Sehn-Sucht? – Oder wonach sehnst du dich? (Joh 4,1-30)

von Gottfried Rühle
1 Kommentar

Was macht dich aus?

Hast du dir bereits einmal folgende Fragen gestellt: Was macht mich aus? Wie und wodurch definiere ich mich?

Denk einmal darüber nach, bevor du weiterliest!

Was denkst du, was macht dich aus? Ist es dein Aussehen, Klamotten, Sport, Oberarmumfang und Kraft? Fahrrad oder Auto? Smartphone oder iPad? Wohnungseinrichtung und Flatscreengröße? Auf welchem Level von World of Warcraft du gerade bist? Musik und auf wie vielen Konzerten du schon warst? Oder vielleicht, wie viele Bibelverse du auswendig kannst und auf welchen Freizeiten oder Konferenzen du dich aufhältst? Oder vielleicht ja auch darüber, dass du viele Sprachen sprechen kannst? Na, findest du dich wieder? Oder ist es bei DIR noch etwas ganz anderes?

Wonach sehnst du dich?

Die erste Frage stellte ich dir, weil sie eng mit der Frage verbunden ist: „Wonach sehnst du dich?“ Sehnst du dich nach etwas, was du noch nicht hast? Oder sehnst du dich nach etwas, was du immer wieder haben und genießen willst? Fehlt dir wohlmöglich etwas, weil du es verloren hast oder es dir weggenommen wurde? Es ist ganz normal, dass es Dinge in deinem Leben gibt nach denen du dich sehnst und die du dir gerne wünschst. Aber da sind vielleicht auch Dinge, die du eigentlich nicht zum Überleben brauchst, aber nach denen du ein unkontrolliertes Verlangen hast.

Dinge, nach denen du unter Umständen schon so ein Verlangen und eine Sehnsucht hast, dass sie dich beherrschen und du süchtig nach ihnen bist!?

So kann man zu den oben genannten Dingen noch viele andere Dinge hinzufügen. Dinge wie: Liebe, Aufmerksamkeit und Lob, Geborgenheit, Sex und Pornographie, Geld, Macht, Alkohol, Zeug zum Rauchen oder sonstige Drogen. Wie ist es bei dir, definierst du dich bereits über eine dieser Sachen?

Es ist normal, sich nach etwas zu sehnen, wie z.B. Liebe, Zuneigung und Sexualität. Aber aus der Sehnsucht nach Liebe kann schnell eine (Sehn-)Sucht nach Pornographie und Masturbation werden. Wir Menschen versuchen leider sehr oft unsere Sehnsüchte durch Ersatzbefriedigungen zu befriedigen. Gibt es schon etwas in deinem Leben wonach du eine Sehn-Sucht hast und worauf du nicht mehr verzichten kannst und willst?

Was macht wirklich zufrieden?

Passend zu diesem Themawird in der Bibel von einem Treffen zwischen Jesus und einer Samaritanerin berichtet, bei dem Jesus dieser Frau ganz ähnlich gemeinte Fragen stellte:

1 Als nun der Herr erfuhr, daß die Pharisäer gehört hatten, daß Jesus mehr Jünger mache und taufe als Johannes 2 — obwohl Jesus nicht selbst taufte, sondern seine Jünger —, 3 da verließ er Judäa und zog wieder nach Galiläa. 4 Er mußte aber durch Samaria reisen. 5 Da kommt er in eine Stadt Samarias, genannt Sichar, nahe bei dem Feld, das Jakob seinem Sohn Joseph gab. 6 Es war aber dort Jakobs Brunnen. Weil nun Jesus müde war von der Reise, setzte er sich so an den Brunnen; es war um die sechste Stunde. 7 Da kommt eine Frau aus Samaria, um Wasser zu schöpfen. Jesus spricht zu ihr: Gib mir zu trinken! 8 Denn seine Jünger waren in die Stadt gegangen, um Speise zu kaufen. 9 Nun spricht die samaritische Frau zu ihm: Wie erbittest du als ein Jude von mir etwas zu trinken, da ich doch eine samaritische Frau bin? (Denn die Juden haben keinen Umgang mit den Samaritern.) 10 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du die Gabe Gottes erkennen würdest und wer der ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken!, so würdest du ihn bitten, und er gäbe dir lebendiges Wasser. 11 Die Frau spricht zu ihm: Herr, du hast ja keinen Eimer, und der Brunnen ist tief; woher hast du denn das lebendige Wasser? 12 Bist du größer als unser Vater Jakob, der uns den Brunnen gegeben und selbst daraus getrunken hat, samt seinen Söhnen und seinem Vieh? 13 Jesus antwortete und sprach zu ihr: Jeden, der von diesem Wasser trinkt, wird wieder dürsten. 14 Wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm zu einer Quelle von Wasser werden, das bis ins ewige Leben quillt. 15 Die Frau spricht zu ihm: Herr, gib mir dieses Wasser, damit ich nicht dürste und nicht hierher kommen muß, um zu schöpfen! 16 Jesus spricht zu ihr: Geh hin, rufe deinen Mann und komm her! 17 Die Frau antwortete und sprach: Ich habe keinen Mann! Jesus spricht zu ihr: Du hast recht gesagt: Ich habe keinen Mann! 18 Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Da hast du die Wahrheit gesprochen! 19 Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, daß du ein Prophet bist! 20 Unsere Väter haben auf diesem Berg angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei der Ort, wo man anbeten soll. 21 Jesus spricht zu ihr: Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, wo ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. 22 Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen, denn das Heil kommt aus den Juden. 23 Aber die Stunde kommt und ist schon da, wo die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden; denn der Vater sucht solche Anbeter. 24 Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. 25 Die Frau spricht zu ihm: Ich weiß, daß der Messias kommt, welcher Christus genannt wird; wenn dieser kommt, wird er uns alles verkündigen. 26 Jesus spricht zu ihr: Ich bin’s, der mit dir redet! 27 Unterdessen kamen seine Jünger und verwunderten sich, daß er mit einer Frau redete. Doch sagte keiner: Was willst du? oder: Was redest du mit ihr? 28 Nun ließ die Frau ihren Wasserkrug stehen und lief in die Stadt und sprach zu den Leuten: 29 Kommt, seht einen Menschen, der mir alles gesagt hat, was ich getan habe! Ob dieser nicht der Christus ist? 30 Da gingen sie aus der Stadt hinaus und kamen zu ihm.

Johannes 4,1-30

-> Nun folgen ein paar Fragen zum Text, aber bevor du jeweils die Antworten hinter den Pfeilen liest versuche zuerst selbst eine Antwort zu geben (das alles könntest du später auch mit einer Jugendgruppe erarbeiten):

  1. Jesus sprach von zwei verschiedenen Wassern (Verse 13-14). Welche sind das?
    -> normales Wasser, von dem man immer wieder Durst bekommt
    -> lebendiges Wasser, von dem man in Ewigkeit nicht dürsten wird.
  2. Wofür steht das normale Wasser sinnbildlich noch?
    -> Für all jene Dinge, wie z.B. die oben genannten, von denen wir nie wirklich genug bekommen.
  1. Überlege für dich von welchem „Wasser“ du schon getrunken hast und es dich immer wieder dürstet?
  2. Von wie vielen Männern hat Jesus gesprochen (Verse 17-18) und wie hat Jesus diese Beziehungen bezeichnet? (Diese Beziehungen stehen übrigens auch stellvertretend für unsere menschlichen Sehnsüchte)
    -> insgesamt von sechs Männern, von denen jedoch keiner ihr richtiger Ehemann war.
  3. Was meinte Jesus damit, dass wir immer wieder durstig werden würden, wenn wir von diesem Wasser trinken, welches allein unsere menschlichen Sehnsüchte befriedigt?
    -> keine irdische Sache wird uns wahre Zufriedenheit und Befriedigung geben können, die uns langfristig erfreut und unserem Leben Sinn gibt. Bei der Samariterin geht es konkret um die Sehnsucht nach Liebe und Sexualität. So werden dich z.B. Pornographie und Masturbation nie richtig glücklich machen und zufriedenstellen, egal wie oft du sie wiederholst!
  4. Warum können irdische Dinge und Freuden uns nicht wirklich zufrieden machen?
    -> Der Mensch versucht seine Sehnsüchte und Sehn-Süchte mit seinen irdischen Möglichkeiten selbst zu stillen. Aber alle irdischen Dinge können seinen geistlichen Durst, sein Verlangen nach wahrem Frieden, Geborgenheit und ewigem Leben bei Gott nicht stillen. Diese menschlichen Versuche führen über kurz oder lang nur zum Tod, weil irdische Dinge nicht dein Verlangen nach geistlichem Frieden stillen können. Jeder Mensch ist von Gott mit diesem geistlichen Verlangen geschaffen und nur Gott kann es wirklich stillen.
  5. Welches Wasser bietet darum Jesus an?
    -> Lebendiges Wasser.
  6. Welchen Durst will Jesus mit diesem lebendigen Wasser stillen?
    -> Den tiefen Durst nach wahrem Leben.
  7. Was erwartet uns, wenn wir von dem Wasser trinken, welches Jesus anbietet?
    -> Wahre Zufriedenheit im Leben und ewigen Frieden mit Gott. Aber Jesus stillt nicht jeglichen Durst, jegliche Sehnsucht. Er gibt uns das, was wir wirklich brauchen – Frieden und Gemeinschaft mit Gott, was letztlich ewiges Leben bedeutet. Wer diese Gemeinschaft hat wird die Dinge dieser Welt in Dankbarkeit genießen können und so nicht die Gaben, sondern den Geber anbeten.

Was kannst du nun ganz praktisch tun? Wie kannst du jetzt von diesem lebendigen Wasser trinken?

-> Gott verheißt schon im Alten Testament (AT) den geistlichen Hunger und Durst der Menschen zu stillen. Lies dazu Jesaja 55,1-3.

Was möchte Gott von uns laut Vers 3a: „Neigt eure Ohren und kommt her zu mir; hört, so wird eure Seele leben!“? Was kannst du daraus schließen?

-> „Neige deine Ohren zu Gott“ – das heißt nichts anderes, als dass du auf Gottes Wort hören sollst. Auf Gottes Wort kannst du täglich hören, indem du die Bibel liest, nicht nur am Sonntag im Gottesdienst. Aber Gott will nicht nur, dass du auf sein Wort rein akustisch hörst, sondern dass du es auch befolgst und seinen Weisungen gehorchst.

Was ist nun das lebendige Wasser?

-> Jesus macht der Samariterin in Johannes 4,14 deutlich, dass er die Quelle des wahren Lebens ist und sein Wort – die Bibel ist das lebendige Wasser, welches deinen geistlichen Durst wirklich stillt. Damit meint Jesus im Besonderen sein Evangelium. Das Evangelium aus der Bibel ist die frohe Botschaft, dass Gott Sündern ihre Sünden vergibt, wenn sie an das Stellvertretende Opfer Christi am Kreuz glauben. Darum hat das Evangelium auch die Kraft, dich von Unzufriedenheit und Süchten zu befreien (Römer 1,16). Es schafft Zufriedenheit in Gott und in dem was er gibt und stillt. Dazu gehört auch dein geistliches Verlangen.

-> Gott fordert dich auf, seinem Wort und seinen Verheißungen für dein irdisches und geistliches Leben mehr zu vertrauen als deinen Versuchen, die eigenen Sehn-Süchte zu befriedigen. Denn nur er kann deine Sehnsucht nach wahrem Leben bei ihm stillen.

Wie kannst du beständig zufrieden bleiben?

Das Evangelium zeigt Gottes Gnade gegenüber den Menschen auf. Aber wir Menschen sind vergesslich und zweifeln oft an Gottes Zusagen. Deshalb brauchen wir ganz persönlich immer wieder neu eine Bestätigung der Zusagen und Gnade Gottes.

Tägliches Bibellesen hilft gegen das Vergessen und den Zweifel. Es ist wie beständiges Trinken von dem lebendigen Wasser. Denn, wenn du beständig in der Bibel liest erlangst du lebensnotwendige Informationen, durch die der Heilige Geist wahre Erkenntnis und Glauben wirkt. Diese tägliche geistliche Nahrungsaufnahme wird dich stärken und macht dich jeden Tag neu zufrieden und fröhlich.

Aber wenn du täglich in der Bibel liest, stärkt das nicht nur deinen Glauben; du wirst damit auch aktiv Gott die Ehre geben, weil du bekennst, dass Gottes Wort für dich lebensnotwendig ist.

John Piper hat einmal in einer Predigt gefragt: „Wie kann man eine Quelle verherrlichen?“ Er meinte mit der Quelle natürlich Jesus Christus und er antwortete: „Indem du daraus trinkst und nur noch daraus trinkst. Das zeigt, dass die Quelle dir Freude bringt und dich befriedigt.“[1]

Wenn dir jetzt bewusst geworden ist, dass du tatsächlich süchtig nach etwas wie z. B. Pornographie und Masturbation bist und du dich endlich auf den Weg der Reinheit begeben möchtest, dann hätte ich eine Idee für dich. Es gibt Hilfe auch wenn du denkst, dass man dir nicht mehr helfen kann. Du bist nicht der Erste, dem es so geht. Im Internet gibt es auf der Seite von SCF (www.settingcaptivesfree.com) verschiedene Onlinekurse, die dir dabei helfen können. (Durch eine Kurseinheit von SCF bin ich übrigens zu dieser Andacht hier inspiriert worden.) Mit 60 biblischen Kurseinheiten, einem Mentor und mehreren Rechenschaftspartnern kannst du dich dort auf den Weg machen und durch Gottes Gnade frei von falschen Sehn-Süchten werden. Ich wünsche dir dabei Gottes Segen.

[1] Audio Tape, „Preaching as Worship“ von Desiring God Ministries

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1 Kommentar

Peter 15. Oktober 2014 - 15:07

Vielen Dank für diesen guten Artikel. Er hat mich zu einer Andacht für den kommenden Jugendkreis inspiriert.
Besonders gut finde ich den persönlichen Bezug in deinem Artikel, man kriegt viele Denkanstöße für das was falsch läuft und für Verbesserungen.
Die Probleme der jungen Männer werde ich aber noch außer Sexualität auf Verantwortung, Treue und Gottesgehorsam ausweiten. Du hast aber Recht, dass es in Sachen Sexualität einem besonders einen Spiegel vor Augen hält und noch bei sehr vielen Leuten( Uns wahrscheinlich eingeschlossen) noch Verbesserungsbedarf gibt.
Super, weiter so!

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