„Ich hatte Todesangst, als die Männer mein Haus durchsuchten. Der christliche Glaube ist in meiner Heimat streng verboten. Hätten sie bemerkt, dass wir Christen sind, oder hätten sie unsere Bibel gefunden, wäre die ganze Familie sehr wahrscheinlich hingerichtet oder in ein Arbeitslager gebracht worden“, beginnt Hwang[1] aus Nordkorea zu erzählen. „Ich feierte gerade mit meiner Familie heimlich bei uns zu Hause einen Gottesdienst und hörte daher nicht gleich das Klopfen an der Tür. Es wurde immer heftiger. Hastig versteckte ich meine Bibel und öffnete die Tür. Sofort drängten der Dorfvorsteher und zwei Polizisten in unser Haus.
,Warum hast du nicht sofort geöffnet? Was tut ihr hier?‘, herrschte mich der Vorsteher an“, erzählte Hwang weiter. „Misstrauisch durchsuchten sie das Haus. Solche Überprüfungen finden regelmäßig statt. Ein Polizist fand unsere Bibel, doch er verbarg sie vor den anderen und sagte: ‚Hier ist nichts. Lasst uns zum nächsten Haus gehen.‘“ Hwang fürchtete, später verhaftet zu werden. Doch am nächsten Tag kam der Polizist zurück und gab ihm die Bibel wieder. „Ich bin selbst Christ“, sagte er. „Aber ich kann mich nicht mit anderen treffen. Ich verberge meinen Glauben. Doch Gott ermutigte mich und führte mich zu dir, einem Glaubensbruder.“[2]
Leider ist das Schicksal von Hwang keine Seltenheit. An vielen Orten auf der Welt werden Christen wegen ihres Glaubens an Jesus Christus verfolgt. Allein der Besitz einer Bibel kann Menschen schon in Lebensgefahr bringen.
Laut OpenDoors werden derzeit ungefähr 100 Millionen Christen in über 50 Ländern wegen ihres Glaubens an Jesus Christus benachteiligt und verfolgt. Damit gehört das Christentum zur weltweit größten verfolgten Religionsgemeinschaft.
OpenDoors stellt jährlich einen sogenannten Verfolgungsindex zusammen. Besonders schlimm ist die Lage für die Christen in Nordkorea. Im Januar berichtete sogar der SPIEGEL online über die bedrohliche Lage.
1. Was heißt es, für seinen Glauben verfolgt zu werden?
Für seinen Glauben verfolgt zu werden kann sehr unterschiedlich aussehen und variiert je nach Land und Kultur.
Allgemein kann man sagen, dass wir dann von Verfolgung sprechen, wenn mit Konsequenzen für Familie, Besitz, Leib und Leben gerechnet werden muss, weil man sich zu Jesus Christus bekennt.[3] In vielen Ländern gibt es trotz der gesetzlich garantierten Religionsfreiheit real keine Freiheit. Oft liegt das daran, dass die Provinzbehörden die rechtlichen Bestimmungen einfach ignorieren oder zu schwach sind, die Rechte von Minderheiten zu schützen.
Johan Candelin hat sich sehr intensiv mit dem Thema beschäftigt und spricht von drei Phasen, die zur Verfolgung führen.[4]
a) Desinformation
Bedeutet so etwas wie Verbreitung falscher Informationen.
Sie beginnt häufiger in den Medien als sonstwo. Durch gedruckte Artikel, Radio, Fernsehen und andere Mittel werden Christen ihres guten Rufs beraubt und ihres Rechts auf Anklagen zu antworten, die gegen sie erhoben werden.
b) Diskriminierung
Diskriminierung drängt Christen in eine Staatsbürgerschaft „zweiter Klasse“ mit schlechterem rechtlichen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Status als die Mehrheit in dem Land.
c) Verfolgung
Wenn erst einmal die ersten zwei Stufen überschritten worden sind, kann sie straflos verübt werden, ohne dass normale Schutzmaßnahmen greifen. Verfolgung kann von dem Staat, der Polizei oder dem Militär, extremistische Organisationen, dem Mob, paramilitärischen Gruppen oder Vertretern anderer Religionen kommen.
2. Christenverfolgung geht uns alle an
Ich weiß nicht, wie es dir damit geht. Aber wenn es zum Thema Christenverfolgung kommt, fühlen wir uns hier in Deutschland doch manchmal etwas weit weg vom Thema. Wir können uns als Gemeinde versammeln, ohne einen Anschlag fürchten zu müssen und die vielen Bibeln, die wir besitzen, interessieren die Mehrheit eher wenig.
Manch einer denkt sich zu diesem Thema vielleicht: „Gut, dass ich nicht verfolgt werde. Mir geht’s super hier.“ oder „Man, das ist ja echt schlimm, aber machen kann ich da auch nichts.“
Ich persönlich muss sagen, dass es mir nicht leicht fällt, mich in die Situation verfolgter Christen hineinzuversetzen und bin mir sicher, dass ich damit nicht alleine bin. Trotzdem handelt es sich hierbei um ein sehr wichtiges Thema, mit dem wir uns alle beschäftigen sollten. Ich werde noch etwas genauer darauf eingehen und anschließend ein paar Tipps geben, wie wir verfolgten Christen helfen können.
Als Christen sind wir keine Einzelgänger
Christen sind Teil der großen Gemeinde Jesu. Durch den Heiligen Geist sind wir miteinander verbunden. Paulus schreibt im 1. Korintherbrief, dass wir als Gemeinde Jesu ein Leib sind. So wie auch jeder Körper aus vielen Körperteilen besteht, besteht die Gemeinde Jesu aus vielen Menschen! In 1. Korinther heißt es: „Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit.“ Wenn andere Christen wegen ihres Glaubens an Jesus Christus verfolgt werden, dann leiden wir mit!
Im Hebräerbrief 13,3 heißt es: „Denkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und an die Misshandelten, weil ihr auch noch im Leibe lebt.“
Verfolgung kann ein Bestandteil der Nachfolge Jesu sein
Es sollte uns nicht überraschen, wenn Christen verfolgt werden. Auch Jesus wurde verfolgt, gehasst und verraten. Und er selbst stellte seine Jünger darauf ein, dass sie um „Seines Namens willen“ verfolgt werden (Johannes 15,20f). Damals wie heute war es eine Ungeheuerlichkeit für Jesus zu behaupten, er sei Gottes Sohn. Doch als Christen glauben wir, dass er es ist und dass er gekommen war, um für uns zu sterben. Er hat an unserer Stelle ein sündfreies Leben geführt, ist am Kreuz gestorben und am dritten Tag auferstanden. Nur durch seinen Tod und seine Auferstehung können wir zur Vergebung der Sünden gelangen, eine Beziehung zu Gott und ewiges Leben haben!
Das Evangelium ist mit Sicherheit die beste, aber zugleich eine der provozierendsten Nachrichten für viele Menschen. Ist doch klar, dass man da auch auf Ablehnung stößt.
3. Wie können wir verfolgte Christen konkret unterstützen?
a) Beten
Das Erste, wonach uns verfolgte Christen bitten, ist das Gebet. Der Einzige, der letztlich wirklich Veränderung bringen kann, ist unser großer Gott. Und er fordert uns auch auf, an die Gefangenen und Misshandelten zu denken (Hebräer 13:3).
In Epheser 6:18 heißt es: „Betet allezeit mit Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit im Gebet für alle Heiligen.“
Am besten ist es, wenn du dir ein konkretes Land aussuchst oder für einen konkreten Christen betest. Du kannst dich dabei zum Beispiel an Missionswerke wenden und sie nach konkreten Gebetsanliegen fragen. Es besteht die Möglichkeit Gebetsemails mit aktuellen Anliegen zu bekommen.
Es gibt vieles, wofür wir beten können und dürfen. Ein paar Beispiele möchte ich im Folgenden nennen:
Wir können dafür beten, dass verfolgte Christen…
- standhaft bleiben und selbst unter den schlimmsten Umständen und Bedingungen, sich zu Jesus Christus bekennen.
- sich ganz an Gottes Verheißungen klammern und ihm vertrauen
- wissen, dass am Ende die Krone der Gerechtigkeit (2. Tim 4, 8) auf sie wartet, das ewige Leben
- ihre Feinde lieben (Matthäus 5:44; Lukas 6:27f)
- das Evangelium verkündigen können (Epheser 6:18)
Auch für die Verfolger dürfen wir beten. Es passiert immer wieder, dass Verfolger umkehren und zu Nachfolgern Jesu werden. Paulus ist dort mit Sicherheit eins der besten Beispiele aus der Bibel. Vom Christenverfolger wurde er zum Christusverkündiger (Galater 1,23-24).
b) Briefe schreiben
Du kannst verfolgten Christen oder Gefangenen Briefe bzw. Postkarten schreiben, um sie zu ermutigen und ihnen zu zeigen, dass du an sie denkst. Es gibt dabei einige Dinge, die zu beachten sind, damit du den Empfänger nicht in Gefahr bringst. Die Organisation OpenDoors gibt auch hier nützliche Hinweise.
c) Spenden
Der Einsatz für verfolgte Christen kostet auch Geld. Eine Art der Unterstützung wäre die finanzielle. Du kannst also an Organisationen spenden, die sich für unsere Glaubensgeschwister einsetzen.
d) Über die Not der Christen sprechen
Die Christenverfolgung ist ein Thema, das uns alle etwas angeht und über das nicht genug geredet wird: Erzähle deinen Freunden davon oder frage deinen Jugendpastor, ob ihr dieses Thema in der Jugendstunde bearbeiten könnt. Wenn du predigst, kannst du vielleicht dieses Thema in einer Predigt ansprechen.
Dieser Artikel ist mehr als Denkanstoß gedacht und liefert keine ausreichenden Informationen zu diesem Thema. Ich hoffe, dass du dazu ermutigt wurdest, dich mehr mit diesem Thema zu beschäftigen.
Anstatt uns zurückzulehnen und die Freiheit zu genießen, dürfen wir Gebrauch davon machen und unseren Freunden und den Menschen in diesem Land von Jesus Christus und seinem rettenden Werk am Kreuz erzählen! Denn nur Jesus kann den Menschen die unerschütterliche Hoffnung geben, die selbst durch Zeiten der Bedrängnis hindurch trägt.
Hilfreiche Internetseiten:
Nachrichten zur Christenverfolgung:
Der Arbeitskreis für Religionsfreiheit veröffentlicht regelmäßig einen Newsletter mit Nachrichten zur Christenverfolgung. Der Newsletter kann hier bestellt werden: https://akref.ead.de/nachrichten/
Bücher zum Thema:
Thomas Schirrmacher, Christenverfolgung geht uns alle an: Auf dem Weg zu einer Theologie des Martyriums, Bonn: VKW, 2011.
Thomas Schirrmacher, Max Klingelberg und Ron Kubsch: Märtyrer 2012: Das Jahrbuch zur Christenverfolgung heute, Bonn: VKW, 2012.
Glenn M. Penner, Im Schatten des Kreuzes: Verfolgung und Christusnachfolge – eine biblische Theologie, Hänssler, 2010.
[2] http://www.opendoors.de/verfolgung/gesichter_verfolgung2/bedroht/hwang_nordkorea/
[3] http://www.opendoors.de/verfolgung/christenverfolgung_erklaerung/verfolgung/
[4] zitiert nach Thomas Schirrmacher, M. Klingberg (Hrsg), Märtyrer 2002, Bonn 2002, S. 53
1 Kommentar
Guter und wichtiger Beitrag, das wird in einem heute beliebten Wohlfühl-Christentum immer seltener bedacht – oder gar bewusst in Kauf genommen. Danke.
Siehe dazu auch folgenden Beitrag zum gleichen Thema:
http://jesaja662.wordpress.com/2012/03/22/gegenkultur-hat-uns-die-bibel-ein-genussvolles-leben-verheisen/