Jonathan, der tragische Kronprinz (Teil 1)

von Jochen Klautke
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Warum lässt Gott das zu?

Für die viermal im Jahr erscheinende Zeitschrift Bekennende Kirche habe ich für die Ausgabe im September 2012 eine dreiteilige Artikelserie über Sauls Sohn Jonathan begonnen, deren zweiter Teil im Dezember 2012 erschien und deren dritter Teil 2013 erscheinen wird.

Für den Josiablog werde ich in den nächsten Wochen immer wieder Gedanken aus den Artikeln herausgreifen und ausführen. Wer die Artikel im Original am Stück lesen möchte, kann das hier tun.

Sünde ist ein zentrales Thema der Bibel. Dass alle Menschen Sünder sind, ist eine Wahrheit, die die Bibel sehr deutlich macht. Und trotzdem gibt es einige wenige Menschen, von denen uns die Bibel keine einzige Sünde berichtet. Beispiele für solche Personen sind Henoch oder auch der Prophet Daniel. Und auch von Jonathan, dem Sohn König Sauls wird uns keine schlechte Tat, kein falsches Wort und auch keine zweifelhaften Motive berichtet.

Das heißt natürlich nicht, dass Henoch, Daniel oder Jonathan ohne Sünde waren. Genau wie alle anderen Menschen waren sie nicht so auf Gott ausgerichtet, wie Gott es von ihnen verlangte und brauchten deshalb auch einen Erlöser. Und trotzdem schweigt die Bibel über ihre negativen Seiten.

Vieles in seinem Leben war nicht das, was wir uns von einem Leben als Kronprinz erträumen würden.

Anscheinend führte Jonathan also ein Leben, das Gott ganz besonders gefiel. Wenn auch nicht fehlerfrei, dann doch so, dass Gott es nicht für nötig hielt uns etwas davon zu berichten. Das ist umso erstaunlicher, wenn man das Leben Jonathans im Überblick betrachtet. Denn vieles in seinem Leben war nicht das, was wir uns von einem Leben als Kronprinz erträumen würden.

Jonathan war der älteste Sohn von Saul, einem Israeliten aus dem Stamm Benjamin, der gut 1000 Jahre vor der Geburt von Jesus Christus erster König über Israel, das Volk Gottes, wurde. Es war nicht Gott gewesen, der dem Volk einen König geben wollte, sondern das Volk forderte einen König. Vor allem die Motive waren sehr zweifelhaft. Gottes Volk wollte einen König, um so zu sein wie alle anderen (gottlosen) Völker um sie herum. (1. Samuel 8,5).

Also wurde Saul König über Israel und schon früh war klar, dass Jonathan als sein ältester Sohn einmal sein Nachfolger werden würde. Aber es dauerte nicht lange bis Saul Dinge tat, die Gott nicht gefielen und so ließ Gott durch den Propheten Samuel dem Saul ausrichten, dass Gott sein Königtum von ihm genommen habe. Jonathan hatte gerade begonnen selbst in Erscheinung zu treten – und wie! Nicht nur einmal gelang es ihm die Erzfeinde der Israeliten, die Philister, aufzumischen und in die Flucht zu treiben. Als Saul sein Königtum verlor hieß das für Saul erst einmal gar nichts, denn er blieb vorerst König. Aber für Jonathan hieß das, dass er niemals selbst König werden würde. Es war nicht der einzige Rückschlag für den jungen Kronprinzen. Sein Verhältnis zu seinem Vater verschlechterte sich mit der Zeit immer mehr, vor allem als sich Jonathan mit dem künftigen König David anfreundete.

Viel Zeit konnte er aber auch mit David nicht verbringen, weil ihn Saul verfolgte. Als die Übermacht der Philister immer stärker wurde, kam es auf dem Berg Gilboa zur Schlacht bei der nicht nur Jonathan und zwei seiner Brüder starben, sondern auch ihr Vater Saul. Doch die Philister hatten noch nicht genug, sondern sie hängten die Leichen der vier Männer für alle sichtbar an die Stadtmauern der Stadt Beth-Schean. Ein ‚Happy End‘ für ein Leben sieht anders aus… Und was doch eigentlich noch viel schlimmer ist: Im Gegensatz zu seinem Vater hatte Jonathan so ein Leben nicht im Geringsten verdient.

Ein Teil der Antwort, warum Gott so handelte, findet sich im ersten Samuelbuch. Im zweiten Kapitel lesen wir das Loblied der Hanna. Unter anderem heißt es dort:

Der Herr tötet und macht lebendig, führt hinab zu den Toten und wieder herauf. Der Herr macht arm und macht reich; er erniedrigt und erhöht. Er hebt auf den Dürftigen aus dem Staub und erhöht den Armen aus der Asche, dass er ihn setze unter die Fürsten und den Thron der Ehre erben lasse. Denn der Welt Grundfesten sind des Herrn, und er hat die Erde darauf gesetzt.

1. Samuel 2, 6-8

Heute würden wir sagen: Gott ist ein Gott, der das Leben von Menschen auf den Kopf stellt. Ein Gott, der sich von niemandem sagen lässt, was er zu tun hat. Aber er ist dabei nicht willkürlich. Vor allem das Neue Testament verrät uns viel darüber, warum auch Menschen, die auf Gottes Seite stehen, leiden müssen – oft sogar mehr als Nichtchristen.

Der Bruder von Jesus, Jakobus, schreibt gleich am Anfang von seinem Brief: „Meine Brüder, achtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtung geratet, da ihr wisst, dass die Bewährung eure Glaubens Standhaftigkeit wirkt.“ (Jakobus 1,2-3)

Wenn Menschen, die auf Gottes Seite stehen, ganz unten durch müssen, dann nicht, weil Gott mit ihnen spielt, sondern weil er sie liebt. Es sind Dinge, die nicht an Gott vorbeilaufen, sondern die – so hart es manchmal klingt – Teil von seinem großen Plan für unser Leben sind. Sie stärken unseren Glauben und bewirken Standhaftigkeit. Ständig laufen wir Gefahr nur dieses endliche, irdische Leben im Blick zu haben. Aber Gott benutzt die Dinge, von denen wir sagen würden, dass sie nicht das sind, was wir uns wünschen, um uns näher zu sich zu bringen.

Das „Beste“ ist oft nicht das, was am besten aussieht, sondern es ist das, was uns näher zu Gott bringt.

Paulus selbst wurde in seinem Leben als Christ ein paar Mal gesteinigt, ein paar Mal ging sein Schiff auf hoher See unter und er landete öfters im Gefängnis. Und trotzdem konnte er schreiben: Wir wissen aber, dass denen die Gott lieben alle Dinge zum Besten dienen (Römer 8,28). Dieses „Beste“ ist oft nicht das was am besten aussieht, sondern es ist das, was aus Gottes Perspektive das Beste für uns ist, um uns näher zu Ihm zu bringen.

Ich möchte in einigen zukünftigen Beiträgen das Leben Jonathans etwas genauer betrachten und nach dem Wirken Gottes in seinem Leben fragen. Es soll darum gehen, warum sein Leben trotz allem ein Leben zu Gottes Ehre war, warum wir vieles von ihm lernen können und nicht zuletzt warum uns das Leben des tragischen Kronprinzen immer wieder auf das Leben des wahren Königs Jesus Christus weist.

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