Die Geschichten zweier Männer stehen nahe bei einander: Jonathan und Absalom. Der erste hatte die Fähigkeit und der andere die Möglichkeit zur Nummer 1 über Israel gehabt. Jonathan war weiser und unerschrockener Thronanwärter, der designierte Nachfolger von König Saul. Absalom entstammte Davids großer Nachkommenschaft. Er war Sohn einer Königstochter – schön, beliebt, selbstbewusst und machtversessen. Ihm gelang, was nur wenigen vergönnt war: Er war für kurze Zeit die Nummer 1 der damaligen Regionalmacht Israel. Er erlitt aber, um das vorwegzunehmen, ein tragisches Ende. Man kann sein Leben in drei Etappen unterteilen: Aufstieg, Höhepunkt und Absturz. Aus den drei Abschnitten entwickeln wir drei Lektionen für unser Leben und erkennen die Dringlichkeit, dass der wahre David auf den Plan treten würde.
Ein gewiefter Taktiker: Ich nutze die Gunst der Stunde.
Wenn ein Journalist über den Aufstieg einer wichtigen Persönlichkeit berichtet, beginnt er oft in seiner Vergangenheit. Woher kommt diese Person? Was waren die wichtigen Momente auf dem Weg nach oben? Von Absalom wird folgendes festgehalten:
„Der dritte Sohn (von David) war Absalom, seine Mutter hieß Maacha und war eine Tochter Talmais, des Königs von Geschur.“
2. Samuel 3,3
Absalom wurde als der dritte Sohn von König David geboren. Seine Mutter war Königstochter aus Geschur, einem kleinen Königreich in der Gegend von Galiläa. Beide Eltern hatten also blaues Blut. Absalom wurde in Hebron geboren und erlebte in jungen Jahren mit, wie David König über die 12 Stämme Israels wurde und zu höchster Berühmtheit gelangte. Unter Davids Herrschaft blühte Israel auf und expandierte kräftig. Absalom war nicht der Typ, dem die berühmten Eltern jeden Selbstwert rauben. Im Gegenteil: Die höfische Umgebung schien den Jungen beflügelt zu haben. Er muss sich von klein auf als etwas Besonderes gefühlt haben.
Die Bibel gibt keine weiteren Details über Absaloms Jugend preis. Aus der späteren Beschreibung können wir aber entnehmen, dass der dritte unter Davids Sprösslingen sich in einem sehr positiven Licht sah. Wirklich aufgerollt wird die Geschichte Absaloms erst zu einem späteren Zeitpunkt, nämlich nach der verheerenden Sünde Davids mit Batseba. Nach der aufrichtigen Reue Davids vergab ihm Gott, doch er kündigte ihm an, dass dieser Fehltritt lange Schatten auf sein restliches Leben werfen würde. Der erste Satz nach dieser Geschichte beginnt mit den Worten:
„Danach geschah folgendes: Abschalom, der Sohn Davids, hatte eine schöne Schwester namens Tamar und Amnon, der Sohn Davids, verliebte sich in sie.“
2. Samuel 13,1
Andere Übersetzungen verwenden das gewichtige Wörtchen „aber“ – es markiert den Wendepunkt in der Geschichte Davids. Das Gewitter baut sich über der eigenen Familie auf. Amnon, der älteste Sohn und damit Thronfolger Davids verliebte sich in die bildhübsche Halbschwester Tamar, die Schwester Absaloms. Er holte sich bei einem schlauen Freund den Tipp, sich krank zu stellen und sich von seiner Halbschwester unter vier Augen pflegen zu lassen. In einem günstigen Moment fiel er über das Objekt seiner Begierde her und entjungferte sie. Haarsträubend, was sich im Haus des Königs abspielte! Gemäß Gesetz stand auf Inzest die Todesstrafe (3. Mose 18,9+29). Die Geschichte machte am Hof des Königs die Runde. David selbst bekam einen fürchterlichen Wutanfall, ließ es damit aber bewenden. Jetzt tritt Absalom auf den Plan:
Abschalom aber sprach kein Wort mehr mit Amnon; so sehr hasste er ihn, weil er seine Schwester Tamar vergewaltigt hatte. Zwei Jahre später…
2. Samuel 13,22
… schlug Absalom zu. In polygamen Kulturen war es die Pflicht des vollen Bruders, die Ehre der Schwester zu schützen. Absalom war sich dieser Aufgabe bewusst – und mehr als das. Der Text lässt den Schluss zu, dass Absalom die Situation kalt zu seinen Gunsten auszunützen gedachte. Er redete der Schwester zu, Stillschweigen zu bewahren. Er würde die Sache selber in die Hand nehmen. In den nächsten zwei Jahren arbeitete er einen Plan aus. Der Inzestfall eröffnete ihm nämlich ganz neue Perspektiven: Wenn Amnon als Thronfolger liquidiert würde, wäre er neu der erste Thronanwärter (der zweite Sohn Kileas ist, so kann man annehmen, schon früh gestorben).
Zwei Jahre also wartete Absalom auf eine gute Gelegenheit. Und als er sie erhielt, ließ er sie sich nicht entgehen. Wie ist er vorgegangen? Er lud den ganzen Hof seines Vaters auf sein Landgut ein. David lehnte erschrocken ab; er wollte seinem Sohn nicht mit den vielen Gästen zur Last fallen (eine typisch elterliche Geste). Absalom wusste um die Gutmütigkeit seines Vaters und machte einen neuen Vorschlag: Dann schicke doch einfach deinen Stellvertreter Amnon und die anderen Königssöhne, dass wir ein Fest unter Brüdern feiern können.
Abschalom gab keine Ruhe, bis David schließlich Amnon und alle seine anderen Söhne mit ihm ziehen ließ.
2. Samuel 13,27
Dass alle Brüder mitgingen, machte die Aktion unverdächtig. Wenn er Amnon allein eingeladen hätte, hätte David wohl Verdacht geschöpft. Offenbar wusste man im Umfeld des Königs, dass Absalom seinem Halbbruder gegenüber Hass hegte (vergleiche die Aussage von Jonadab in 2. Samuel 13,32). Absalom schreitet zur Tat.
Seinen Leuten befahl er: Seid bereit! Wenn der Wein bei Amnon zu wirken beginnt und ich euch sage: Erschlagt Amnon!, dann tötet ihn! Habt keine Angst; ich übernehme die Verantwortung.
2. Samuel 13,28
Absalom hatte nicht nur die nötige Portion Selbstbewusstsein, sondern auch das Gespür für den richtigen Moment. Ohne zu zögern setzt er seinen ausgefeilten Plan in die Tat um. Seine Knechte liquidieren den Thronfolger, denn ihr Herr hatte ihnen Straffreiheit zugesagt. Die Ermordung in der großen Runde der Gäste hatte einen riesigen Tumult zur Folge. Jeder rannte um sein Leben. Voller Panik besteigen die Königssöhne ihre Esel und galoppieren zurück nach Jerusalem. Das Durcheinander nach dem Blutbad verhalf dem Täter zur Flucht. Absalom floh zu seinem Großvater, König Talmai. Dieser war zweifelsohne angetan vom Gedanken, dass der Enkel des Zwergreiches Geschur Thronfolger der Großmacht Israel werden würde.
Allmählich fand David sich mit dem Tod Amnons ab, und so legte sich mit der Zeit auch sein Zorn gegen Absalom.
2. Samuel 13,39
Eines muss man Absalom lassen: Zu seiner Zielstrebigkeit paart sich Hartnäckigkeit und Ausdauer. Nach dem Vorfall tut er das, was angezeigt war: Gras über die Sache wachsen lassen. Wieder ließ er einige Jahre verstreichen. In dieser Zeit plant er seinen nächsten Komplott. Auch dieses Mal geht seine Rechnung auf: Sein Vater ließ sich wieder erweichen. Wörtlich heißt es, dass David nach seinem Sohn verlangte. Er war bereit einen Handel mit seinem Sohn einzugehen. Er wusste wohl, dass sein Sohn Bestrafung verdiente. Aber sein Herz hing an seinem prächtigen Sprössling.
Stehen wir einen Augenblick still: Wie mancher mochte er in Absalom lange nicht mehr als einen prächtigen, selbstbewussten Kerl gesehen haben. Einer, der wusste, wo er hin wollte. Sein Vater David ließ ihn wohlwollend gewähren. Der weise Halbbruder Absaloms, Salomo, dürfte an ihn gedacht haben, als er folgenden Spruch verfasste:
„Wer seinen Sohn liebt, erzieht ihn beizeiten.“
Sprüche 13,24
Die erste Lektion: Selbstvertrauen kann schnell kippen – in Selbstüberschätzung. Und Selbstüberschätzung ist oft der erste Schritt in einer Kette von unerfreulichen und unglücklichen Ereignissen.
Ein strahlender Sieger: Ich komme zu dem, was ich will.
Wir wenden uns der zweiten Epoche in Absaloms Leben zu. Absalom lebt also im Exil bei seinem Großvater. Doch unversehens bekommt er einen mächtigen Verbündeten am Hof des Königs: General Joab. Als Armeechef sorgte er sich darum, dass aktuell die Stellung des Kronprinzen vakant war, der im Fall des Ablebens von David das Land regieren konnte. Er wollte also die Lage stabilisieren. Das fädelte er dann mit Schläue ein. Joab hatte sich jahrelang darin geübt, seinen Vorgesetzten an den Punkt zu bringen, an der er wollte. Er erinnerte sich daran, dass David nach seinem großen Fehltritt mit Bathseba durch einen Propheten zur Vernunft gebracht wurde. So inszeniert der gerissene Mann eine Vorladung beim König, in der eine kluge Frau, die er selbst engagiert hatte, eine Herz-bewegende Geschichte über ihren Sohn vorträgt. Durch die rührende Geschichte wird David weich geklopft. Joab hatte die Frau angewiesen, am Schluss effektvoll die Parallele zur Situation seines Sohnes Absalom zu ziehen. An dieser Stelle erkennt David Joabs Handschrift. Ergebnis: David gibt grünes Licht, Absalom nach Jerusalem zu holen. Einziger Haken: Er würde unter Hausarrest stehen. Was geschah weiter?
„Joab reiste nach Geschur und holte Absalom zurück.“
2. Samuel 14,23
Und Absalom wohnte in Jerusalem zwei volle Jahre und hatte das Angesicht des Königs noch nicht gesehen. Da sandte Absalom zu Joab, um ihn zum König zu schicken, aber er wollte nicht zu ihm kommen. Und er sandte noch ein zweites Mal, aber er wollte wieder nicht kommen. Da sagte er zu seinen Knechten: Seht, das Feld Joabs ist an meiner Seite. Er hat dort Gerste. Geht hin und steckt es in Brand! Und die Knechte Absaloms steckten das Feld in Brand. Da machte Joab sich auf und kam zu Absalom ins Haus und sagte zu ihm: Warum haben deine Knechte das Feld, das mir gehört, in Brand gesteckt? Und Absalom sagte zu Joab: Siehe, ich hatte zu dir geschickt und dir sagen lassen: Komm her, ich will dich zum König schicken, um ihm zu sagen: Wozu bin ich von Geschur hergekommen? Besser wäre es für mich, ich wäre noch dort. Jetzt aber will ich das Angesicht des Königs sehen. Und wenn es an mir eine Schuld gibt, dann soll er mich töten. Da begab sich Joab zum König und berichtete es ihm. Und er rief Absalom. Der kam zum König und warf sich vor ihm nieder und fiel auf sein Angesicht zur Erde nieder vor dem König, und der König küsste Absalom. (2. Samuel 14,28-33)
Wie sich Joab hier von Absalom provozieren lässt! Absalom wird ungeduldig in seiner Residenz. Jetzt muss etwas passieren – jetzt oder nie. Fünf Jahre sind seit dem letzten Treffen mit dem Vater vergangen. Was sich schon zweimal bewährt hatte, funktionierte auch ein drittes Mal. Wer nichts wagt, gewinnt nichts. Entweder Wiedereinführung beim König oder ein ordentliches Gerichtsverfahren. Joab beginnt zu wanken. Nicht nur seine Felder brannten, die Lage drohte zu eskalieren. Absaloms Berühmtheit stieg unaufhörlich. Für die Bürger Israels war Absalom ein Held, kein Mörder. Joab gibt nach und arrangiert ein Treffen bei König David. Absalom erreicht ein weiteres Etappenziel: Er wird rehabilitiert.
Warren Wiersbe sagt in seinem Kommentar treffend: An keiner Stelle fällt auch nur ein Wort von Reue oder die Bitte um Vergebung! Absalom lebte nicht, um über seine Taten zu trauern, sondern um die nächste anzureißen.
In der Schilderung habe ich einige Verse ausgelassen, die ein eindeutiges Licht auf Absaloms Charakter werfen:
„In ganz Israel gab es keinen Mann, der so schön war wie Absalom. Er war von Kopf bis Fuß vollkommen, und alle Leute bewunderten ihn. Einmal im Jahr ließ er sich die Haare schneiden, weil sie ihm zu schwer wurden. Sie wogen mehr als zwei Kilogramm.“
2. Samuel 14,25f
Was hier beschrieben wird, kommt einem vor wie ein Ritual eines Präsidenten, der sich in einer bestimmten Gegend in genau abgestimmten Kleidern mit einigen passenden Worten seinen Wählern am Fernsehen präsentiert. Traurig, aber wahr: Die offensichtlichen Charakterfehler Absaloms schienen die Menschen nicht zu kümmern. Was zählte, war Status, Reichtum und Schönheit.
„Er stellte sich jeden Morgen in aller Frühe an das Tor zum Palast. Alle, die mit einer Streitsache kamen, um sie dem König als oberstem Richter vorzulegen, fragte er nach ihrer Heimatstadt. Wenn jemand zu einem der Nordstämme Israels gehörte, sagte Absalom zu ihm: «Zweifellos würdest du den Prozess gewinnen, denn du bist im Recht. Aber man wird dich gar nicht erst bis zum König vorlassen.» (…) So verhielt Absalom sich gegenüber allen Leuten aus Israel, die mit ihren Streitigkeiten zum König nach Jerusalem kamen. Dadurch machte er sich bei ihnen beliebt.“
2. Samuel 15,2-3-6
Wenn die Geschichte Absaloms nicht so tragisch geendet hätte, könnte man sie wohl 1:1 in eine Politiker-Fibel aufnehmen. Wie steigere ich meine Beliebtheit? Man lasse seinen Charme spielen und zeige sich möglichst oft Arm in Arm mit dem einfachen Mann auf der Straße. Dass sich dabei Wahrheit mit Erfundenem mischt, gehört einfach dazu. Hauptsache, es macht einen guten Eindruck auf die Leute. Absalom tut alles, um an die Spitze zu kommen. Endlich hat er einen Grund, um seine Eitelkeit zur Schau zu stellen: Er schafft sich Wagen und Gefolgschaft an. Die Leute kamen strahlend nach Hause. Mit Stolz erzählten sie in ihrem Dorf, dass sie Kronprinz Absalom persönlich gesprochen hätten.
Aufgrund der Schilderung der Ereignisse muss man annehmen, dass David sich in fortgeschrittenem Alter nicht zu stark um die Belange der Leute gekümmert hatte. Er war in erster Linie ein Außenpolitiker. Diesen Ruf muss David auch unter seinem Volk gehabt haben: Er kümmere sich zu wenig um die inneren Angelegenheiten. Eine hervorragende Ausgangslage für seinen charismatischen Sohn.
Jetzt brauchte es nur noch wenig, um die Macht an sich zu reißen. Wie schon vor Jahren bei Amnon bringt Absalom einen Vorwand an, um sich aus Jerusalem zu entfernen. Dieses Mal ist es ein religiöses Fest, das er in seiner Geburtsstadt Hebron feiern will. Er versammelt eine Menge adliger Israeliten aus der Umgebung des Königshofs um sich und ruft sich zum Herrscher aus.
Ahitofel kam und schloss sich ihm an. So sammelte Absalom immer mehr Leute um sich, die seine Verschwörung unterstützten.
2. Samuel 15,12
Die Einbindung von Ahitophel war ein absoluter Geniestreich. Er war ein blitzgescheiter, erfahrener Berater. Etwas später können wir lesen, wie Absalom in Jerusalem einzieht. Der amtierende König hatte die Stadt aus Furcht vor einem Blutvergießen geräumt.
Inzwischen waren Absalom und seine Anhänger in Jerusalem eingezogen. Auch Ahitofel hatte sich ihnen angeschlossen.
2. Samuel 16,15
Was meint Halbbruder Salomo zu Absaloms Coup?
Wer seine Eltern schlecht behandelt und fortjagt, ist ein gemeiner und nichtsnutziger Mensch. (Sprüche 19,26)
Die zweite Lektion: Absalom vermittelt mustergültig, wie man sich über die Zeit ein gutes Image aufbauen kann. Doch Gott interessiert sich für das, was hinter der Fassade steht! David war ein echter Held, Absalom bloß eine „Celebrity“. David formuliert es in Psalm 20,8: „Die einen vertrauen auf ihre Pferde, die anderen auf Gott.“ Darin besteht der Klassenunterschied.
Ein geführter Verführer: Andere machen mit mir, was sie wollen.
Wir kommen zur letzten Etappe von Absaloms Leben. Das Rad beginnt sich immer schneller zu drehen.
Danach wandte Absalom sich an Ahitofel und fragte: «Was sollen wir nun weiter unternehmen? Gib mir einen Rat!»
2. Samuel 16,20
Ahitophel ist nicht um Rat verlegen: Schlafe mit den Nebenfrauen deines Vaters, und das in aller Öffentlichkeit. Stelle auf dem Dach des Palasts ein Zelt dafür auf. Dieser offizielle Akt wird allen klar machen: Jetzt bist du König. Ahitophel legt dem jungen König einen radikalen Schritt nahe, aus dem es kein Zurück mehr gab. Dass Ahitophel dabei sein Eigeninteresse verfolgt, sei nur nebenbei erwähnt: Er war der Großvater von Bathseba, dessen erster Ehemann von David ermordet wurde. Es war somit Ahitophels persönlicher Rachfeldzug.
Noch ein anderer Ratgeber hält sich am Hof Absaloms auf: Huschai, der als Freund und Getreuer Davids bekannt war. Er durchschaut den selbstgefälligen Zug von Absalom und stellt ihm bei der ersten Gelegenheit das Bein. Ahitophel nämlich gab dem Rebellenkönig den Rat, seinen Vater mit einer kleinen Elitetruppe zu stellen und zu liquidieren. Husai weiß, dass dies das Ende seines geliebten Herrn bedeutet hätte und rät zu einer anderen Strategie: Absalom solle das ganze Heer aufbieten. Damit schmeichelt er dem Ego des Ratsuchenden. Wie toll, eine Million Mann aufbieten zu können! In der neu geschneiderten Uniform am Straßenrand stehen und die Parade abnehmen…
„Deshalb rate ich dir: Rufe die wehrfähigen Männer aus dem ganzen Gebiet Israels zusammen, von Dan im Norden bis Beerscheba im Süden. Mit diesem Heer, das so unzählbar ist wie der Sand am Meer, musst du persönlich in den Kampf ziehen.“
17,11
So kommt es zum Bruderkrieg in einem großen Wald: Das Heer Israels gegen die Elitetruppen Davids. Die Situation kippt schnell zugunsten von Davids Männern. Absalom, der an der Spitze seines Heeres aufmarschiert ist, wird von den Soldaten seines Vaters attackiert:
„Absalom ritt auf einem Maultier und kam unter einer großen Eiche durch; da verfing er sich mit seinen Haaren in dem dichten Geäst. Das Maultier lief unter ihm weg und er blieb zwischen Himmel und Erde in der Luft hängen.“ (2. Samuel 18,9)
Welch bittere Ironie! Und was für eine präzise Antwort Gottes: Er hängt den Schönling am Inbegriff seiner Eitelkeit auf. Mit den Haaren, die er sich jährlich scheren und abwägen ließ, verfängt er sich im den Zweigen eines Baumes. Joab ist schnell vor Ort und zögert nicht. Der erfahrene General weiß, was zu tun ist:
«Ich will meine Zeit nicht länger mit dir vergeuden!» unterbrach Joab ihn. Er nahm drei Speere und stieß sie Absalom, der immer noch am Baum hing, ins Herz.
18,14
Mit Absalom hatte auch Joab noch eine Rechnung offen. Zudem stand es in seinem Interesse, das Königreich zu stabilisieren und den Aufrührer unschädlich zu machen. In einem Satz wird die persönliche Tragik der Biografie Absaloms zusammengefasst.
Schon zu seinen Lebzeiten hatte Absalom im Königstal einen Gedenkstein für sich errichten lassen. Er hatte ihn nach sich selbst benannt, denn er dachte: «Ich habe keinen Sohn, der meinen Namen weiterträgt.» Noch heute nennt man diesen Stein das «Denkmal Absaloms».
18,18
Absalom ereilte zu Lebzeiten eine persönliche Tragödie: Offenbar sind alle drei Söhne frühzeitig gestorben. Einzig seine Tochter – auch sie eine Schönheit – überlebte und wurde später zur Lieblingsfrau von Salomos Thronfolger Rehabeam. Der Geltungsdrang dieses Mannes war enorm. Er hat sich zu Lebzeiten ein eigenes Denkmal gebaut. Die Bibel erwähnt das in einem Nebensatz, als alles entschieden war. Aus dem Denkmal wird ein Mahnmal.
Das Andenken des Gerechten bleibt im Segen; aber der Name der Gottlosen wird verwesen.
Sprüche 10,7 Luther
Die dritte Lektion: Absalom wird betört von seiner Größe und seinem Einfluss. Er lässt sich am ersten kritischen Punkt umstimmen und nimmt falschen militärischen Rat an! Das ist ein Warnschild für uns: Wer abhängig von Schmeicheleinheiten ist, muss aufpassen, dass ihm nicht ein Bein gestellt wird.
Fazit
Der wahre David, Jesus Christus, steht in einem wohltuenden Kontrast zu Absalom.
- Er hatte kein Ansehen, dass die Menschen ihn aufgrund seines Äußeren bewundert hätten (Jesaja 53,2).
- Er entäußerte sich selbst anstatt die Macht an sich zu reißen (Philipper 2,7).
- Er ging unbeirrt seinen Weg bis zum Kreuz, da er „viele Söhne zur Herrlichkeit führte“ (Hebräer 2,10).
In heutiger Zeit hätte man Absalom wohl als „selbstverliebt“ bezeichnet. Die psychologische Ratgeberliteratur verzeichnet eine Zunahme an Titeln zum Thema „Narzissmus“. Absalom warnt uns vor
- Selbstüberschätzung
- Dem Leben mit Fassade
- Der Gefahr des Schmeichelns
4 Kommentare
Tag
Jesaja 53, 2 beziehungsweise jesaja 53 bezieht sich auf die kreuzigung Jesus als jesus voller schmerzen am kreuz hing.
Jesus ist der sohn gottes !! Er war und ist bestimmt sehr sehr hübsch.
Gruß
tolle Auslegung, Danke. Habe gerade meine Predigt von David und Absalom für nächsten Sonntag fertig gestellt und bin auf diese Predigt gestoßen.
viele Grüße, M.H.
Kam über den Bibelpsalm 3 Hilfe in Feindesnot zu deinem Blogg. Als würde man einen Roman lesen, sehr fesselnd! Sehr treffend die Vergleiche zum aktuellem Geschehen!
Das geschehen in der Bibel, muss auf unsere Zeit umgedeutet werden. Ist keine Historie die einmal war. Das AT und NT lebt jetzt, jetzt in unserer Zeit. Ich sehe die Bibel nicht von der Welt her, sondern umgekehrt die Welt von der Bibel her. Und da wird es klarer und man kommt zur Einsicht, oder wenigstens in die Nähe. Und dann geschieht es, man wird frei. Heute könnte man die Welt so beschreiben – „das politische Träumen“. Je mehr man Wohlstand bringt, desto mehr Unglück geschieht, was es vorher nicht gab: Alkoholismus, Drogensucht, Terrorismus, Statuskämpfe, Gigantismus (Megalomanie) usw. Und wenn du es erreicht, dann bist du schon alt, pensioniert, vielleicht senil, dann stirbst du. Wirst vergessen. Aber wann hast DU in deinem Leben an die Ewigkeit gedacht, selten oder nie. Man weicht der Ewigkeit aus, man will Sie nicht hier haben – darum hat der Mensch – Jeus – gekreuzigt. Wir Jetzigen sind es. Nicht vor uns lebenden Generationen, die auch. Das will man nicht hören, das stört, auch in den Religionen. Ich bis der Weg, die Wahrheit und das Leben – sagte Jesus und dieser Glaube wurde zur Gewissheit, in mir. Beweisen lässt sich das nicht – aber zur Gewissheit kann es in jedem von uns werde, in jedem.