan schreibt zu Beginn des Buches:

„Ganz gleich wie zufrieden Sie momentan mit Ihrer Ehe sind. Die eigentliche Frage ist vielmehr, wie sehr Sie Ihre Zufriedenheit in Gott finden. Ob Ihre Ehe nun voller Kummer oder voller Freude ist – Gottes Herrlichkeit steht auf dem Spiel. Müssen Sie Ihren Blick wieder neu auf ihn richten? Für mich fasst dieser Gedanke zusammen, warum wir dieses Buch schreiben. Es gibt sehr, sehr viele Christen, die nur mit ihrer persönlichen Befriedigung beschäftigt sind und keinen Gedanken daran verschwenden, auf welche Weise ihr Leben von einer tiefen Zufriedenheit in Gott zeugt. Wo ist die Bereitschaft, zugunsten von Gottes Herrlichkeit auf ein Glücksgefühl in der Ehe zu verzichten? Nein, wir kämpfen um unsere Rechte und vergessen, dass hier etwas vor sich geht, das weit größere und kosmischere Bedeutung hat.“

Wenn Gott diesen besonderen Platz ins unserem Herzen hat, dann, so die Chans, wird sich das auch im Umgang mit unserem Ehepartner zeigen. So lautet z.B. die Überschrift eines Abschnittes: „Möchten Sie so demütig sein wie Jesus?“. Wenn jemand das wirklich sein möchte und es praktiziert, wird das eine gewaltige Revolution darstellen.

Francis und Lisa Chan verdeutlichen im Buch: Christen können in ihrer Ehe Gefahr laufen, Gott und die Menschen um sie herum aus dem Blick zu verlieren. Sie bringen zum Ausdruck: Eine Ehe kann für ein Ehepaar ein Vehikel werden, um die eigene Selbstsucht auszuleben. Sie zeigen das in einer Illustration.

Stelle dir ein nettes Haus mit einem weißen Lattenzaun um den Garten vor. Deine fröhliche Familie faulenzt im Haus. Stelle dir vor, es bricht nur ein paar Blöcke weiter ein Krieg aus, mit allem, was dazu gehört. Eure Freunde und Nachbarn kämpfen um ihr Leben, während ihr eure Küche umbaut und euren großen, neuen Fernseher aufbaut. Ihr habt eine neue Baufirma beauftragt, bessere gedämmte Fenster zu installieren, damit ihr all den Lärm nicht so mitkriegen müsst.

Natürlich wäre so etwas in der Realität wohl kaum vorstellbar; aber es ist leicht vorstellbar, dass Christen wenigstens in bestimmten Aspekten ihres Lebens die Wirklichkeit ignorieren, dass es Gott und eine Ewigkeit bei ihm gibt, die für viele Menschen verschlossen bleiben wird, wenn sie dem Evangelium nicht glauben. Francis und Lisa fragen: Glauben wir wirklich, dass eines Tages Gott über diese Welt Gericht halten wird und dass das Evangelium Rettung vor dem Zorn Gottes und ewiges Leben bei ihm verheißt? Was hat das für praktische Folgen für den Umgang mit unseren Mitmenschen? Wie wird die Liebe Christi in uns sichtbar?

Was kann man aus dem Buch mitnehmen?

Ich denke, man kann eine ganze Menge aus dem Buch mitnehmen. Das Buch ist herausfordernd und motivierend geschrieben. Es beginnt bei der Bedeutung Gottes und des Evangeliums und zeigt dann wie der Glaube an Gott und an das Evangelium ganz praktisch in der Ehe ausgelebt wird. Weiter verdeutlichen Lisa und Francis wie wir unsere Ehe und unser Zuhause durch das Evangelium auch für unsere Mitmenschen öffnen sollen und zuletzt geht es um die Erziehung der Kinder. Wie können Eltern ihnen den Glauben lebendig vorleben und ihnen Vorbild sein? Es sind wirklich sehr viele praktische und verständliche Denkanstöße im Buch zu finden und man bekommt deutlich vor Augen geführt, wo es im eigenen Leben noch viel Platz zum Wachsen gibt und wo sich Prioritäten verschoben haben, die korrigiert werden sollten.

Wie ist das Buch strukturiert?

Das Buch ist verhältnismäßig kurz und gut verständlich geschrieben. Einen kleinen Teil im Kapitel hat jeweils Lisa Chan verfasst. Dieser Teil richtet sich mehr (aber nicht nur) an die Frauen. Francis richtet sich dann etwas mehr (aber nicht nur) an die Männer. Diese Aufteilung finde ich ziemlich gut. Am Ende eines Kapitels finden sich Fragen und Aufgaben, um das Gelesene zu vertiefen und auf das eigene Leben hin anzuwenden. Wer das gründlich macht, erhält so einen ganz guten Eindruck, auf welchem Stand seine persönliche Entwicklung ist und vertieft das, was er gelesen hat, ungemein.

Die Motivation der Autoren

Man spürt beim Lesen deutlich, dass es hier nicht nur um die Vermittlung von Wissen geht, sondern darum, ihre Leser zu berühren und zum Wachstum anzuregen. Das Geschriebene kommt nicht arrogant oder hartherzig rüber, sondern liebevoll. Das Buch enthält viele Gedanken und Einsichten, die man in vielen anderen Ehebüchern nicht findet. Wenn man das Buch ernst nimmt, hat man viel zu verdauen, nachzudenken und wahrscheinlich umzudenken. Aber das lohnt sich in jedem Fall, auch wenn es Veränderung bedeutet.


Das Buch ist bei SCM und Betanien erhältlich.

P.P.S.Wer gerne noch weiter von den Einsichten von Francis Chan zum Thema „Ehe und Ewigkeit“ profitieren möchte, dem sei der folgende Artikel auf meinem Blog empfohlen: Ehe an der Grenze zur Ewigkeit.

Auch interessant

1 Kommentar

Johannes Strehle 2. Januar 2016 - 13:29

Es ist Aufgabe von Gemeindeleitungen und Autoren, Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen, darauf aufmerksam zu machen und zu warnen.
Ob das empfohlene Buch diese Aufgabe für die USA, das gelobte Land der deutschen Evangelikalen, erfüllt, kann ich nicht beurteilen, will es aber gerne hoffen.
Es ist Aufgabe des Rezensenten der deutschen Ausgabe eines Buches, das für die Situation in den USA geschrieben wurde, zu beurteilen, ob und ggf. wie weit es auch die deutsche Situation trifft.
Andernfalls ist das Buch nur von Interesse, um zu wissen, was in den USA läuft. Und möglicherweise ist auch in diesem Fall die Gegenwart in den USA die deutsche Zukunft.
Für alle anderen Leser ist das Buch eine Ablenkung vom Kampf an der Front, wo die Schlacht hier aktuell stattfindet. (Im Sinne des von Francis Schaeffer gern zitierten Luther zugeschriebenen Wortes)
Ich konnte bisher nicht feststellen, dass die Überbetonung der Grundsätze für Ehe und Familie in den letzten Kapiteln des Briefes von Paulus an die Epheser in Deutschland ein Problem ist. Ganz im Gegenteil stelle ich fest, dass diese Grundsätze den meisten Evangelikalen genauso peinlich sind wie alles, was in der Bibel „von gestern“ ist, das heißt nicht dem heutigen Zeitgeist konform ist. Aber vielleicht habe ich nicht den richtigen Überblick.
In den USA scheint es auch das in Deutschland schon Generationen alte und nicht kritisierte Problem der isolierten geschlossenen Kleinfamilie zu geben. „Und wie’s da drinnen aussieht, geht niemand was an.“ Den Autoren geht es um den missionarischen Auftrag von Ehe und Familie. Ich denke, dieser Auftrag ist, Licht und Salz zu sein und das neue Liebesgebot Jesu optimal zu erfüllen. Denn „daran wird die Welt erkennen …“. Und schließlich apologetisch gerüstet zu sein. Diesen missionarischen Auftrag werden isolierte geschlossene Kleinfamilien nur mangelhaft bis ungenügend erfüllen (Noten 5 und 6).
Im Übrigen sehe ich die missionarische Aufgabe von Ehe und Familie in Deutschland hauptsächlich dadurch bedroht, dass die Evangelikalen reihenweise auf den Zug des Zeitgeistes aufspringen und ihre Kleinkinder fragwürdigen Kollektiven anvertrauen und der vorgeschriebenen Vereinbarkeit von Familie und Karriere folgen. Wenn das Wunder geschähe, dass die meisten Evangelikalen diesen Zug ausnahmsweise ausließen, dann wären sie Licht und Salz. Wenn das Salz nicht mehr salzt …
Eine Rezension der Eggers-Zeitschriften und ihres Einflusses wäre nützlich.
Erfahrungsgemäß bleiben die meisten Evangelikalen solange in einem Zug des Zeitgeistes sitzen, bis er auf dem Abstellgleis steht. Dann hecheln sie dem nächsten hinterher.
Den Autoren geht es um das Gleichgewicht der Bibel. Auf dieses Gleichgewicht kann man nicht oft genug hinweisen und Verschiebungen anprangern. Sie verstoßen allerdings selbst dagegen.
„Denkt daran, dass die Bibel kein Buch über die Ehe ist. Die Bibel ist ein Buch über Gott.“ Die Bibel ist nicht nur ein Buch über Gott, sondern sozusagen über Gott und die Welt, auch wenn das besonders Frommen zu weltlich klingt.
„Gott hat uns eine Mission gegeben und wir können uns selbst nicht erlauben, „in den Beschäftigungen des Lebens stecken zu bleiben“ (2. Timotheus 2, 3-4) Die Autoren betonen, dass die Brüder, die Frauen haben, sein sollen, als hätten sie keine (und die Weinenden wie nicht Weinende usw.) Paulus schreibt dann weiter an die Korinther in seinem ersten Brief (Kapitel 7): „Ich will aber dass ihr sorgenfrei seid. Der Unverheiratete sorgt sich um die Angelegenheiten des Herrn, wie er dem Herrn gefalle; aber der Verheiratete sorgt sich um die Angelegenheiten der Welt, wie er der Frau gefalle, und er ist zerteilt … die Verheiratete sorgt sich um die Angelegenheiten der Welt, wie sie dem Mann gefalle.“ Ich verstehe das in diesem Zusammenhang und im Zusammenhang der ganzen Bibel nicht als Kritik. Ein neues Ungleichgewicht und Druck für Ehe und Familie werden wie in der Vergangenheit Kinder in die Rebellion treiben.
Aufgabe des Rezensenten ist es, solche Probleme anzusprechen. Er erwähnt auch nicht, dass es sich um das wichtigste Buch nach der Bibel handelt, wenn man bestimmte Aussagen ernst nimmt. (Und es gibt mit Sicherheit Leser, die sie ernst nehmen.)
Ihr wisst, Jesus Christus hat euch gesagt: Das wichtigste Gebot ist, Gott mit deinem ganzen Herzen zu lieben. Genauso wichtig ist das Gebot, deinen Nächsten zu lieben wie dich selbst. Wir, die Autoren, aber sagen euch: „Zuerst kommt Gott – und dann lange, lange nichts.“ Und bitte nicht das ganze Herz, sondern „den besonderen, abgesonderten Platz in unserem Herzen, der Ihm zusteht“. Das ist doch gerade das Problem vieler Christen, dass sie Gott einen abgesonderten Platz in ihrem Herzen geben. Und das revolutionäre Gleichgewicht zwischen der Liebe zu Gott und der Liebe zum Nächsten hat die besonders Frommen schon immer genauso gestört wie diejenigen, die die Liebe zu Gott auf Nächstenliebe reduzieren. Gut, dass wir im Jahre 2015 nach Christi Geburt endlich erfahren, wie das wichtigste Gebot wirklich lautet.

antworten

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Cookies. Wenn Du die Seite weiter benutzt, gehen wir von Deinem Einverständnis aus. OK