Leid! – was soll ich tun? Bibelarbeit zu 1. Petrus 5,6-11

von Emil Grundmann
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Leiden um des Glaubens willen. Für dich und mich mag es ein Fremdwort sein, doch für viele Christen ist es die Wirklichkeit. Die knapp 250.000 Christen in Nordkorea müssen täglich damit rechnen von der Geheimpolizei entdeckt und in Arbeitslager gesteckt zu werden. Momentan befinden sich ungefähr 70.000 Christen in den grausamen Arbeitslagern. Demütigungen, Folter, Schwerstarbeit und Hinrichtungen prägen den Alltag der Gefangenen. Als Christ von dort jemals lebend herauszukommen gleicht nahezu einem Wunder. Ich habe von einer Christin gelesen, die von ihren Erfahrungen im Arbeitslager berichtete. Erschütternd und zugleich ermutigend! Sie erzählt von einer kleinen Gemeinde, die sich während der Gefangenschaft aus fünf Christen bildete. Heimlich trafen sie sich auf der Toilette und tauschten Bibelverse aus, die sie auswendig gelernt hatten. Wie kann man so eine ausweglose Situation durchstehen?

Wir machen bestimmt nicht solche Leiden durch, dennoch gehen wir auch durch schwierige Zeiten. Doch wie gehen wir damit um? Was sollen wir in solchen Situationen tun? Der erste Petrusbrief beantwortet diese Frage in 1.Petrus 5,6-11:

So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit! Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch. Seid nüchtern und wacht! Denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen kann; dem widersteht, fest im Glauben, in dem Wissen, daß sich die gleichen Leiden erfüllen an eurer Bruderschaft, die in der Welt ist. Der Gott aller Gnade aber, der uns berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, er selbst möge euch, nachdem ihr eine kurze Zeit gelitten habt, völlig zubereiten, festigen, stärken, gründen! Ihm sei die Herrlichkeit und die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Situation der Adressaten

Die Menschen an die Petrus schrieb litten unter der Verfolgung, Hetze und Unterdrückung. Wahrscheinlich wurde der Brief einige Jahre vor dem Brand Roms geschrieben.  Als Kaiser Nero an die Macht kam, wuchs der Druck für die Christen. Weil man vermutete, dass Kaiser Nero die Stadt in Brand gesetzt hatte, suchte er nach einem Sündenbock, um den Volkszorn von sich abzulenken. Hunderte von Christen wurden verhaftet, gefoltert und umgebracht. Sie wurden gekreuzigt, in Tierfelle gesteckt, um von Tieren zerrissen zu werden oder als lebende Fackeln auf den Partys des Kaisers in Brand gesteckt.

Hinein in diese Situation schreibt Petrus einigen Christen, die in Kleinasien verstreut leben.

Der Text lässt sich ganz einfach in drei Teile zu je zwei Versen gliedern. Verse 6 und 7, 8 und 9, 10 und 11. In Versen 6 bis 9 gibt Petrus einige Anweisungen. Wir finden einige Imperative: „Demütigt euch“(6), „Seid nüchtern und wachsam“ (8), „widersteht“ (9). In den Versen 10 und 11 lenkt Petrus den Blick wieder auf Gott und seine Verheißung für seine Kinder.

I. Akzeptiere, dass schwierige Zeiten aus Gottes Hand kommen (6- 7)

Unser Text beginnt mit: „So demütigt euch nun unter die gewaltige Hand Gottes“. Warum sagt Petrus das zu Menschen, die eine schwierige Situation durchmachen? Sich demütigen heißt, sich erniedrigen und seine Niedrigkeit anzuerkennen. Es bedeutet, sich vollkommen bewusst zu sein, wer ich vor meinem Schöpfer bin. „Gott du bist der gerechte, der ewige und mächtige Gott. Wer bin ich schon vor dir? Ich bin sündig, vergänglich und schwach.“ Wenn du und ich dieses Bewusstsein haben, dann steht unser Ich nicht im Zentrum des Universums, sondern der Gott, der alles lenkt und bestimmt. Wir verstehen „sich zu demütigen“ sehr passiv. Demut bedeutet für uns einfach nicht arrogant zu sein, in gewisser Hinsicht sich im Hintergrund zu halten. Doch Petrus versteht es als eine aktive Handlung. Deswegen benutzt er einen Imperativ: „Demütigt euch!“

„Die gewaltige Hand Gottes“ ist ein Ausdruck, den wir bei dem Auszug der Israeliten aus Ägypten immer wieder finden (2.Mose 6,1; 13,9; 5.Mose 5,15). Gott hatte seinem Volk etwa 400 Jahre Knechtschaft, Unterdrückung und Leiden zugedacht. Er hat es so gewollt. Es war ihm nicht egal, dass sein Volk leidet, doch es war sein souveräner Wille.

Für die Christen im römischen Reich, für die Christen in Nordkorea und für dich, wenn auch du in irgendeiner Form schwierige Zeiten durchmachst, ist es ein großer Trost zu wissen: Alles kommt aus der gewaltigen Hand Gottes. Es gibt nichts, was seiner Hand entgleitet. Alles geschieht nach seinem guten Willen. Zu akzeptieren, dass Gott, auch wenn wir leiden, immer noch mit seiner Hand alles lenkt, ist, was Petrus hier befiehlt.

Petrus hatte den Christen in Kapitel 4,12 geschrieben: „Lasst euch durch die Hitze nicht befremden, die euch widerfährt zu euer Versuchung, als widerführe euch etwas Seltsames.“ Für Christen ist Leiden Normalzustand. Doch Leiden dauern nur so lange an bis Gott sie „zu seiner Zeit“ beendet. Wie Gott das Volk Israel durch seine starke Hand befreit hat, so wird er auch jeden Christen aus seinen Leiden befreien.

Wenn wir das wissen, was liegt dann näher als alles was uns bedrückt auf „ihn zu werfen“? Petrus verwendet hier ein Wort, das in der Antike gebraucht wurde, wenn eine Last auf einen Esel geworfen wurde. Genauso sollen wir alles auf Gott werfen, damit er es für uns trägt. Wenn wir an einen souveränen Gott glauben, haben wir allen Grund alle Sorgen ihm zu überlassen. Wir demütigen uns unter Gott indem wir alle Schwierigkeiten auf ihn werfen.

II. Widerstehe dem Teufel durch den Glauben (8-9)

Wenn uns Sorgen den Kopf verdrehen, dann verlieren wir schnell den nüchternen Blick. Obwohl wir alle Sorgen bei Gott abladen dürfen, warnt Petrus die Christen und spornt sie an: „Seid nüchtern und wacht.“ Der Christ weiß einerseits, dass alles aus Gottes Hand kommt und er alle Sorgen auf ihn werfen darf (was wir in den Versen 6 und 7 lesen) doch andererseits soll er hellwach sein. Nüchtern steht oft in Verbindung mit Gebet. „Seid nüchtern zum Gebet“(4,7). Kurz vor seinem Tod sagte Jesus seinen Jüngern: „Wacht und betet“. Auf der einen Seite müssen wir wissen, dass Gott alles gut lenkt und zum Ziel führen wird, doch auf der anderen Seite darf es uns nicht lähmen, gegen Satan anzukämpfen. Sei realistisch! Satan will dich zu Fall bringen.

Wenn ein Löwe auf dich zukommt, sein großes Maul öffnet und dich laut anbrüllt, wirst du auch nicht unbeeindruckt stehen bleiben. Wahrscheinlich zuckst du zusammen, auch wenn der Löwe hinter Käfigstäben ist. Der Teufel ist so ein brüllender Löwe, der den Schafen Angst macht. (In Kapitel 5,2 vergleicht Petrus die Christen mit einer Schafherde.) Das einzige Mittel um gegen ihn anzukämpfen ist der Glaube.

Glaube ist für Petrus nicht ein undefinierbares warmes Gefühl. Nicht irgendein Glaube, der mir das Gefühl von Stärke gibt. Glaube hat immer einen klar definierten Inhalt. Petrus meint den Glauben an Jesus Christus. Seine Leiden, sein Sterben und seine Auferstehung. Die Gewissheit, dass wir durch ihn neues Leben haben und durch ihn eine lebendige Hoffnung. Der Glaube, dass er den Teufel überwunden hat. Er hat am Kreuz gesiegt. Ich gehöre nicht dem Teufel, sondern ihm. Dieser Glaube trägt durch Leiden und ist das einzige Mittel um widerstehen zu können. Petrus schreibt am Anfang des Briefes:

„die ihr aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werdet zur Seligkeit, die bereit ist, dass sie offenbar werde zur letzten Zeit. Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus. Ihn habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude, wenn ihr das Ziel eures Glaubens erlangt, nämlich der Seelen Seligkeit.“

1.Petrus 1,5-9

Der Glaube trägt durch und gibt Kraft, um in Versuchungen, die gerade in schwierigen Zeiten kommen, zu widerstehen, weil es der Glaube an einen starken Gott ist. Petrus macht die Christen auch darauf aufmerksam, dass sie nicht die einzigen Christen sind, die gerade Leid tragen, sondern die Christen in aller Welt Leid tragen müssen.

III. Gott stärkt dich und trägt dich durch (10-11)

Was kann Menschen, die um ihres Glaubens willen verspottet, misshandelt, geschlagen, gefoltert und getötet werden, Kraft geben? Stell dir die Situation vor, in der die Christen sind, an die Petrus schreibt. Stell dir die Christen in den Gefangenenlagern in Nordkorea vor. Sie müssen jeden Moment damit rechnen, umgebracht zu werden. Was kann sie stärken? Verbale Streicheleinheiten und Seelenmassage?

Petrus weiß, dass  nur der Blick auf den großartigen Gott den Christen Hoffnung, Kraft und Zuversicht geben kann. In den Versen 10 und 11 lenkt Petrus die Blicke seiner Zuhörer auf Gott. Er beschreibt wer dieser Gott ist, was er getan hat und tut.

Er ist der Gott aller Gnade. Er ist die einzige Quelle der Gnade. Diese Gnade zeigt sich im Evangelium. Gott hat sie so sehr geliebt, dass er sie erwählt und berufen hat zu der Herrlichkeit in Jesus. In Jesus haben sie ein neues Leben, Vergebung der Sünden, ein Erbe, das ihnen niemand klauen kann und eine Hoffnung auf eine bessere Welt. Wie kann dieser Gott sie im Stich lassen, wenn er ihnen schon so viel geschenkt hat? Wie kann dieser Gott, der seine Liebe zu ihnen bewiesen hat als er seinen Sohn für sie am Kreuz leiden ließ, sie im Stich gelassen haben? Dieser Blick auf Jesus Christus ist das Licht in der Dunkelheit der Schwierigkeiten.

Im ganzen Brief hat Petrus versucht die Leiden der Christen und ihre schwere Situation nicht in den Fokus zu rücken, sondern die Herrlichkeit, die sie in Jesus haben. Was sind schon Schwierigkeiten und Leiden im Kontext der Ewigkeit? Ein kleines Sandkorn am Strand.

In V.10 greift Petrus ganz tief in seine Wortschatzkiste um zu beschreiben, dass Gott seine Kinder stärken wird. Er verwendet vier verschiedene Begriffe um dies zu beschrieben: 1.Uns geistlich reifen lassen, 2. Befestigen, 3. Kräftigen/ Durchhaltevermögen schenken 4. Auf ein festes Fundament stellen.

Petrus ist so begeistert von diesem Gott, weil Gott so gnädig ist, so stark ist und seine Kinder im Leid nicht im Stich lässt, sondern sie durch trägt. Petrus weiß, dass er nur von diesem Gott Gnade und Kraft erfahren kann. Das Leben eines Christen ist in jeder Lebenslage auf Gott ausgerichtet. Gerade in schwierigen Zeiten brauchen wir diese Perspektive, die Petrus uns hier gibt. Für die Christen damals hieß es zu wissen, dass die römische Macht im Vergleich zu ihrem starken Gott viel schwächer ist. Was für einen Halt ist es auch für dich und mich in jeder Situation zu bekennen: „Ihm sei die Macht in Ewigkeit! Amen!“

Kurze Zusamenfassung

Petrus lehrt uns in diesem Abschnitt mindestens drei wichtige Lektionen wie wir mit Leid und schwierigen Situationen umgehen sollen:

  • Akzeptiere, dass schwierige Zeiten aus Gottes Hand kommen (6- 7):

Wenn du und ich eine schwierige Phase durchmachen, dürfen wir wissen: Alles kommt aus Gottes starker Hand. Weil er alles bestimmt und lenkt, dürfen wir ihm alle Sorge anvertrauen.

  • Widerstehe dem Teufel durch den Glauben (8-9)

Sich zu demütigen heißt nicht sich passiv zurückzulehnen, sondern  auch wachsam zu sein. Die einzige Methode um dem Teufel zu widerstehen ist der Glaube an Jesus Christus.

  • Gott stärkt dich und trägt dich durch (10-11)

Unser Glaube ist auf den gnädigen und starken Gott ausgerichtet, der für seine Kinder das Beste will, was er im Evangelium von Jesus Christus zeigt. Diesem Gott dürfen wir vertrauen, weil er uns stärkt und durch trägt.

Für diejenigen unter euch, die sich mit dem Thema noch ein wenig mehr beschäftigen möchten, bieten wir euch hier einen Gesprächsführer zu der Bibelarbeit, sowie diese selbst als pdf-Datei zum Download an:

Gesprächsführer zur Bibelarbeit „Leid! – Was soll ich tun?
Bibelarbeit „Leid! – Was soll ich tun?

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